Europa macht beim Klimaschutz ernst. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat der Europäischen Union Mitte September 2020 ehrgeizige Ziele verordnet. Sie will, dass die Treibhausgase bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 sinken . Bislang galt die Zielmarke von 40 Prozent. Bis 2050 will die EU klimaneutral sein , also Netto-Null-Emissionen erreichen. Das soll durch auf mehreren Wegen erreicht werden: Geringerer Ausstoß klimaschädlicher Gase, Umstieg auf erneuerbare Energien, höhere Energieeffizienz.
Klimaneutralität ist aber auch ein Rechenexempel. Ausgestoßene Treibhausgase können zumindest auf dem Papier eliminiert werden, indem an anderer Stelle Emissionen eingespart beziehungsweise Kohlenstoff gebunden wird. Das passiert zum Beispiel durch das Pflanzen von Bäumen oder den Handel mit Emissionsrechten. Auf diese Weise kann sogar eine Fluggesellschaft faktisch klimaneutral sein .
Klimaschutz in Städten
Neben der EU haben sich auch viele Städte weltweit verpflichtet, bis spätestens 2050 klimaneutral zu sein. Sie leisten damit ihren Beitrag zu dem auf der Pariser Klimakonferenz vereinbarten Ziel , den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur langfristig auf 1,5 Grad zu begrenzen. In der Klimaschutz-Initiative C40 haben sich rund 100 Städte organisiert. Allerdings fehlt es den Teilnehmern oft an festen Zielmarken. Dasselbe gilt für viele der Metropolen, die von der britischen Nichtregierungsorganisation CDP (die Abkürzung stand einst für „Carbon Disclosure Project“) zu den Klimaschutz-Champions 2019 gekürt wurden.
Diese Städte aber legen sich fest: Sie wollen bis spätestens 2050 klimaneutral sein, manche sogar schon sehr viel früher.
Diese Städte wollen klimaneutral werden
Afrika spielt im Kampf für den Klimaschutz eine zentrale Rolle. 2018 hatten sich acht Städte auf dem Kontinent zum 2050-Ziel bekannt. Einen festen Zeitplan hat laut CDP aber nur die Metropolgemeinde eThekwini. Die Region um die Stadt Durban, in der über drei Millionen Menschen leben, will ihre Emissionen bis 2030 um 40 Prozent senken. Bis 2050 soll im Vergleich zu 1990 ein Rückgang von 80 Prozent erreicht werden.
Auf der A-List der CDP findet sich nur eine Stadt aus Asien/Ozeanien mit verbindlichen Klimaschutzzielen: Wellington. Im Juni 2019 hat die neuseeländische Metropole in ihrem Plan „Te Atakura – First to Zero“ verkündet, bis 2050 klimaneutral werden zu wollen.
Ganz so ehrgeizig kann New York City nicht sein. Die Metropole hat sich aber in ihrem Plan „80 x 50“ verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um mindestens 80 Prozent zu reduzieren. Der Bundesstaat New York will bis dahin vollständig klimaneutral werden. Bis 2030 sollen 70 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Dazu gab es 2019 grünes Licht für zwei Windparks vor der Küste von Long Island.
Park City hat nach eigenen Angaben die ehrgeizigsten Klimaziele in Nordamerika. Die Stadtverwaltung will für sich schon 2022 Netto-Null-Emissionen und hundert Prozent Ökostrom erreichen. Bis 2030 sollen diese Zielmarken für die gesamte Bevölkerung und Wirtschaft realisiert werden. Die Stadt im US-Bundesstaat Utah hat zwar nur knapp 9000 Einwohner. Sie ist aber ein wichtiges Tourismusziel. Park City verfügt über das größte Skiressort des Landes und ist Gastgeber des Filmfestivals Sundance.
Heidelberg ist neben Berlin die zweite deutsche Stadt auf der „A List“ der CDP. „Heidelberg beteiligt sich als eine Modellkommune am Förderprogramm 'Masterplan 100 Prozent Klimaschutz' des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit“, teilt die Stadt mit. Ihr Ziel: „Bis 2050 will Heidelberg die CO2-Emissionen um 95 Prozent reduzieren und den Energiebedarf der Kommune um die Hälfte senken.“
Rio de Janeiro ist auf der „A List“ der CDP eine von nur vier Städten in Südamerika und die einzige mit dem festen Plan, bis 2050 klimaneutral zu sein. Die Verwaltung geht dabei auch ungewöhnliche Recycling-Wege. Das auf einer riesigen Müllkippe vor den Toren der Metropole freigesetzte Methan wird mittlerweile eingefangen und in Biogas verwandelt. Auf diese Weise können pro Stunde bis zu 20.000 Kubikmeter Gas produziert werden, wie Reuters 2019 berichtete.
Oslo hat noch ehrgeizigere Ziele. Die norwegische Hauptstadt will in wenigen Jahren höchstens so viel CO2 ausstoßen, wie gebunden wird. Bereits 2030 soll Oslo eine klimaneutrale Stadt sein. Die Verwaltung setzt vor allem beim Straßenverkehr an. Der war 2018 für 47 Prozent der Treibhausgase verantwortlich.
London nimmt für sich in Anspruch, als eine der ersten Städte einen Plan zur Umsetzung der ehrgeizigen Pariser Klimaschutzziele vorgelegt zu haben. Bürgermeister Sadiq Khan verkündete im Mai 2018, dass die britische Hauptstadt bis 2050 klimaneutral wird. Das soll unter anderem durch energieeffizienten Wohnungsbau und dezentrale Energieversorgung realisiert werden.
Die CDP würdigt mit ihrer „A List“ Städte, die entschlossen für den Klimaschutz eintreten. 2018 verzeichnete die Liste 43 Einträge, 2019 waren es bereits 105 mit einer Gesamtbevölkerung von 170 Millionen. Aus Deutschland waren zuletzt nur zwei Städte vertreten. Den Anfang macht Berlin. Die CDP würdigte das Ziel der Hauptstadt, bis 2050 klimaneutral zu sein. „Klimaneutral“ bedeutet dabei nicht zwangsläufig eine Senkung auf null. Das 2016 in Kraft getretene Berliner Energiewendegesetz sieht vor: „Die energiebedingten Kohlendioxidemissionen sollen bis zum Jahr 2020 um mindestens 40 Prozent, bis zum Jahr 2030 um mindestens 60 Prozent und bis zum Jahr 2050 um mindestens 85 Prozent im Vergleich zu den Emissionen im Jahr 1990 reduziert werden.“