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Apple Card Goldman und Apple: Trennung mit Hindernissen

Ein Werbeplakat für die Apple Card
Ein Werbeplakat für die Apple Card, die Apple und Goldman Sachs 2019 eingeführt haben
© Photoshot / Picture Alliance
Die Investmentbank Goldman Sachs ging mit Apple eine Partnerschaft ein, um mehr Kunden zu gewinnen. Nun soll das Projekt eingestampft werden – was zeigt, woran selbst große Big-Tech-Fische scheitern können

Erst waren es nur Gerüchte, jetzt wurden sie bestätigt: Apple und Goldman Sachs lösen ihre Partnerschaft bei der Apple Card auf. In einer Erklärung sagte Apple, dass man die Karte und alle damit verbundenen Services weiterhin anbieten werde. Man wolle den Kunden weiterhin ein „unglaubliches Erlebnis“ und ein gesünderes Finanzleben ermöglichen. Aber: Dass die Zusammenarbeit nun beendet wird, „widerlegt die weitverbreitete Meinung, dass Big Tech immer funktioniert“, sagt Elif Kocaoglu Ulbrich, Gründerin des Fintech-Beratungsunternehmens Contextual Solutions.

Für die Expertin ist die aktuelle Situation musterhaft: „Die Kartenpartnerschaft von Apple und Goldman Sachs war eines der Aushängeschilder der modernen Finanzwelt. Doch genau wie Facebooks Metaverse, Google Glass und Twitters Rebranding enttäuschte auch die gemeinsame Apple Card die Tech-Welt.“ Der unverbrüchliche Glaube an Big Tech sei ein Trugschluss. Oft nämlich unterschätzen Unternehmen mögliche Hindernisse für eine erfolgreiche Partnerschaft.

Apple-Card brachte Goldman hohe Verluste

Die Apple Card gibt es seit 2019. Apple wollte es seinen Kunden damit einfacher machen, für die hauseigenen Leistungen zu bezahlen. Herausgeber war die Bank Goldman Sachs. Anfangs war man dort „begeistert“ von der Partnerschaft. Man wollte „die Verbraucherfinanzierung umkrempeln, indem man den Kunden in den Mittelpunkt stellt“. Doch im Januar 2023 sieht es anders aus: Goldman Sachs erleidet durch die Karte Verluste in Höhe von 1 Mrd. Dollar. Im April noch versuchten beide Partner deshalb den Frontalangriff auf die Branche, indem sie US-Kunden der Apple Card ein Sparkonto mit 4,15 Prozent Zinsen boten.

Genützt hat es nichts. Goldman versuchte sich offenbar seitdem vom angeschlagenen Kreditkartengeschäft zu trennen. Nun gibt es einen möglichen Ausweg aus der Partnerschaft mit Apple. Der iPhone-Hersteller hat dem Finanzriesen kürzlich ein brisantes Schreiben zukommen lassen. Aus Unternehmenskreisen könnte dies ein erster Schritt hin zur Beendigung des Vertrags sein. Bis das Projekt tatsächlich eingestampft ist, könnte es jedoch mehrere Jahre dauern.

Dass der Deal nun endet, dürfte nicht nur viele bei Goldman Sachs freuen. Die US-Verbraucherschutzbehörde leitete aufgrund von Kundenbeschwerden eine Untersuchung gegen die Bank ein. Dies führte zu Spannungen mit Apple. Der Tech-Konzern war unzufrieden mit dem Kundenservice seiner Apple Card und Apple Savings Produkte. Einige Führungskräfte von Goldman Sachs machten hingegen Apple für die behördlichen Untersuchungen verantwortlich.

Kunden müssen abwarten, Apple sucht nach neuer Bank

„Die Partnerschaft zwischen Smartphone-Hersteller und Edelbank brachte zwei unterschiedliche Welten zusammen“, sagt Expertin Kocaoglu Ulbrich. Apple und Goldman hätten es dabei versäumt, die Details ihrer Zusammenarbeit zu erläutern. Das Aufeinanderprallen von Kulturen – bei Apple zählt die Nutzererfahrung, bei Goldman muss alles Compliance-konform sein – und der sich widersprechenden Hierarchien könnte die Dynamik dieser Partnerschaft erschwert haben, vermutet Kocaoglu Ulbrich.

Doch wie geht es nun für die Apple Card und deren Kunden weiter? Apple hat Goldman Sachs laut dem TV-Sender CNBC einen Vorschlag unterbreitet, um die Partnerschaft innerhalb der nächsten zwölf bis 15 Monate zu beenden. Wenn Goldman dies annimmt, dürfte sich Apple einfach einen neuen Partner suchen, der das Portfolio der bestehenden Kreditkartenschulden übernimmt. Die Apple Card wird dann vermutlich zu ähnlichen Bedingungen weitergeführt. Ob es hierzu schon Gespräche mit Interessenten gab, ist aber unklar.

In jedem Fall wird Apple versuchen, sein beliebtes Belohnungssystem mit dem neuen Emittenten beizubehalten, sagte Ted Rossman, Senior Industry Analyst beim Onlinedienst Bankrate.com gegenüber der Zeitschrift Barrons. Bei der Suche nach einem neuen Bankpartner muss Tech-Gigant Apple laut Kocaoglu Ulbrich vor allem zweierlei beachten: „Das Nutzerversprechen muss einzigartig sein und eingehalten werden. Und es braucht ein Storytelling, also eine Geschichte, die die Zusammenarbeit legitimiert.“ Bei Apple und Goldman habe beides nicht funktioniert.

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