Mäzene gibt es auch in der Pharmabranche. Milliardenschwere Geldgeber sorgen dafür, dass vielversprechende Talente mit nicht allseits populären oder sofort profitablen Ideen im Geschäft bleiben. Wie wichtig diese Grundlagenförderung schlagartig werden kann, hat die Covid-19-Pandemie gezeigt. Plötzlich kamen einige der vielversprechenden Impfstoffe nicht von Branchenriesen, sondern kleinen Außenseitern, die zuvor noch nie ein Medikament zur Marktreife gebracht hatten. Deutschland stach da mit Biontech und Curevac hervor. Curevac wurde jahrelang unter anderen von Dietmar Hopp sowie der Bill & Melinda Gates Stiftung finanziell über Wasser gehalten. Biontech konnte auch dank der Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann jahrelang Grundlagenforschung betreiben.
Größte Pharmaunternehmen
Allerdings sorgen Verkaufserfolge während der Pandemie nicht automatisch für steil steigende Aktienkurse. Das musste unter anderen Pfizer erkennen. Umgekehrt halten einbrechende Gewinne Börsenhändler nicht unbedingt davon ab, bestimmte Unternehmen zu pushen. Diese spezielle Dynamik während der Corona-Krise zeigt sich auch bei den größten Pharmaunternehmen, die auf der „Forbes“-Liste der 2000 größten börsennotierten Unternehmen weltweit vertreten sind . „Forbes“ berücksichtigt bei seinem Ranking vier Faktoren: Umsatz, Gewinn, Vermögenswerte und Marktkapitalisierung. Diese Firmen dominieren in der Pandemie die Branche.
Die größten Pharmaunternehmen
Merck & Co. liegt im aktuellen Ranking „The Global 2000“ auf Platz 84 der weltweit größten börsennotierten Unternehmen. Das bedeutet in dieser Liste der größten Biotech-Unternehmen Platz sieben. Die 1891 gegründete US-Firma – einst ein Ableger des Darmstädter Pharmaunternehmens E. Merck (heute Merck KGaA) – kam laut „Forbes“ 2020 auf einen Jahresumsatz von rund 47,8 Mrd. US-Dollar. Merck punktete daneben vor allem mit der hohen Marktkapitalisierung von 196 Mrd. Dollar zum Stichtag 16. April 2021.
AbbVie kam in der Gesamtliste auf Platz 74 und damit auf Rang sechs unter den größten Pharmaunternehmen der Welt. Das US-Unternehmen aus Chicago entstand 2013 als Abspaltung von Abbott Laboratories. AbbVies Aktiva von 150,6 Mrd. Dollar übertrafen die des Nächstplatzierten Merck um rund 60 Mrd. Dollar. Dafür lag der Gewinn von 4,6 Mrd. Dollar deutlich unter dem des kleineren US-Konkurrenten (7,1 Mrd. Dollar). Auch bei Umsatz (45,8 Mrd. Dollar) und Marktwert (190,4 Mrd. Dollar) blieb AbbVie hinter Merck zurück.
Sanofi gehört zu den Gewinnern der 2021 veröffentlichten Liste. Das französische Gesundheitsunternehmen konnte sich um 45 Plätze verbessern. Es blieb beim Umsatz (41,1 Mrd. Dollar) leicht hinter Merck & Co. zurück. Dafür fiel der Gewinn laut „Forbes“ fast dreimal so hoch aus (14,0 Mrd. Dollar). Vermögenswerte in Höhe von 140,1 und ein Marktwert von 127,4 Mrd. Dollar bedeuteten auf der Gesamtliste Platz 72 und in diesem Ranking Platz fünf. Dass Sanofi bislang nicht mit einem Corona-Impfstoff auf dem Markt mitspielen kann, hat innerhalb der Europäischen Union für Verwerfungen gesorgt. Mitte März 2021 wurde vermeldet, dass ein zweiter Impfstoff des Unternehmens in die klinische Testphase geht. Das erste Vakzin von Sanofi mit Glaxosmithkline soll Ende 2021 auf den Markt kommen.
Platz vier der größten Pharmaunternehmen ging in der „Forbes“-Liste an Novartis. Der Schweizer Konzern kam auf einen Umsatz von 48,6 Mrd. Dollar und einen Gewinn von 8,1 Mrd. Dollar. Aktiva von 132,2 Mrd. Dollar und eine Marktkapitalisierung in Höhe von 198,6 Mrd. Dollar ergaben über alle Branchen betrachtet weltweit Platz 65. Das Unternehmen mit Sitz in Basel hat zuletzt auch mit einem Blutkrebs-Medikament für Schlagzeilen gesorgt, das in den USA Fast-Track-Status erhielt. Das ermöglicht eine beschleunigte Prüfung.
Die Schweiz ist mit zwei Pharmaunternehmen in dieser Rangliste vertreten. Knapp vor Novartis auf Platz drei kam 2021 die Roche Holding (weltweit: Platz 60). Sie punktete in erster Linie mit dem größten Marktwert der Top 7: 282,1 Mrd. Dollar. Der Gewinn lag anteilig vergleichsweise hoch: 15,2 Mrd. Dollar bei 62,1 Mrd. Dollar Umsatz. Die Vermögenswerte summierten sich den Angaben zufolge auf 97,4 Mrd. Dollar.
Pfizer ist seit Beginn der Impfkampagnen weltweit in aller Munde. Der gemeinsam mit dem deutschen Entwickler Biontech vermarktete Corona-Impfstoff gilt gemeinhin als der Goldstandard unter den Vakzinen. Pfizer meldete dementsprechend im Mai 2021, dass allein der Impfstoff im ersten Quartal 2021 für weltweite Umsätze von 3,5 Mrd. Dollar gesorgt hat (Gesamtumsatz im Ranking: 47,6 Mrd. Dollar). Allerdings ließ sich das nicht in Höhenflüge an den Börsen ummünzen. Laut „Forbes“ bewegt sich der Pfizer-Aktienkurs zum Stichtag des Rankings auf demselben Niveau von vor zwei Jahren (Marktwert: 215,2 Mrd. Dollar). So musste Pfizer auf der Gesamtliste mit Platz 58 und in diesem Ranking mit Platz zwei vorliebnehmen.
Das Geschäft mit schnell entwickelten Corona-Impfstoffen ist lukrativ, aber auch risikobehaftet. Das Präparat von Johnson & Johnson galt als Hoffnungsträger, weil hier eine Dosis für den vollständigen Schutz ausreichen soll. Berichte über möglicherweise schwere Nebenwirkungen überschatteten dann jedoch den Marktstart des Vakzins. Der Pharmakonzern wurde allerdings im „Forbes“-Ranking zum Stichtag 16. April 2021 zum Branchenprimus gekrönt. Der Umsatz stieg demnach 2020 im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf 82,6 Mrd. Dollar. Ein Marktwert von 427,1 Mrd. Dollar sicherte dem US-Unternehmen hinter Facebook und vor Sony Platz 34. Allerdings sind die Bilanzzahlen nur bedingt mit anderen Biotech-Unternehmen zu vergleichen, da Johnson & Johnson auch im Bereich der Verbrauchsgüter ein Branchenriese ist. Das erste Pharmaunternehmen aus Deutschland findet sich auf der „Forbes“-Liste mit der Merck KGaA auf Platz 232. Biontech hat es 2021 nicht auf Liste der 2000 größten börsennotierten Unternehmen geschafft.