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Neues Prüfzentrum Wirtschaftsministerium plant Crashtests für KI-Roboter

Einer der bekanntesten KI-Roboter ist Teslas „Optimus“, der hier von Besuchern einer KI-Konferenz in Schanghai bestaunt wird
Einer der bekanntesten KI-Roboter ist Teslas „Optimus“, der hier von Besuchern einer KI-Konferenz in Schanghai bestaunt wird
© CFOTO / Picture Alliance
KI-Roboter sind die Zukunft – aber sind sie auch sicher? Ein neues Prüfzentrum soll das garantieren, geplant vom Bundeswirtschaftsministerium. Doch in der Branche regt sich Kritik

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz von Ressortchef Robert Habeck (Grüne) will den aufkommenden Markt für Roboter, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basieren, regulieren und grundlegende Sicherheitsstandards definieren. Angedacht sei der Aufbau eines über mehrere Standorte verteilten und interdisziplinär besetzten Prüf- und Testzentrums, bestätigte das Ministerium gegenüber Capital.

Für den KI-Robotermarkt gibt es dank der jüngsten Fortschritte im Bereich generativer KI hohe Wachstumserwartungen, die Beratungsfirma Next MSC rechnet für das Jahr 2030 mit einem Marktvolumen von 185 Mrd. Dollar. Mit „Sicherheitsstandards made in Germany“ könne Deutschland hier seine Chancen verbessern, so ein Spitzenbeamter.

Die Idee des Zentrums, das laut Ministerium „nationale und internationale Normen, Teststandards und Zertifizierungskompetenz“ für KI-Roboter entwickeln soll, geht ursprünglich auf den Zukunftsrat von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zurück. Das Gremium, dem neben Regierungsmitgliedern unter anderem SAP-Chef Christian Klein, Biontech-Gründerin Özlem Türeci und Bosch-Aufsichtsratsboss Stefan Asenkerschbaumer angehören, hatte den Plan schon Ende 2022 in vertraulicher Runde unterbreitet. Grundlage hierfür war wiederum ein Strategiepapier der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Acatech.

Auto-Crashtests als Vorbild

Als Vorbild dient das europäische Fahrzeugsicherheitsprogramm Euro NCAP, das Crashtestverfahren für die Automobilindustrie definiert und auch durchführt. Das Roboter-Testzentrum könne analog „die zukünftigen Grundlagen für die Gewährleistung von Arbeitsschutz sowie Rechtssicherheit und Klarheit in Haftungsfragen für das Inverkehrbringen von KI-basierten Robotern“ schaffen, so die Acatech-Studienautoren.

Nicht zu verwechseln ist das angedachte Test- und Prüfzentrum mit dem Vorhaben des ebenfalls regional verteilten Robots Institute Germany, dessen Trägerschaft jüngst das Forschungsministerium von FDP-Ministerin Bettina Stark-Watzinger ausgeschrieben hat. Das Institut soll die deutsche Robotik-Spitzen­forschung vernetzen und international vertreten.

Die Details des Habeck-Plans besprechen Ministeriumsvertreter indes nun mit Unternehmen, Verbänden und den „Trägern der deutschen Qualitätsinfrastruktur“ – mit dem Ziel, „dass dieses Konzept seitens der Wirtschaft mitgetragen wird und dazu möglichst schlank ausfallen soll, damit kein zusätzlicher Zertifizierungsaufwand für die Unternehmen entsteht“, so eine Sprecherin. 

Furcht vor Regulierungsflut

In der Branche allerdings wachsen die Befürchtungen vor einer Flut an neuen Regulierungen in den Bereichen KI und Robotik. So erarbeitet parallel das EU-Projekt TEF-Health, koordiniert von der Berliner Charité, regulatorische Anforderungen für KI und Robotik im Gesundheitswesen. Unter dem Stichwort Mission KI treibt das Digitalministerium von Minister Volker Wissing (FDP) eine Art KI-TÜV mit einheitlichen Qualitäts- und Prüfstandards voran. Und nicht zuletzt wollen die EU-Mitgliedsstaaten mit dem Ende 2023 beschlossenen AI Act den Kontinent zum globalen Vorreiter von KI-Regulierung machen.

Der Berliner Robotikunternehmer Matthias Krinke kritisiert gegenüber Capital: „Man sollte uns Unternehmern nicht per se misstrauen.“ Der Wildwuchs an Regeln sei „langsam etwas schwierig“. Für Roboter gebe es im Übrigen ohnehin bereits existierende Sicherheitsstandards, so brauche jedes Gerät eine CE-Kennzeichnung und eine Gefahrenanalyse.

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