Selbstständigkeit boomt. Das liegt vermutlich auch an den Lohnnebenkosten. Denn Freiberufler sind für Unternehmen häufig sehr viel günstiger als festangestellte, versicherungspflichtige Angestellte.
Das gilt insbesondere für freischaffende Künstler, Schriftsteller und Journalisten, bei denen der „Arbeitgeberanteil“ an den Sozialbeiträgen von der Künstlersozialkasse übernommen wird. Sie müssen die Kosten also nicht an ihre Auftraggeber weiterreichen.
Überlegt ein Unternehmen, einen bewährten Freelancer fest einzustellen, beginnt erst einmal das Rechnen. Aus dem simplen Honorar wird plötzlich ein Bruttolohn mit einer Reihe weiterer Kostenpunkte. Arbeitgeber zahlen in Deutschland diese Lohnnebenkosten:
- Arbeitgeberbeiträge zur Rentenversicherung, gesetzlichen Krankenversicherung und Arbeitslosenversicherung
- Beiträge zur gesetzlichen Unfallversicherung
- Lohnfortzahlung während des Urlaubs
- Umlagen für Mutterschaftsgeld, Insolvenzgeld und Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall
- weitere Kosten, zum Beispiel für die berufliche Aus- und Weiterbildung oder für gestellte Berufskleidung
Hohe Lohnnebenkosten machen Arbeit teurer, ohne dass Beschäftigte direkt mehr Geld auf dem Konto haben. Insofern erhöhen sinkende Sozialkosten womöglich die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes bei Produktion und Dienstleistungen. Andererseits können hohe Lohnnebenkosten auf eine exzellente Qualifikation und gute soziale Absicherung der Beschäftigten hindeuten.
Wir haben bereits die Länder in der Europäischen Union vorgestellt, in denen Arbeit am teuersten ist. Das Statistische Bundesamt hat jetzt aus Daten von Eurostat errechnet, wie es in den EU-Staaten um die Lohnnebenkosten steht:
Dies sind die zehn EU-Länder mit den höchsten Lohnnebenkosten
Diese Länder zahlen die höchsten Lohnnebenkosten

#9 und #10 Spanien und Estland
Spanien und Estland teilen sich im EU-Ranking der Lohnnebenkosten Platz neun und zehn. Arbeitgeber zahlen dort 2018 auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich jeweils 35 Euro Lohnnebenkosten, wie das Statistische Bundesamt aus Daten von Eurostat errechnet hat. Auf Platz elf folgte Griechenland mit 33 Euro. Dahinter kamen die Niederlande (30 Euro) und Lettland (29 Euro).

#6, #7 und #8 Belgien, Slowakei und Tschechien
Die Lohnnebenkosten in der Tschechischen Republik, der Slowakei und in Belgien liegen deutlich über dem EU-Durchschnitt. Arbeitgeber zahlten dort im vergangenen Jahr jeweils 37 Euro pro 100 Euro Bruttoverdienst. Der EU-weite Mittelwert im Bereich produzierendes Gewerbe und wirtschaftliche Dienstleistungen lag bei 30 Euro. Im Euro-Währungsgebiet stieg der Betrag sogar auf 34 Euro.

#5 Österreich
Arbeitgeber in Österreich müssen mit hohen Lohnnebenkosten kalkulieren. 2018 wurden 38 Euro je 100 Euro Bruttoverdienst fällig.

#4 Italien
Italien ist einer von vier Staaten in der EU, in denen die Lohnnebenkosten die Grenze von 40 Euro je 100 Euro Bruttoverdienst überschreiten. 2018 lag der Wert laut Statistischem Bundesamt in Italien exakt bei 40 Euro.

#3 Litauen
Litauen belegt unter den EU-Ländern, in denen Arbeit am teuersten ist, Platz 26, also den drittletzten Rang. Bei den Lohnnebenkosten ist der baltische Staat allerdings an der Spitze. Arbeitgeber zahlten dort 43 Euro auf 100 Euro Bruttolohn.

#2 Frankreich
Eine Arbeitsstunde kostete 2018 in Frankreich im Durchschnitt 36,50 Euro. Das reichte im EU-Ranking für Platz fünf. Betrachtet man nur die Lohnnebenkosten, schießt Frankreich auf Platz zwei vor. Unternehmen zahlten im vergangenen Jahr durchschnittlich 45 Euro. Das waren 50 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt. Deutschland lag übrigens mit 27 Euro auf Platz 14 im europäischen Mittelfeld.

#1 Schweden
Schweden ist in der EU das Land mit den höchsten Lohnnebenkosten. 2018 kamen auf 100 Euro Bruttoverdienst rund 48 Euro zusätzliche Abgaben. Das war mehr als doppelt so viel wie in Polen (22 Euro), im Vereinigten Königreich (20 Euro) oder Irland (18 Euro). „Schweden ist für hohe Arbeitskosten, aber auch für gut ausgebildete, produktive Arbeitskräfte bekannt“, erklärt die Deutsch-Schwedische Handelskammer. „Die Gewerkschaften haben einen großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt und dessen Regelungen.“ Den letzten Platz belegte Malta mit nur acht Euro Lohnnebenkosten. Für Rumänien lagen keine Daten vor.