Anzeige
Anzeige

Western von gestern Wie eines der ambitioniertesten Luftfahrt-Projekte scheiterte

Riesige Frachtluftschiffe wollte Cargolifter in Brandenburg bauen
Riesige Frachtluftschiffe wollte Cargolifter in Brandenburg bauen
© dpa
Mit Cargolifter wollte Carl-Heinrich von Gablenz hoch hinaus: Seine Zeppeline sollen große Lasten transportieren. Doch der Traum zerplatzt, bevor das erste Luftschiff fertig gestellt war

Dort, wo eines der ambitioniertesten Projekte der deutschen Luftfahrt abheben sollte, planschen heute Touristen in einer Lagune mit Fußbodenheizung. Carl-Heinrich von Gablenz wollte in Brand bei Berlin Zeppeline bauen, die bis zu 160 Tonnen Fracht transportieren sollten. Ein großer Traum, der in einer Pleite endete. Nicht einmal mit großem Knall. Den Zeppelinen ging schlicht die Luft aus, noch bevor der erste gebaut war.

1996 gründet von Gablenz die Cargolifter AG. Seine Vision spaltet Luftfahrtexperten von Anfang an, doch Politik und Anleger kann er überzeugen. Mai 1998: Baubeginn für die Werft auf einem ehemaligen sowjetischen Militärflugplatz. Allein die 107 Meter hohe Halle begeistert, es ist das größte freitragende Gebäude der Welt. Von Gablenz wird Entrepreneur des Jahres, Bund und Land gewähren eine Millionenbürgschaft. Mai 2000: Börsengang. Über 70.000 Anleger; 270 Mio. Euro. Kurz darauf kommt sogar der Kanzler zu Besuch. Alles läuft nach Plan. Im Sommer 2001 soll der erste Zeppelin abheben.

2002 ist Cargolifter pleite

Doch die Vision bekommt Löcher. Technische Probleme. Die Ideen schrumpfen: weniger Nutzlast, weniger Reichweite soll das Luftschiff nun haben. Teurer wird es auch ständig. Potenzielle Kunden springen ab. Airbus etwa, die nach einer Transportlösung für Teile des Riesen-Airbus A380 suchen. Zeitungen enthüllen immer neue Schwierigkeiten. Von Gablenz spricht von „Negativjournalisten“. Trotzdem geht ihm langsam das Geld aus. Eine Kapitalerhöhung glückt noch, doch sie rettet Cargolifter nur einige Monate. 2002 müssen Teile des Unternehmens Insolvenz anmelden. Eine Achterbahnfahrt beginnt. Konzerne wie Boeing prüfen plötzlich einen Einstieg,

Brandenburg will Millionen zuschießen, auch der Bund erwägt Finanzspritzen. Die Rettung aber scheitert. Im August übernimmt der Insolvenz­ verwalter, von Gablenz muss gehen. Wie fast alle der einst 500 Mitarbeiter.

Die Staatsanwaltschaft wittert Konkursverschleppung und Falschangaben beim Börsengang. 2004 werden die Ermittlungen eingestellt. Schon ein Jahr zuvor hat ein malaysischer Investor für 17,5 Mio. Euro die Halle gekauft, um das Spaßbad Tropical Islands darin zu eröffnen – das bald selbst in Schwierigkeiten steckt. Von Gablenz aber macht heute in Ballons, die Lasten tragen sollen. Rund 600 Aktionäre hat er bereits gefunden .

Hauptperson

Carl-Heinrich von Gablenz wurde am 2. Februar 1952 in Füssen geboren. In der Familie hatte er zwei Luftfahrtenthusiasten als Vorbilder: seinen Großvater Carl August von Gablenz, ein Luftfahrtpionier, und seinen Vater Heinrich von Gablenz, ehemals Chefpilot der Lufthansa. Carl-Heinrich von Gablenz wollte als Gründer und Vorstandsvorsitzender der Cargolifter AG eine Renaissance der Großluftschifffahrt herbeiführen und Lasten transportieren. Die Insolvenz kam 2002.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel