Die 3,9 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie bekommen in den nächsten gut zwei Jahren nach Berechnungen der IG Metall im Schnitt insgesamt 5,5 Prozent mehr Geld. Die Löhne und Gehälter werden zum 1. April 2025 um 2,0 Prozent, ein Jahr später dann um weitere 3,1 Prozent erhöht, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich am Dienstagfrüh in Hamburg.
Spätestens im Februar 2025 sollen die Arbeitnehmer zudem eine Einmalzahlung von 600 Euro erhalten. Der Tarifvertrag läuft über 25 Monate. Ökonomen sagten dazu in ersten Reaktionen:
Cyrus de la Rubia, Chefökonom Hamburg Commercial Bank:
„Das hört sich nach einem vernünftigen Abschluss an. Die IG-Metall ist offensichtlich unter dem Eindruck der anhaltenden Rezession in der Industrie und den ausgeprägten Problemen in der Automobilindustrie von ihren ursprünglich hohen Forderungen abgerückt. Eine Rolle dabei dürfte auch der Wahlsieg von Donald Trump in den USA gespielt haben, denn hohe Zölle auf deutsche Autos und Maschinen werden den Sektor zusätzlich unter Druck bringen.“
Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt:
„Dieser Abschluss signalisiert eine deutliche Kehrtwende: weg von starken Lohnerhöhungen zum Ausgleich von Kaufkraftverlusten, hin zu Arbeitsplatzsicherung. Es ist ein Abschluss, der die EZB glücklich machen wird, da von ihm wenig Inflationsgefahr ausgehen wird. Es ist aber auch ein Abschluss, der der aktuellen Entwicklung in der deutschen Industrie ganz deutlich Tribut zollt. Die Hiobsbotschaften aus Wolfsburg, aber auch aus anderen Industriestandorten haben ihre Spuren hinterlassen. Ob man mit dieser wieder eingekehrten Lohnzurückhaltung langfristig wirklich Arbeitsplätze sichern kann, steht aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung allerdings in den Sternen.“

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Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:
„Das ist ein sehr maßvoller Abschluss. Die Tariflohnerhöhungen werden der schwierigen Situation im Verarbeitenden Gewerbe gerecht. Die Arbeitgeber werden die Tariflohnerhöhung stemmen können. Ein stärkerer Lohnanstieg wäre in Anbetracht von Entlassungen nicht gerechtfertigt gewesen.“
Die IG Metall war mit einer Forderung nach sieben Prozent mehr Entgelt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten in die Verhandlungen gegangen. Die regionalen Arbeitgeberverbände hatten zunächst insgesamt 3,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt in zwei Stufen über eine Laufzeit von 27 Monaten angeboten.