Im Herzen Amerikas, im Bundesstaat Iowa, fällt heute der Startschuss für die entscheidende Phase im Rennen um das Weiße Haus. In den Vorwahlen entscheiden voraussichtlich rund 250.000 Demokraten auf Versammlungen, Caucus genannt, über ihre Favoritin bzw. ihren Favoriten für die Präsidentschaftskandidatur. Danach geht es in New Hampshire, Nevada und South Carolina weiter.
Iowa gilt als bedeutendes Sprungbrett mit Signalwirkung, obwohl es dort nur um wenige Delegierte für den Nominierungsparteitag der Demokraten geht. 2008 maßen dort Hillary Clinton und Barack Obama ihre Kräfte: Obama gewann.
Aus Sicht der Demokraten geht es in diesem Wahlkampf um nichts Geringeres als eine historische Richtungsentscheidung: Aus ihrer Sicht kämpfen sie gegen einen Präsidenten, der erratisch und außer Kontrolle ist, arrogant und ignorant.
Sanders und Biden sind die Favoriten in Iowa
Wer sich im demokratischen Lager in Iowa an die Spitze setzt, ist nicht ausgemacht. Aber auch hier spielt sich Richtungsweisendes ab: Es ist der erste Stimmungstest der unterschiedlichen ideologischen Parteiflügel, zwischen zwei Generationen, und zwischen Kandidaten, die für Altbewährtes oder Progressives stehen. Von einem breiten, bunten Feld von Bewerbern können sich sechs Kandidaten realistische Hoffnungen auf eine Kandidatur machen.
Die in landesweiten Umfragen führenden Joe Biden, Obamas ehemaliger Vizepräsident, und der selbsterklärte Sozialist, Senator Bernie Sanders aus Vermont, liefern sich ein Duell. Ihnen folgen in der Beliebtheitsskala Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts, die mit einem eher linken Programm eine beachtliche Anhängerschaft erkämpft hat, und der ehemalige Bürgermeister von South Bend aus dem Bundesstaat Indiana, Pete Buttigieg, der sich als frischer aber unerfahrener Newcomer unter den Top-Fünf hält. Mit einigem Abstand folgt die zweite Frau im Führungsfeld, Amy Klobuchar, die Senatorin aus Minnesota, die sich auf eine moderate Fangemeinde stützen kann.
Nicht in Iowa dabei, aber landesweit in Umfrage mit dabei in der Spitzengruppe, liegt der ehemalige Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg. Er richtet bereits seine ganze Energie auf das große Ganze – Trump zu stürzen – und greift erst am „Super Tuesday“ (3. März) an, wenn in 14 Staaten zugleich Vorwahlen anstehen.
Das sind die derzeitigen Favoriten unter den demokratischen Bewerbern:
Das Lager der Demokraten in Iowa
Der mit 78 Jahren älteste unter den Bewerbern führt die Umfragen in Iowa laut RealClear Politics mit 24 Prozent an. In den vergangenen Tagen fuhr er dabei mit knapp zehn Prozentpunkten Anstieg auf der Überholspur. In landesweiten Umfragen nimmt er gerade mit 23,5 Prozent Platz zwei der Demokraten hinter Joe Biden (27,2) und vor Elizabeth Warren (15) ein. In den letztlich kriegsentscheidenden Bundesstaaten liegt Sanders in Texas drei Prozentpunkte hinter Donald Trump, in Pennsylvania und Wisconsin knapp vier bzw. zwei Punkte. In Michigan führt er sogar mit knapp sieben Prozentpunkte vor dem Amtsinhaber.
Mit seiner Politik der Mitte und Nähe zu Obama punktet Biden (77) in Iowa mit 20,2 Prozent in den Umfragen. Seine Rivalin Elizabeth Warren verdrängte er im Januar von Platz zwei. Landesweit ist er mit derzeit 27,2 Prozent unangefochtener Spitzenreiter im Kandidatenfeld der Demokraten. In Pennsylvania und Michigan führt er mit 50,3 Prozent rund sieben Punkte vor Trump, in Wisconsin liegt er knapp vier Punkte vor und in Texas liegt er nur knapp hinter ihm.
Ende November lag der erst 38-jährige Neuling Buttigieg noch präsidententauglich vorne in Iowa. Seither sank der Stern des wirtschaftsnahen Harvard-Absolvenen in dem Agrarstaat. Mit aktuell 16,4 Prozent liegt er in Umfragen nur noch auf Rang drei, knapp vor Elizabeth Warren. Landesweit kann er sich im Lager der Demokraten mit immerhin 6,7 Prozent – knapp hinter Bloomberg – relativ gut behaupten. Aber zum Sieg über die innerparteilichen Konkurrenten reicht das derzeit natürlich nicht.
Im November in Iowa noch führend stürzte die 70-jährige frühere Harvard-Professorin Warren seither auf 15,6 Prozent in den dortigen Umfragen ab. Zuletzt lag sie fast gleichauf mit dem 32 Jahre jüngeren Herausforderer Buttigieg lag. Auch landesweit hat die Favoritin der Mittelschicht an Zugkraft verloren: Mit 15 Prozent liegt sie zwischen den Konkurrenten Sanders und Bloomberg.
In Iowa kletterten die Umfragewerte der 59-jährigen Juristin (Yale) seit Herbst langsam aber beständig auf 8,6 Prozent. Knapp vor dem Vorwahltermin reicht es aber nur zu Rang fünf. Landesweit sprechen sich 4,3 Prozent für ihre Präsidentschaftskandidatur aus. Mehr als Außenseiterchancen hat sie damit nicht.
Der 77-jährige Selfmade-Milliardär ist kurzfristig in das Rennen eingestiegen und tritt erst am 3. März in den Wettkampf der Demokraten ein. Die Strategie des New Yorker Widersachers von Trump ist gewagt, seine Chancen gegen Biden gelten als gering. Probleme mit der Wahlkampfkasse dürfte er aber nicht haben.