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Arbeitsalltag Homeoffice: Wenn „Last Christmas“ plötzlich fehlt

Auch die Weihnachtszeit im Büro steht in der Corona-Pandemie unter einem besonderen Stern
Auch die Weihnachtszeit im Büro steht in der Corona-Pandemie unter einem besonderen Stern
© Arnulf Hettrich / IMAGO
Die Corona-Pandemie hat den Büroalltag verändert, auch die Weihnachtszeit ist da keine Ausnahme. Von vollen Adventskalendern, überzähligen Wichtel-Geschenken und der Sehnsucht nach „Last Christmas“

„Alle Jahre wieder...“ lautet das Mantra für viele Weihnachtstraditionen, die sich auch in den Arbeitsalltag eingeschlichen haben – und dazu gehört nicht nur der Wham-Weihnachtsklassiker:

Da ist der Adventskalender, der einen selbst am frühen Morgen schon mit leeren Türen erwartet, weil einer der Kollegen auf seinem Beutezug nach Süßigkeiten eben doch schneller war. Da ist die Kollegin, die das Büro nach und nach immer mehr in ein Winterwunderland aus Tannengrün, Kerzen und Nikolaus-Figuren verwandelt. Da sind die Erinnerungsmails, sich doch wieder am diesjährigen Wichteln für die Weihnachtsfeier zu beteiligen, „weil es doch letztes Jahr für alle so ein Spaß war“.

So unliebsam man diese Dinge bisher in der Weihnachtszeit gefunden hat, nach Monaten in der Isolation des Homeoffice vermisst man sie dann doch. Schließlich gehören sie als Vorboten der Festtage so sicher zu Weihnachten, wie der augenzwinkernde Kommentar „früher war mehr Lametta“ zu jedem Tannenbaumschmücken.

Stattdessen findet die Weihnachtszeit jetzt ausschließlich daheim statt und macht bewusst, welche Vorteile es doch bietet, wenn man den Großteil der besinnlichen Zeit mit den Kollegen verbringt. Denn auch wenn im Büro die Weihnachts-Fans und Weihnachts-Muffel aufeinandertreffen, bildet man doch eine Leidensgemeinschaft im Angesicht der anstehenden Zeit mit der Familie.

So lässt es sich in der Mittagspause vorzüglich beratschlagen, welches Sonderangebot der großen Spielwarenhersteller sich denn letztlich am besten für den eigenen Nachwuchs eignet. Und die eigene Schwiegermutter wirkt nach den kuriosen Familien-Anekdoten mancher Kollegen fast liebenswürdig.

Wenn die Weihnachtsfeier plötzlich doch fehlt

Am schwersten fällt es letztlich aber auf das eigentliche Wunder von Weihnachten zu verzichten: Die betriebliche Weihnachtsfeier. Zwar kostet die Teilnahme im Vorfeld immer wieder Überwindung und die eigentlich lockere Stimmung wirkt das ein ums andere Mal aufgesetzt. Nach dem zweiten oder dritten Glühwein lässt es sich aber auch mit den weniger geschätzten Kollegen gut aushalten. Und auch das traditionelle Schrottwichteln sorgt Jahr um Jahr für Genugtuung, wenn man die unliebsamsten Kostbarkeiten aus den Untiefen des eigenen Kellers anstatt zum Recyclinghof bei der Belegschaft an den Mann bringen kann.

Jetzt werden Omas Porzellan-Figuren allerdings weitere zwölf Monate in der hintersten Ecke des Kellers liegen bleiben – eben weil sie in diesem Jahr keinen neuen Besitzer finden. Auch die missglückten Kekse der heimischen „Weihnachtsbäckerei“ mit den lieben Kleinen, die in der Firmenküche jeden Dezember verlässliche Abnehmer gefunden haben, müssen diesmal anderweitig entsorgt werden. Und selbst wenn es keinen großen Unterschied macht, ob man im Büro oder in den eigenen vier Wänden unfreiwillig die Weihnachts-CD von Helene Fischer in Dauerschleife hören muss – im Büro singt zumindest niemand lauthals mit.

Besonders deutlich wird der Unterschied zwischen diesem Corona-Weihnachten und den Vorjahren aber nach den Feiertagen werden. Denn wenn man sich sonst schon während der Festtage heimlich wieder nach der konzentrierten Stille des eigenen Büros gesehnt und sich im Geiste schon den Wettbewerb mit den Kollegen um die schlimmsten Weihnachtsgeschenke ausgemalt hat, warten in diesem Jahr nur das eigene Arbeitszimmer – und die restliche Schokolade aus dem eigenen Adventskalender. Und ganz, ganz heimlich beginnt man schließlich, sich wehmütig nach einem „Last Christmas“ zu sehnen, auch wenn Wham damit nur wenig zu tun hat.

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