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Wochenrückblick Pfund im Brexit-Schock

Aus Angst vor einem harten Brexit stürzt das britische Pfund ab. Außerdem: Deutsche Bank-Malaise und Samsungs Pläne

Brexit: Chaoswoche für das Pfund

Was Winston Chruchill dazu sagen würde? Die britische Währung taumelt abwärts - Foto: Getty Images
Was Winston Chruchill dazu sagen würde? Die britische Währung taumelt abwärts - Foto: Getty Images

Normalerweise lassen Parteitage der Tories den Devisenhandel. Beim Treffen der britischen Konservativen ist das diesmal anders. Seit Beginn des Parteitags am vergangenen Sonntag ginge es für das britische Pfund an fünf aufeinanderfolgenden Tagen abwärts. Am Donnerstag notierte es auf dem tiefsten Stand seit 31 Jahren, wie die „Financial Times“ berichtete.

Am Freitag wurde es dann richtig chaotisch: Binnen weniger Minuten verlor die britische Währung im asiatischen Handel sechs Prozent: Von 1,26 Dollar ging es bergab auf 1,18 Dollar für 1 Pfund. Offenbar durchbrach das Pfund bei seinem Kurssturz bestimmte Marken, wodurch automatische Verkaufsorders ausgelöst wurden. Im weiteren Handelsverlauf erholte sich die Währung zwar wieder, notierte aber erneut im Minus.

GBP/USD (Britische Pfund / US-Dollar) Währung

GBP/USD (Britische Pfund / US-Dollar) Währung Chart
Kursanbieter: FXCM

Auslöser für den beschleunigten Kurssturz sollen Äußerungen von Frankreichs Präsident Francois Hollande gewesen sein, der bei den Austrittsgesprächen den Briten nicht entgegenkommen will. Auch Premierministerin Theresa May hatte die Angst vor einem „harten Brexit“ angeheizt. Sie kündigte an, der Austrittsantrag werde spätestens bis Ende März gestellt. Großbritannien solle nach dem Ende der EU-Mitgliedschaft ein „vollständig souveränes und unabhängiges Land“ werden. Das klingt nicht danach, als wolle das Vereinigte Königreich sich doch irgendwie den Zugang zum EU-Binnenmarkt erhalten.

Das Beratungsunternehmen Oliver Wyman rechnet mit Umsatzeinbußen von rund 43 Mrd. Euro für die britische Finanzbranche, falls der Binnenmarktzugang nicht gewährleistet wäre. 75.000 Jobs würden in diesem Fall wegfallen.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will den Briten keine Sonderregeln einräumen. „Wir sagen nur ganz allgemein: Der volle Zugang zum Binnenmarkt ist auch gekoppelt und untrennbar verbunden mit der Akzeptanz der vier Grundfreiheiten, dazu gehört auch die Freizügigkeit für Personen“, sagte sie beim Bundesverband für Groß- und Außenhandel. Das sei für die EU eine systemische Frage.

May wiederum will die Freizügigkeit einschränken, um den Brexit-Befürwortern in ihrer Partei entgegenzukommen. Auf dem Parteitag sagte sie, dass es Beschränkungen für Ausländer geben soll, wenn sie in Großbritannien arbeiten oder studieren wollen. Sie erklärte das zu einer Frage der Fairness für die Briten. Sie sollten nicht durch ausländische Konkurrenz um ihre Jobs gebracht werden oder weniger Geld verdienen.

Deutsche Bank: zwischen Hoffen und Bangen

Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt: Das Kreditinstitut kommt nicht zur Ruhe - Foto: Getty Images
Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt: Das Kreditinstitut kommt nicht zur Ruhe - Foto: Getty Images

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Deutsche Bank bereits als gefährlichste Bank der Welt eingestuft. Am Mittwoch legte der Fonds noch einmal nach. „Die Deutsche Bank gehört zu den Banken, die weiter Anpassungen vornehmen müssen, um Investoren davon zu überzeugen, dass ihr Geschäftsmodell für die Zukunft tragfähig ist“, sagte IWF-Geld- und Kapitalmarkt-Experte Peter Dattels. Und sie müsse ihre Investoren davon überzeugen, dass sie die Risiken im Zusammenhang mit den vielen Rechtsstreitigkeiten beherrsche.

