Online-Einkäufe sind während des Lockdowns für viele Menschen endgültig zur Normalität geworden. Die Folge war ein „dramatischer Anstieg beim Online-Handel“, wie die UNCTAD, die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung, in ihrem vorläufigen Jahresbericht 2020 bilanzierte. Demnach erhöhte sich der Anteil der Online-Sparte an allen Umsätzen im Einzelhandel von 16 auf 19 Prozent. Spitzenreiter war demnach Südkorea mit einem Anteil von 26 Prozent (2019: 21 Prozent).
Größte Online-Händler der Welt
Die Pandemie hat damit einen bestehenden Trend beschleunigt. 2019 waren die Umsätze im globalen Online-Handel laut UN-Schätzungen um vier Prozent auf 26,7 Billionen US-Dollar gestiegen. Das habe 30 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts entsprochen. Erfasst wurden Verkäufe in den Bereichen Business-to-Business (B2B) und Business-to-Consumer (B2C). „Diese Statistiken unterstreichen die wachsende Bedeutung von Online-Aktivitäten“, sagte Shamika Sirimanne, UNCTAD-Leiterin für Technologie und Logistik. Diese Informationen seien besonders wertvoll für Entwicklungsländer beim Wiederaufbau ihrer Volkswirtschaften nach der Covid-19-Pandemie.
Allerdings konnten nicht alle Branchen, die ihre Geschäfte ausschließlich über das Internet abwickeln, während der Krise wachsen. Dies waren laut den UN 2020 gemessen am Bruttowarenwert die zehn größten Online-Händler der Welt.
Die größten Online-Händler seit der Pandemie
Rakuten gehörte laut der UNCTAD zu den Gewinnern während der Corona-Pandemie. Das japanische E-Commerce-Unternehmen, das auch die größte Internetbank des Landes betreibt, verbesserte sich 2020 im Ranking der größten B2C-Online-Firmen um drei Plätze auf Rang zehn. Der Bruttowert der 2020 umgesetzten Waren und Dienstleistungen stieg den Angaben zufolge von 34 auf 42 Mrd. Dollar. Das Plus von 24 Prozent war allerdings der drittschlechteste Wert in den Top 10. Das verdeutlicht den Boom im Online-Handel während der Pandemie. Im Bild: ein Auslieferungsroboter
Der UN-Bericht berücksichtigt neben Plattformen, auf denen physische Waren gehandelt werden, auch Online-Dienstleister. Sie waren die Corona-Verlierer der Branche. Der Fahr-Vermittlungsdienst Uber verzeichnete als einziges Unternehmen der Top 10 ein Minus. Der Bruttowarenwert sank demnach von 65 auf 58 Mrd. Dollar. Uber fiel einen Platz auf Rang acht. Der US-Reisevermittler Booking Holdings stürzte gar vom sechsten auf den zwölften Platz ab. Das Foto zeigt einen Fahrradkurier von Uber Eats in Berlin.
Vier Plätze nach oben ging es hingegen für Walmart. Die größte Supermarktkette der USA hatte ihr Online-Geschäft zu Beginn der Pandemie schnell ausgebaut und auf kontaktlose Abholung vor Ort umgestellt. Walmart zog auf Platz acht in die Top 10 der UN-Rangliste der größten Online-Händler ein. Der Bruttowarenwert stieg demnach von 37 auf 64 Mrd. Dollar. Doch selbst das Plus von 72 Prozent (Vorjahr: 47 Prozent) konnte in der Spitzengruppe noch überboten werden.
Das chinesische E-Commerce-Unternehmen Meituan handelt mit Gruppenrabatten. Es verbesserte sich 2020 um 25 Prozent auf 71 Mrd. Dollar. Jedoch verlangsamte sich das Wachstum während der Pandemie. 2019 hatte Meituan im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 33 Prozent gemeldet. Das UN-Ranking basiert auf Unternehmensangaben.
Abgesehen vom Absturz bei Uber verzeichnete Ebay 2020 unter den zehn größten Online-Händlern das geringste Wachstum. Der Bruttowarenwert stieg laut dem Bericht um 17 Prozent von 86 auf 100 Mrd. Dollar. Allerdings hatte die Auktionsplattform 2019 ein Minus in Höhe von 4,8 Prozent verzeichnet.
China und die USA dominieren die Top 10 der größten Online-Händler 2020. Neben Rakuten schaffte es nur noch ein weiteres Unternehmen außerhalb der beiden Länder in die Spitzengruppe. Das stellte mit seinem Wachstum während der Corona-Pandemie aber alle Konkurrenten in den Schatten. Das kanadische Unternehmen Shopify hat den umgesetzten Bruttowarenwert 2020 laut dem Bericht auf 120 Mrd. Dollar nahezu verdoppelt (plus 96 Prozent). Der Anbieter von Online-Shop-Lösungen für Unternehmen stieg vom neunten auf den fünften Platz. Schon 2019 hatte Shopify ein Plus von 49 Prozent vorweisen können.
Gemessen am Wachstum auf Platz drei kam 2020 Pinduoduo. Die Gruppenkauf-Plattform von Huang Zheng (auch bekannt als Colin Huang) steigerte den Warenwert von 146 auf 242 Mrd. Dollar (plus 66 Prozent). Das reichte im Boom-Jahr 2020 aber gerade mal, um den vierten Platz zu halten. Denn die Abstände zwischen den Spitzenreitern sind groß.
Die Online-Handelsplattform JD.com hat ihr Wachstum 2020 um ein Viertel auf 25 Prozent gesteigert. Der Bruttowarenwert belief sich laut der UNCTAD auf 379 Mrd. Dollar. Das chinesische Unternehmen von Gründer Liu Qiangdong hielt seinen dritten Platz aus dem Vorjahr.
Amazon konnte 2020 zwar nur die vierthöchste Steigerungsrate in den Top 10 vorweisen. Beim umgesetzten Bruttowarenwert aber ließ der Online-Riese die internationale Konkurrenz weit hinter sich – mit einer großen Ausnahme. Denn selbst nach dem Zuwachs um 38 Prozent auf 575 Mrd. Dollar lag das von Jeff Bezos gegründete US-Unternehmen weiterhin meilenweit hinter dem größten E-Commerce-Händler der Welt.
Der größte Online-Händler der Welt hat 2020 so viel Waren umgesetzt wie Amazon, JD.com, Pinduoduo, Shopify, Ebay und Meituan zusammengenommen. Die UNCTAD verzeichnete 2020 für Alibaba ein Ergebnis von 1,1 Billionen Dollar, exakt doppelt so viel wie beim Zweitplatzierten Amazon. Allerdings konnte Alibaba weniger stark wachsen als die meisten Top-10-Vertreter. Das Plus belief sich laut der Rangliste auf 21 Prozent. Das war der drittschlechteste Wert der Spitzengruppe, allerdings doppelt so viel wie 2019.