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Markenmoment Bussy-Wassereis für Erwachsene

Marken müssen sich immer wieder neu erfinden. Warum Bussy-Wassereis Erwachsene mit Rum- und Wodka-Sorten locken will
Seit 1974 produziert Busemann sein bekanntes Wassereis
Seit 1974 produziert Busemann sein bekanntes Wassereis

Unternehmen: Alleiniger Gesellschafter der Busemann GmbH ist der 63-jährige Helmut Werner, Schwiegersohn von Firmengründer Heinrich Busemann. Das Unternehmen hat 110 Mitarbeiter, in der Hochsaison fast doppelt so viele. Der Umsatz liegt im zweistelligen Millionenbereich.

Würde man Kinder darüber abstimmen lassen, wo die wichtigste Garagenfirma der Welt gegründet wurde, die Antwort wäre nicht Palo Alto. Sondern Bergkamen.

In dem nordrhein-westfälischen Provinznest begann der Großhändler Paul Rütershoff 1974, eine Art gefärbtes Wasser in stabförmige Plastiktütchen zu füllen. In seiner Garage. Rütershoff war nicht der Erste, der Wassereis in Deutschland herstellte. Aber der Erste, der die Kunden mit gemischten Sortimenten im Karton belieferte: Waldmeister, Orange, Cola, Zitrone, Kirsche.

Die Wartung der aus Amerika importierten Maschine übernahm sein Cousin und Partner, der Schlosser Heinrich Busemann. Bald eroberte das nach ihm benannte Bussy-Wassereis die Zungen der Kinder und den deutschen Markt. Heute befüllt Busemann in der Hochsaison täglich 3,5 Millionen Strips. Aber genau das ist das Problem des Unternehmens: Ist der Sommer vorbei, stehen die Wassereismaschinen in Bergkamen still.

Bionade in Schleckform

Ilka Wagner, 30 Jahre, Diplom-Betriebwirtin, ehrgeizig, will das ändern. Als Zehnjährige hat die Enkelin von Großvater Busemann das Logo für das neue blaue Wassereis gemalt: einen Blaubären mit Mütze. 2015 ist sie nach Bergkamen in das Familienunternehmen zurückgekehrt, und in ein paar Jahren wird sie die Führung vom Vater übernehmen. Doch schon vorher will die Juniorchefin neue Märkte und vor allem eine neue, saisonunabhängige Zielgruppe erschließen: Erwachsene.

Die aktuelle Capital
Die aktuelle Capital

Erste Schritte in diese Richtung hat sie schon unternommen. Für das Kölner Start-up Suckit produziert Busemann nun Sorten, die für Kinder tabu sind: Frozen Cocktails mit Rum oder Wodka. Auch das Trendgetränk Bionade verwandelt Busemann schon in Schleckform.

In solchen Kooperationen mit Markenherstellern sieht Wagner Potenzial für das Familienunternehmen. Mit einem Hersteller von Energydrinks ist man schon im Geschäft. Doch eigentlich sind die Möglichkeiten, „normale Getränke in Eis aufzulegen“, unendlich. Wenn man das Know-how hat. „Man kann nicht einfach Cola nehmen und abfüllen. Das schmeckt anders“, sagt Wagner.

Sie hat noch ein weiteres Geschäftsfeld im Visier: Popcorn. Schon seit 1987 produziert die Firma Bussy-Popcorn, allerdings nur in der Standardversion: süß oder salzig. 2015 aber hat Busemann das Start-up My Popcorn übernommen, dessen Geschäftsführerin Wagner nun ist. Hier gibt’s Popcorn innovativ: mit Schokolade oder auch in der Ausführung Lebkuchen, Curry Madras oder African Spice.

Geht es nach Wagner, könnten Sorten wie Wasabi und Chili dazukommen. Ihr ist klar, dass „die Deutschen ein bisschen zaghafter“ in ihren Konsumgewohnheiten sind. Aber sie ist sicher, dass der Trend aus Amerika irgendwann herüberschwappen wird. „Ich glaube, wir sind noch ein bisschen vor der Zeit“, sagt sie. „Aber wir wollen trotzdem investieren. Wenn’s losgeht, wollen wir da sein.“

„Markenmoment“ erscheint jeden Monat in Capital. Weitere Folgen: Virtual Reality auf der Achterbahn, Porsche Design setzt auf seine Wurzeln, Wie Schleich Disney und Lego nacheifert, Warum Harley-Davidson auf Öko-Antrieb macht, Warum die Schokofirma Rausch den Handel meidet, Warum Berentzen Orangen verkauft, Wie Völkl Senioren auf die Piste bringen will und Warum Brandt ein neues Gesicht für seine Zwieback-Packungen sucht

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