Ein digitales Kundenkonto muss reichen – zumindest, wenn es nach der Deutschen Bahn geht. Sie hat die Ausgabe von Plastikkarten für die Bahncard 25 und 50 seit diesem Jahr eingestellt. Das Abonnement wird nur noch digital angeboten. Das trifft auf Kritik auch aus der Politik.
„Digitalisierung bringt - wenn sie gut gemacht ist - viele Vorteile. Das darf jedoch nicht dazu führen, dass eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen wird“, sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Nadine Heselhaus, der „Rheinischen Post“. Hierzulande hätten 3,1 Millionen Menschen noch nie das Internet genutzt und dementsprechend keinen Zugang zur Bahncard mehr. Auch bei der Union stößt die Umstellung auf Widerstand. Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU) appellierte an die besondere Verantwortung der Deutschen Bahn. Millionen Reisende jeden Alters seien in Deutschland auf sie angewiesen. „Deshalb sollte eine Wahlmöglichkeit zwischen digital und analog bestehen.“
Vebraucherschützer übten schon früh Kritik. So erklärte die Verbraucherzentrale im Juni, es sei „ärgerlich“, dass die Bahn damit Kundinnen und Kunden ohne digitalen Zugang von den Tarifvorteilen ausschließe. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sagte der „Rheinischen Post“, Kunden ohne Smartphone erhielten in DB-Reisezentren zwar weiterhin ein Ersatzdokument. „Leider wird das zu wenig von der Bahn beworben, und von unseren Mitgliedern hören wir, dass es auch noch nicht flächendeckend umgesetzt wird“, so Bentele. Die Bahn müsse Wege anbieten, „wie wirklich jeder die Rabatte durch die Bahncard wahrnehmen kann“.
Die Deutsche Bahn hatte frühere Kritik an der digitalen Bahncard zurückgewiesen. Es sei weiter möglich, die Bahncard künftig ausgedruckt auf Papier bei sich zu führen. 90 Prozent der Fernverkehrtickets verkauft die Deutsche Bahn eigenen Angaben zufolge über digitale Kanäle. Vor zehn Jahren waren es noch 51 Prozent.