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Wochenrückblick Die größten Aktien-Flops

Die DSW-Watchlist zeigt die größten Kapitalvernichter des Jahres. Außerdem: neuer Bahnchef, alte Problem und der HRE-Prozess

Alljährlich vor dem Beginn der Hauptversammlungssaison gibt die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz ihre „Watchlist“ heraus. Das klingt zunächst harmlos, doch die ersten Plätze auf dieser Liste möchte kein Unternehmen einnehmen. Denn dort stehen die größten Kapitalvernichter der letzten Jahre. Ganz vorne finden sich einige alte Bekannte: Singulus Technologies oder 11880 Solutions (früher Telegate).

Die größten Kapitalvernichter
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Aber auch Dax-Konzerne gehören zu den Kapitalvernichtern. „Wenig überraschend, dass es sich dabei um zwei Banken und zwei Energieversorger handelt“, sagte DSW-Vizepräsident Klaus Nieding. Der Energiekonzern RWE belegt in der aktuellen Liste Platz 16, im vergangenen Jahr gehörte er sogar zu den schlechtesten Zehn. Konkurrent Eon verschlechterte sich dagegen von Platz 30 auf 21. Beide Unternehmen haben die Energiewende verschlafen, was ihre Anleger jetzt teuer bezahlen müssen.

Auch Deutsche Bank und Commerzbank haben es unter die Flop 50 gebracht. Das größte deutsche Kreditinstitut rutschte von Rang 41 auf 24 ab. Im Dreijahreszeitraum hat der Kurs der Aktie um 47,8 Prozent nachgegeben. Die Commerzbank hat sich immerhin nicht verschlechtert: Platz 33 ist allerdings auch kein Ruhmesblatt. Und die Anleger müssen sich weiter in Geduld üben, bis sich der Umbau auszahlt. 2017 erwartet Vorstandschef Martin Zielke einen stagnierenden Gewinn.

Deutsche Bahn: Lutz startet mit soliden Zahlen

Das ist jetzt sein Zug: Der neue Bahnchef Lutz vor einem neuen ICE
Das ist jetzt sein Zug: Der neue Bahnchef Lutz vor einem neuen ICE
© Getty Images

Richard Lutz heißt der Nachfolger von Rüdiger Grube als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn. Der neue Mann kennt sich bestens mit dem Staatskonzern aus, denn er ist seit 1994 dabei. Vor sieben Jahren übernahm er den Posten des Finanzchefs, den er zunächst auch behält. Angesichts dieser Karriere darf man getrost davon ausgehen, dass Lutz keine lange Einarbeitungszeit benötigt.

Das ist auch gut so, denn die Herausforderungen für die Bahn sind groß trotz der positiven Zahlen, die Lutz zum Amtsantritt präsentieren konnte. „Wir haben die Trendwende geschafft“, sagte der neue Bahn-Chef. Tatsächlich hat der Konzern nach tiefroten Zahlen im Jahr 2015 im vergangenen Jahr wieder einen ordentlichen Gewinn erwirtschaftet. Der Betriebsgewinn lag bei 2 Mrd. Euro, wovon unter dem Strich 700 Mio. Euro nach Zinsen und Steuern übrig blieben. Der Umsatz stagnierte bei gut 40 Mrd. Euro.

Für das laufende Jahr ist Lutz optimistisch: „Wir haben einen sehr ordentlichen Start 2017 hingelegt und dabei den Rückenwind aus 2016 mitgenommen“, sagte er. Der Betriebsgewinn soll auf 2,1 Mrd. Euro steigen.

Doch trotz der guten Stimmung bleiben der Bahn alte Baustellen erhalten. Daraus machte auch der Grube-Nachfolger kein Hehl: „Ich verspreche nicht, dass sich jetzt alle Probleme bei der Bahn in Luft auflösen.“ Sorgenkind Nummer eins ist die Güterverkehrssparte, die auch 2016 rote Zahlen schrieb. Der Gütertransport auf der Schiene ist seit Jahren rückläufig. DB Cargo und die Logistik-Sparte DB Schenker bekommen wieder einen eigenen Vorstand, um die Probleme besser in den Griff zu bekommen. Wobei DB Schenker dem neuen Chef das geringste Kopfzerbrechen bereitet.

Größere Sorgen muss sich Lutz um die steigenden Investitionen machen, die die Bahn über Schulden finanzieren muss. Die Nettofinanzschulden stiegen 2016 auf 17,6 Mrd. Euro. Die Bahn verdient einfach zu wenig Geld um Investitionen – etwa in neue ICE-Züge – aus eigener Kraft finanzieren zu können.

HRE-Prozess: Funke geht zum Gegenangriff

Ex-HRE-Chef Funke ist sich keiner Schuld bewusst
Ex-HRE-Chef Funke ist sich keiner Schuld bewusst
© Getty Images

Einen guten Ruf hat Georg Funke nicht mehr zu verlieren. Der frühere Chef der Hypo Real Estate (HRE) gilt als Inbegriff des gierigen Bankers, der mitverantwortlich ist für die große Finanzkrise, die im Herbst 2008 die Welt erschütterte. Doch Funke sieht die Verantwortung bei anderen: Im Prozess gegen ihn und den früheren Finanzchef Markus Fell geht er zum Gegenangriff über. „Die HRE ist von außen zerstört worden“, sagt Funke am Dienstag im Gerichtssaal. Der damalige Finanzminister Peer Steinbrück und die Deutsche Bank seien dafür verantwortlich. Wenn sie nicht von außen beschädigt worden wäre, hätte die HRE-Gruppe die Liquiditätskrise überstanden, so Funke.

Die Anklage wirft Funke und Fell dagegen vor, die Liquiditätslage der Bank im Geschäftsbericht 2007 und im Zwischenbericht 2008 „evident falsch“ dargestellt zu haben. Der frühere HRE-Chef bestreitet jedoch, dass sich die HRE in Geldnot befunden habe. Das zum damaligen Zeitpunkt drittgrößte deutsche Kreditinstitut musste mit Steuergeld vor dem Kollaps bewahrt werden. Steinbrück sprach von einer „geordneten Abwicklung“.

Funke sieht in den Äußerungen des SPD-Politikers den wahren Grund für das HRE-Desaster. „Diese Botschaft versteht jeder als: Diese Bank wird geschlossen“, so Funke. Die folgende massive Herabstufung der Kreditratings durch die Ratingagenturen sei dann das Ende der HRE gewesen. Die Bank habe sich kein Geld mehr am Kapitalmarkt besorgen können.

Scharfe Kritik äußerte Funke auch am damaligen Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann, weil der die Kreditwürdigkeit der HRE in Zweifel gezogen hatte. Er verglich das mit der Pleite der Mediengruppe von Leo Kirch, die ebenfalls durch die Äußerung eines Bankchefs ins Straucheln geraten sei.

Der Prozess gegen Funke und Fell wird am 3. April fortgesetzt. Insgesamt 17 Verhandlungstage sind angesetzt.

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