Im Nahverkehr ist seit Generationen Stillstand angesagt. Im Grunde bewegen wir uns immer noch voran wie unsere Großeltern. Der Transport ist selbstverständlich moderner und bequemer geworden. Mitfahr-Apps und Carsharing erlauben Großstädtern flexible Mobilität zu günstigen Preisen. Bei den Verkehrsformen an sich blieben aber bahnbrechende Erfindungen aus. Das soll sich endlich ändern. Elektroflugzeuge schicken sich an, den Luftraum der Städte zu erobern.
Mittlerweile ist eine Vielzahl von Herstellern auf den Zug aufgesprungen. Das Grundprinzip ist meist gleich: eine Mischung aus Privatflugzeug und Hubschrauber mit emissionsfreiem Elektroantrieb. Die kleinen Maschinen können vertikal abheben und landen, benötigen also keine platzraubende Startbahn. Hersteller konzentrieren sich aktuell auf den Einsatz als Flugtaxis. Schon in einigen Jahren sollen Menschen in Metropolen solche Angebote nutzen können. Die Preise sollen dabei mit denen der straßengebundenen Konkurrenz mithalten können.
Die Rechtslage ist allerdings noch ungeklärt. Heerscharen von Flugtaxis würden Länder und Kommunen vor völlig neue Herausforderungen stellen. Kein Wunder, dass die Industrie hier bereits erste Sicherheitskonzepte vorgelegt hat, um die Einführung der völlig neuen Transportmittel zu erleichtern. Machen Teenager also demnächst Flug- statt Führerschein? Unwahrscheinlich, aber auch hierfür gibt es eine Lösung: Das sich selbst steuernde Privatflugzeug. Dies sind einige der Modelle, die in naher Zukunft als Flugtaxis zur Verfügung stehen sollen.
Flugtaxis: der Nahverkehr der Zukunft?
Ganz frisch am Start ist der Bell Nexus. Das Flugtaxi wurde auf der Consumer Electronics Show im Januar 2019 in Las Vegas präsentiert. Während andere Hersteller auf hundertprozentigen Elektroantrieb setzen, hat Bell im Nexus einen Hybridelektromotor verbaut.
Die Revolution am Stadthimmel wird auch von Deutschland aus vorangetrieben und das bereits seit einigen Jahren. Ende April 2017 absolvierte der Lilium Jet in München erfolgreich seinen Jungfernflug. Laut dem Hersteller handelte es sich damit um das erste Elektroflugzeug, das vertikal starten und landen kann.
Lilium wird zu hundert Prozent elektrisch angetrieben. Schädliche Emissionen bleiben also aus. Der Energieverbrauch pro Kilometer ist laut dem Hersteller vergleichbar mit dem eines Elektroautos. Der Elektrojet soll mit einer Batterieladung bis zu 300 Kilometer weit kommen. Diese Strecke soll in einer Stunde zurückgelegt werden können.
Dem Hersteller schwebt eine Flotte von Lilium-Flugtaxis vor. Die sollen bequem per App auf dem Smartphone orderbar sein – also quasi eine Art Uber der Lüfte. Bis 2017 konnte das Münchner Start-up mehr als 100 Mio. US-Dollar an Investorengeldern einsammeln. Mit an Bord ist auch der chinesische Internetriese Tencent. Lilium will 2025 in mehreren Städten weltweit aktiv sein.
2015 verkündete Airbus die Einrichtung eines Venture Capital Funds nebst Technologie- und Innovationszentrum im Silicon Valley. Anschubfinanzierung: 150 Mio. US-Dollar. Am 1. Februar 2018 konnte A³, die Airbus-Außenstelle im Silicon Valley, einen ersten Durchbruch vermelden. Vahana hatte den ersten Flugtest bestanden.
Die Anfänge waren bescheiden, markieren laut Airbus aber einen Meilenstein. Vahana absolvierte am 31. Januar 2018 einen 53 Sekunden dauernden Flugtest. Dabei agierte das Elektroflugzeug den Angaben zufolge völlig autark. Auch ein zweiter Flug am nächsten Tag war erfolgreich. „Vahana wurde in weniger als zwei Jahren von einer Konzeptskizze auf einer Serviette zu einem ausgewachsenen, selbstgesteuertem Flugzeug, das erfolgreich seinen ersten Flug absolviert hat“, teilte Airbus mit.