Data Guru, Ninja oder Digital Prophet - das sind keine fiktionale Figuren aus einem Film, sondern echte Jobtitel. In der Techonolgie-Branche sind solche skurrilen Bezeichnungen länger bekannt. So lautet zum Beispiel der Geschäftsführer des Tech-Unternehmen SCVNGR nicht CEO, Chief Executive Officer, sondern Chief Rockstar.
In letzter Zeit scheint der Trend auch in andere Branchen überzuschwappen. Inzwischen nennen manche Unternehmen ihre Personalleiter auch "Head of People" oder "Chief People Officer". Doch warum ändern Unternehmen den Jobtitel, obwohl die Aufgaben gleich bleiben?
Der Fachkräftemangel ist in nahezu jeder Branche angekommen. Unternehmen suchen händeringend nach Arbeitskräften, insbesondere Millenials. Diese haben aber andere Vorstellungen von Arbeit: Sie wünschen sich einen sinnerfüllten Beruf, flache Hierachien - am besten in einem Start-Up. Diese Wünsche verändern die Arbeitswelt und Unternehmen versuchen nun, die neue Arbeitergeneration mit hochtrabenden Jobtiteln zu locken. Wir stellen Ihnen die skurrilsten Jobtitel vor:
Von Predigern und Genies: Die peinlichsten Jobtitel
Zugegeben: Beim Belegen der Brote kann ziemlich viel schiefgehen. Aber muss das Schmieren der Stullen deshalb gleich zur Kunstform erhoben werden? Ja, findet offenbar die US-Fast-Food-Kette Subway. Bei ihr sind sogenannte Sandwich Artists am Werk. Es gibt natürlich auch Senior Sandwich Artists. Was die „Senior“-Führungskräfte mitbringen müssen, stellt Subway in seiner Jobbörse klar: „Für eine Bewerbung setzen wir einen Schulabschluss voraus. In einigen Restaurants werden jedoch auch Schüler eingestellt.“ Übrigens: „Sandwich Artist“ ist in den USA eine angemeldete Marke. Kaum vorstellbar, dass ein Konkurrent Subway diesen Titel streitig machen würde.
Vielleicht war der Ausdruck ironisch gemeint. Vermutlich aber eher nicht. Wohl kein anderes Unternehmen als Apple konnte einen „Evangelisten“ beziehungsweise „Prediger“ ausrufen, ohne dafür von der Branche lauthals ausgelacht zu werden. Als der erste „Technology Evangelist“ im Silicon Valley gilt Mike Boich. Seine Aufgabe war es, die frohe Kunde vom ersten Macintosh Computer zu Entwicklern und Kunden zu tragen und die Schar der Apple-Jünger um Steve Jobs zu mehren.
Die Tech-Branche ist erstaunlich religionsaffin, wenn es um neue Jobtitel geht. Da ist für Beobachter die Grenze zum hohlen Götzenkult schnell überschritten. „AOLs 'digitaler Prophet' ist alles, was an Corporate America nicht stimmt“, titelte die „Washington Post“ 2014 über David Shing. Ein Porträt im „New Yorker“ hatte offenbart, dass der damals 44-jährige Australier von AOL eine sechsstellige Summe erhält, um neue Medientrends aufzuspüren und dass seine Visitenkarte ihn per Mikrochip ganz offiziell als „Digital Prophet, AOL“ vorstellt. „Er fliegt um die Welt und besucht Konferenzen. Aber was tut er sonst noch?“, fragte der „Guardian“. Sechsmal versuchte der Autor, die Frage zu beantworten. Am Ende kam er zum Schluss: Es bleibt unklar.
Die Jobplattform Indeed hatte Anfang April 2019 57 Vollzeit- und Teilzeitstellen für Happiness Manager im Angebot. Sogar drei Praktikantenstellen wurden gefunden. Aber was macht ein Glücksmanager? Er oder sie kümmert sich um die Zufriedenheit der Kollegen oder auch der Kunden. „Produktivitätsmanager“ klingt natürlich zu trocken. Manche Firmen tun es bei der Jobbeschreibung nicht unter vor Glücksseligkeit glucksenden Kindern und immergrünen Weidegründen. Fast könnte man meinen, sie hätten den Online-Generator „Bullshitjob.com“ zu Rate gezogen. Der bastelt auf Wunsch dreiteilige Jobtitel im Stile von „Forward Research Officer“ oder „Dynamic Accountability Officer“.
Apple lässt bei den Namen seiner Produkte auffallend Zurückhaltung walten. Das wird offenbar in anderen Teilen des Konzerns überkompensiert. Neben dem Tech Evangelisten beschäftigt Apple in seinen Geschäften noch jede Menge „Genies“. Die helfen Kunden bei technischen Problemen. Sind die Geräte also derart kompliziert, dass nur ein Mensa-Mitglied sie reparieren kann? Wohl kaum. Vollends skurril wird es beim Kundenservice auf den oberen Führungsebenen. Die Apple-Genies werden vom „Lead Genius“ geführt, dem wiederum ein „Genius Admin“ zur Seite steht. Trainees gelten als GYO (Grow Your Own Genius).
Gesucht: UK PR & Mischief Champion. So hieß es in einer Stellenanzeige des Sportwettenanbieters Paddy Power Betfair. Die Jobbezeichnung klingt irgendwie nach Harry Potter. Tatsächlich ist der „Meister des Unfugs“ eine Mischung aus Marketingexperte und hauptberuflichem Streichespieler. Der Mischief Champion soll mit ausgefallenen Werbeaktionen seinen Arbeitgeber in den Schlagzeilen halten. Der Posten wurde von 2013 bis 2015 von Harry Dromey ausgefüllt.