Europa ist ein Kontinent der Nesthocker und Nestflüchter. In manch einem Land leben nur weniger als fünf Prozent der Menschen zwischen 25 und 34 Jahren noch bei den Eltern . Am anderen Ende der Skala trifft das auf über 60 Prozent der jungen Erwachsenen zu. In einem Land liegt das durchschnittliche Alter beim Ausziehen bei 18 Jahren. In einem anderen Mitgliedsstaat haben die meisten Betroffenen ihren 30. Geburtstag längst hinter sich.
Wann ein junger Erwachsener auf eigenen Beinen steht, hat auch etwas mit Bequemlichkeit zu tun und ob ein langes Ausharren im „Hotel Mama“ gesellschaftlich akzeptiert ist. Viele andere Faktoren spielen aber ebenfalls eine entscheidende Rolle. Dazu gehören: Ausbildung oder Studium, Lage auf dem Arbeitsmarkt, verfügbarer und bezahlbarer Wohnraum , finanzielle Unterstützung durch die Eltern. Eines ist aber in allen EU-Staaten außer Liechtenstein ein Fakt: Frauen nabeln sich früher ab als Männer.
In diesen Ländern der EU leben die meisten jungen Erwachsenen noch bei den Eltern.
In diesen EU-Ländern leben die meisten Menschen bei den Eltern
In Rumänien haben 2019 noch 40,9 Prozent der 25- bis 34-Jährigen bei den Eltern gewohnt, wie Eurostat mitteilte. Das war der zehnthöchste Wert in der EU. Rumänien gehörte vor Ungarn, Slowenien und Zypern zu den letzten Ländern, die über dem EU-Durchschnitt von knapp 31 Prozent lagen. An der schlechten Platzierung waren ausschließlich die Männer schuld. 54,0 Prozent von ihnen lebten nach zu Hause. Dasselbe galt laut den Statistikern aber nur für 26,4 Prozent der jungen Rumäninnen. Sie erreichten einen der niedrigsten Werte in der EU. Der durchschnittliche Rumäne war den Angaben zufolge beim Auszug 28,1 Jahre alt. EU-weit lag das Durchschnittsalter bei 26,2 Jahren.
Bulgarien ist das erste Land dieser Rangliste, dass beim Auszugsalter die Marke von 30 Jahren reißt (exakt 30,0 Jahre). 2019 wohnten 48,8 Prozent der jungen Menschen noch bei den Eltern. Das betraf nur jede dritte Frau (33,2 Prozent) aber fast zwei von drei Männern (63,3 Prozent).
Eurostat lagen noch nicht für alle Mitgliedsstaaten Daten für 2019 vor. Italien meldete für 2018 einen Nesthocker-Anteil von nahezu 50 Prozent (49,2 Prozent). Betroffen waren 55,7 Prozent der Männer und 42,6 Prozent der Frauen. Beim durchschnittlichen Auszugsalter belegte Italien ebenfalls Platz vier: 30,1 Jahre.
Die anhaltende Wirtschaftskrise trägt dazu bei, dass junge Griechen das Elternhaus nicht verlassen (können). 57,8 Prozent von ihnen waren 2019 betroffen. Das war EU-weit der zweithöchste Wert (68,6 Prozent der Männer, 47,1 Prozent der Frauen). Kleiner Trost: Griechen waren beim Auszug mit durchschnittlich 28,9 Jahre im Vergleich der Spitzengruppe relativ jung.
Kroatien ist die Nesthocker-Hochburg der EU. 62,0 Prozent der jungen Kroaten wohnten 2019 bei ihren Eltern. Das galt für drei von vier Männern (74,9 Prozent) und knapp jede zweite Frau (48,7 Prozent). Kroatien führte auch beim Durchschnittsalter: 31,8 Jahre. Die wenigsten Nesthocker gab es in Dänemark (3,2 Prozent). Die Schweden waren mit 17,8 Jahren mit Abstand die jüngsten Nestflüchter. Deutschland belegte in der EU den siebtletzten Platz (2018: 16,5 Prozent).