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Unstatistik Postfaktische Anti-Terror-Politik

Die Unstatistik zeigt die Wahrheit hinter den Zahlen. Diesmal: Warum Trumps Einreisestopp die falschen Länder trifft

Der Einreisestopp gegen Menschen aus muslimischen Ländern hat für viel Wirbel gesorgt. US-Präsident Donald Trump wollte mit einem Erlass Personen aus Irak, Syrien, Libyen, Somalia, Jemen, Sudan und dem Iran die Einreise in die USA verweigern. Der auf 90 Tage befristete Einreisestopp wurde von US-Gerichten gestoppt. Trump argumentierte mit den Anschlägen vom 11. September 2001 und behauptet, dass auch danach viele im Ausland geborene Personen wegen terroristischer Taten angeklagt oder verurteilt worden seien. Nach Ansicht der Unstatistik wird damit suggeriert, dass Personen aus diesen sieben Ländern an den Anschlägen vom 11. September oder an den folgenden islamistischen Anschlägen besonders häufig beteiligt waren. Doch die Fakten sehen anders aus. „Kein einziger der Flugzeugentführer vom 11. September stammte aus diesen Ländern, sondern aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und dem Libanon - keines dieser Länder steht auf Trumps Liste“, heißt es in der Unstatistik. Auch seien die Terroristen nicht als Flüchtlinge in die USA gekommen. Auch wenn man einen längeren Zeitraum vor und nach 2001 betrachtet, ist die Argumentation der US-Regierung nicht stichhaltig. Die Anzahl der Amerikaner, die von Terroristen aus diesen sieben Ländern zwischen 1975 und 2015 getötet wurden, sei „ebenfalls exakt null“. Das belege etwa die Huffington Post.

Ehemänner sind gefährlicher als Terroristen


Nach Ansicht der Statistik-Experten übertreibt Trump die Terrorgefahr maßlos. Seit 9/11 seien in den USA 123 Menschen von muslimischen Extremisten ermordet worden – aber keiner der Terroristen stammte aus den von Trump genannten Ländern. „Im gleichen Zeitraum wurden in den USA insgesamt 230.000 Menschen ermordet“, heißt es in der Unstatistik. Ehemänner seien weitaus tödlicher als Terroristen, „und selbst Kleinkinder erschießen mehr Menschen in einem Land, in dem jeder zweite Haushalt Schusswaffen besitzt“. Eine Antwort auf die Frage, warum der US-Präsident ausgerechnet diese sieben Länder ausgewählt hat, haben die Statistik-Experten auch nicht. „Weil mit anderen muslimischen Ländern Geschäftsverbindungen bestehen?“ Die Antwort wisse nur Trump allein. „Willkommen im postfaktischen Zeitalter.“

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.
Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de. Jüngst erschienen im Campus Verlag ist das Buch „Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet - Über Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik“

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