Indirekt übte auch der US-Investor Blackrock Kritik an der Bank. „Es ist frustrierend, dass sich in einer Reihe großer europäischer Banken, trotz aller Rhetorik, noch immer nicht klar genug die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass eine radikale Neuorientierung des Geschäftsmodells notwendig ist“, sagte Blackrock-Vize Philipp Hildebrand der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Von einem Zusammengehen mit der Commerzbank hält er wenig. „Wenn wir über einen Konsolidierungsbedarf sprechen, dann sollten wir das nicht im nationalen Rahmen tun“, sagte Hildebrand. Von der Politik forderte er klare Aussagen zu einem „gesamteuropäischen Bankenmodell“.

Die Bundesregierung würde wohl eher eine deutsche Lösung bevorzugen. Doch Gespräche zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank wurden im Sommer schnell wieder beendet. Am Freitag berichtete das Handelsblatt dann, einige Dax-Konzerne würden eine Beteiligung an der Deutschen Bank erwägen, falls sie wegen der teuren Rechtsstreitigkeiten zu einer Kapitalerhöhung gezwungen sein sollte. Namen wurden nicht genannt. Eine konzertierte Aktion deutscher Großunternehmen würde aber die Ausgabe neuer Aktien wohl erleichtern.

Die Deutsche Bank selbst soll über einen Börsengang ihrer Vermögensverwaltung Deutsche Asset Management nachdenken. Das will die „Financial Times“ erfahren haben. Der Wert der Sparte wird auf 8 Mrd. Euro beziffert. Mit den Erlösen aus einem Börsengang könnte das größte deutsche Kreditinstitut seine Kapitalbasis aufbessern. Entschieden sei aber noch nichts, schreibt die FT. Wie so vieles bei der Deutschen Bank...

Samsung: Aktie auf Höhenflug

Trotz des Smartphone-Desasters laufen die Geschäfte bei Samsung gut - Foto: Getty Images
Trotz des Smartphone-Desasters laufen die Geschäfte bei Samsung gut - Foto: Getty Images

Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung ist momentan nicht vom Glück verfolgt. Vor allem sein Flaggschiffhandy „Galaxy Note 7“ bereitet dem Konzern viel Verdruss. Weil das Gerät in Flammen aufgehen kann, musste Samsung eine teure Rückrufaktion starten. Am Donnerstag soll ein bereits nachgerüstetes Modell in einem Flugzeug im US-Bundesstaat Kentucky in Rauch aufgegangen sein.

Wer gedacht hatte, dass die Samsung-Aktie wegen dieser Negativschlagzeilen unter die Räder kommen würde, sah sich getäuscht. Am Donnerstag gewann die Aktie an der Börse in Seoul gut 4,5 Prozent. Offenbar spielte der Zwischenfall in den USA dabei keine Rolle.

Tatsächlich reagierten die Investoren auf Meldungen, wonach sich der Konzern aufspalten könnte. Entsprechende Forderungen des US-Hedgefonds Elliot des Milliardärs Paul Singer hatte das Unternehmen bisher zurückgewiesen. Jetzt hieß es, man werde die Vorschläge prüfen. Konkret geht es darum, das operative Geschäft abzuspalten und an die Technologiebörse Nasdaq zu bringen. Zudem soll Samsung aus seinem Barvermögen 27 Mrd. Dollar als Sonderdividende ausschütten.

Unterdessen laufen die Geschäfte des Konzerns trotz des Smartphone-Debakels besser als erwartet. Der operative Gewinn werde im vierten Quartal um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigen, teilte Samsung am Freitag als Ausblick auf das Quartalsergebnis mit. Offenbar sind die Geschäfte in den anderen Sparten so gut gelaufen, dass sie die Belastung wegen des Rückrufs auffangen konnten.

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