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Markus Väth „Sei nützlich, egal was du tust!“

Markus Väth
Markus Väth
© PR
Unser Kolumnist hasst Überschriften vom Typ „Was Sie von XY lernen können“. Aber ein Satz von Arnold Schwarzenegger hat ihn intensiv beschäftigt und ihn etwas gelehrt

Kürzlich habe ich mir den ersten Teil der Dokumentation über Arnold Schwarzenegger angeschaut. Sie heißt einfach „ARNOLD“ und beginnt, indem man den aktuellen Arnold Schwarzenegger Zigarre rauchend in einem Whirlpool vor eisigem Bergpanorama sitzen sieht, während er in Gedanken über die Welt und seine Rolle darin philosophiert. 

Nach dieser ersten Minute Film hätte ich nicht gedacht, dass ich am Ende der Dokumentation zwei Dinge feststellen würde. Erstens: Es ist eine sehr gute Doku, die mit viel Originalmaterial arbeitet, sich behutsam vortastet und viel Raum für Reflexionen lässt. Zweitens: Wir können etwas von Schwarzenegger lernen.

Normalerweise hasse ich Artikel, in denen bereits die Überschrift lautet: „Was Sie von XY (Reinhold Messner, Jürgen Klopp, Papa Schlumpf etc.) lernen können“. Normalerweise laufen solche Artikel auf irgendwelche Management-Weisheiten hinaus, die seicht und/oder nicht übertragbar sind. Aber Schwarzengger sagt einen Satz, der mich nicht mehr losgelassen hat. 

„Sei nützlich, egal was du tust!“

Er pendelt in der ersten Folge der Doku in seinen Reflexionen zwischen den Schilderungen des gnadenlosen Konkurrenzkampfes, den der Vater zwischen ihm und seinem Bruder Meinhard über Jahre entfachte, und einer Art Stolz darüber, wie hart ihn diese frühe Schule gemacht hat. Schwarzenegger scheint diese schwierige Kindheit in einen fanatischen Willen zum Erfolg verwandelt zu haben: „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker – dieser Spruch stimmt. Das, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin, hat meinen Bruder zerstört.“

Schwarzenegger sagt an einer Stelle, während er über die Zeit in seiner Herkunftsfamilie und seinen prügelnden Vater spricht, er sei in einer Zeit harter Arbeit aufgewachsen. Über allem habe gestanden: „Sei nützlich – egal, was du tust!“ Schwarzenegger betont hier, dass das eigene Schaffen immer einen Bezug zu anderen Menschen hat. Sogar seine Zeit als Bodybuilder betrachtet er auf diese Art, spricht von der Gemeinschaft unter den Bodybuildern im Amerika der 70er-Jahre, wie man sich gegenseitig geholfen und motiviert habe. 

Nützlichkeit bedeutet Abkehr von der Ich-Perspektive

Diese Nützlichkeit, dieses Füreinander-Dasein scheinen wir heute manchmal zu vergessen, gerade in der Arbeit. Nützlichkeit erfordert, dass ich die Perspektive des anderen einnehme und mich frage: Was braucht diese Person von mir, um arbeiten zu können? Womit kann ich ihr am besten helfen? 

In unseren aktuellen Diskussionen in der Arbeitswelt geht es oft um ich, ich, ich. Finde ich meinen Sinn in der Arbeit? Bin ich zufrieden? Ziehe ich genug Vorteile aus meiner Situation? Es wirkt daher fast ironisch, dass wir uns von einem Mann wie Schwarzenegger, dessen Leben die personifizierte Ego-Verwirklichung ist, an den Ur-Kern von Arbeit erinnern lassen müssen: Sei nützlich. Diene anderen. Deine Arbeit ist nur so gut, wie es für andere Menschen Nutzen stiftet. Alles andere ist Theater und kann weg.

Die Nutzenfrage stellt sich heute überall

Man könnte den Bogen der Nützlichkeit noch weiter spannen und fragen: Welche Schulbildung ist nützlich für die Gesellschaft? Welche der knapp 20.000 Studiengänge in Deutschland können eigentlich weg, ohne dass sie jemand vermissen würde? Welche Debattenkultur ist nützlich, welche nicht? Welche Investitionen?

Wir sollten viel öfter die Frage stellen: Was hast DU von meiner Tätigkeit, von meinem Dasein? Und nicht: Welche Vorteile habe ICH? Arnold Schwarzenegger hat ein Leben gewählt und unerbittlich verfolgt, in dem er buchstäblich immer die Hauptrolle spielt: als mehrmaliger Mr. Universum, als Schauspieler und Action-Superstar sowie als erfolgreicher Politiker. Aber selbst ein Mann wie er folgt der Maxime: „Whatever you do – be useful“. Diese Einstellung können wir tatsächlich von ihm lernen.

Markus Väth gilt als einer der führenden Köpfe der New-Work-Bewegung und zählt zu den Top 99 HR-Influencern 2023 in Deutschland. Er ist Co-Founder der New-Work-Initiative humanfy und Verfasser der New Work Charta, die sich für eine klare, humanistische und soziale Version von New Work einsetzt. Er hat mehrere Bücher zu Neuer  Arbeit und Management verfasst und ist außerdem Lehrbeauftragter für Teamwork & Collaboration an der Technischen Hochschule Nürnberg. Mit seinem Ansatz des Organisationscoachings begleiten er und sein Team Organisationen in ihrer Transformation hin zu echtem New Work und einer neuen Arbeitswelt. Hier finden Sie weitere Kolumnen von Markus Väth

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