Für 3,2 Mrd. Dollar kauft der Internetkonzern Google Nest Labs, einen Hersteller von Thermostaten und Rauchmeldern. Auf den ersten Blick erscheint der Milliardendeal befremdlich. Denn was will ein Konzern wie Google, der sein Geld mit Werbung im Internet verdient, mit so etwas Profanem wie solchen Haushaltsgeräten. Allerdings sind Nest-Produkte stylish, was kein Wunder ist, denn die Firma wurde 2010 von ehemaligen Apple-Mitarbeitern gegründet.
Nest-Mitgründer Tony Fadell hat bei Apple den iPod mitentwickelt. Nach seinen Worten ging es bei der Übernahme nicht so sehr ums Geld. Im Interview mit dem Wall Street Journal sagte Fadell, dass er einen Partner gesucht habe, der Nest dabei helfe „eine komplette Infrastruktur aufzubauen, um ein Unternehmen von Weltklasse zu schaffen“. Die Frage, welche Vorteile Google von dem Zukauf hat, stellt sich natürlich trotzdem. Ashlee Vance versucht sich auf Businessweek an einer Erklärung:
„It’s an extraordinary sum to pay to become the world leader in high-tech smoke alarms and thermostats.“
Er wie auch andere Beobachter sehen die Übernahme aber doch als logischen Schritt in Googles Expansionsstrategie:
„With Nest on its side, Google continues its march into new areas. The company has firmed up its automotive work with self-driving technology and plans to make a flavor of Android for vehicles. It recently acquired the robotics shop Boston Dynamics and set up a huge robotics operation under the guidance of former Android chief Andy Rubin.“
Googles Visionen
Auch Nicholas Carlson sieht auf Businessinsider den Deal im Zusammenhang mit Googles Strategie für die Zukunft: weg von der reinen Suchmaschine hinein ins vernetzte Heim, mittlerweile auch als das Internet der Dinge bekannt:
„In Larry Page's vision, Google is not a search engine company. It is not an advertising company. It is a company trying to leverage its massive horde of cash and deep technological expertise to create products that billions of people will use some day. Smartphones. Self-driving cars. Robots that keep your house running.“
Eine nicht ganz so freundliche Deutung des Deals geht dahin, dass Google durch das Vordringen in die Privatsphäre der Menschen noch mehr über sie erfahren wolle - und noch mehr Daten sammle.
Auch Claire Cain Miller weist in der New York Times auf diesen Aspekt hin:
„Nest’s products track not just a home’s temperature and the presence of smoke but also when people wake up, leave and return home. By incorporating hardware and software and using sensors and algorithms to learn behavior, they program themselves and can be controlled remotely with a smartphone.“
Will Google die Welt mit Werbung per Rauchmelder oder Thermostat beglücken? Alexis Madrigal sieht auf The Atlantic den Zukauf eher im Zusammenhang mit Googles Interesse an Robotertechnologie:
„Nest is a cryptorobotics company. It deals in sensing, automation, and control. It may not make a personable, humanoid robot, but it is producing machine intelligences that can do things in the physical world.“
Warum nicht Apple?
Stylische Geräte passen eigentlich eher zu Apple. Und angesichts des beruflichen Hintergrunds Fadells wäre eine solche Verbindung naheliegend. Jay Yarow spekuliert auf Businessinsider, warum Nest trotzdem bei Google Unterschlupf findet. Yarow stellt drei Thesen in den Raum. So habe sich Fadell nicht mit Apples Chefdesigner John Ive verstanden. Google könnte aber auch das Recht auf exklusive Verhandlungen bekommen haben, nachdem Google Ventures bereits Geld in Nest gesteckt hatte. Oder aber: Fadell wollte gezielt zu Google, denn was hätte ihn zurück zu Apple treiben sollen angesichts seiner Animositäten mit Ive?