Twitter steckt seit der Übernahme durch Elon Musk in permanenten Turbulenzen. Seitdem sich der Tech-Milliardär darum bemüht, die Kosten zu senken, ist das Unternehmen schon mehrfach wegen überfälliger Zahlungen verklagt worden: unter anderem von Vermietern, Beratern und Lieferanten.
Laut dem Finanzportal „Bloomberg“ ist Twitter mit Zahlungen in Höhe von 10 Mio. US-Dollar an eine Reihe von Unternehmen im Rückstand. Im April reichten demnach vier Unternehmen eine gemeinsame Klage wegen Vertragsbruch ein. Seit Dezember haben mindestens zehn Firmen das Unternehmen aus ähnlichen Gründen verklagt.
Eines dieser Unternehmen, das sich der Klage im April angeschlossen hat, ist White Coat Captioning. Das Unternehmen mit Sitz im Vereinigten Königreich versieht seit 2020 die globalen Veranstaltungen von Twitter mit Untertiteln. „42.000 Dollar sind für ein kleines Unternehmen wie meines nicht trivial“, zitiert das Finanzportal Geschäftsführerin Norma Miller. Sie sagt, dass Twitter die Zahlungen an das Unternehmen im Oktober eingestellt habe, etwa zwei Wochen bevor Musk offiziell die Leitung übernommen hatte.
Zunächst habe Miller niemanden bei Twitter erreicht, nach dem massiven Stellenabbau habe ihr Ansprechpartner nicht mehr für das Unternehmen gearbeitet. Schließlich habe sie auf ihre Nachfragen nur noch automatische Antworten erhalten. „Irgendwann war es eindeutig nur noch ein Bot, der uns auf unsere Nachfragen mit der immer gleichen Reaktion antwortete“, sagt sie. Als Twitter seine Zahlungen mitten in einem großen Projekt einstellte, sei Miller gezwungen gewesen, die Arbeit alleine zu erledigen. Die Firma habe es sich nicht mehr leisten können, ihre Mitarbeiter zu bezahlen. Dem Bericht zufolge verzichtet sie auf ihr Gehalt und begleicht einige Ausgaben des Unternehmens aus eigener Tasche.
Twitter soll außerdem dem Bericht zufolge unter anderem Privatflüge einiger Führungskräfte noch nicht bezahlt haben. Die Private Jet Services Group, die Twitter bereits im letzten Jahr verklagte, hat nach eigenen Angaben noch immer keine Zahlung für fast 200.000 Dollar an ausstehenden Rechnungen erhalten. Das in Miami ansässige Unternehmen hatte den Kurznachrichtendienst bereits im Dezember verklagt und den Fall dann freiwillig fallen gelassen, um ihn vor einem anderen Gericht erneut einzureichen.
Früher kamen die Zahlungen pünktlich
Nach Informationen von „Bloomberg“ gehen die Unternehmen davon aus, dass die verspäteten Zahlungen offenbar mit dem chaotischen Führungsstil von Musk zu tun haben. Bevor der Tech-Milliardär das Ruder übernommen habe, seien die Zahlungen immer pünktlich gewesen. Dass das Unternehmen seit der Übernahme in einem permanenten Krisenmodus steckt, ist derweil unumstritten: Massenentlassungen, Abwanderung von Werbekunden, Streit mit Medien. Auch die neue Klage wird keine Ruhe in den Konzern bringen und Musk weiter in ein schlechtes Licht rücken. „Wir freuen uns darauf, ihm zu zeigen, dass es viel teurer ist, seinen Verpflichtungen nicht nachzukommen“, kündigt die Anwältin Shannon Liss-Riordan, die vier der kleinen Unternehmen vertritt, laut „Bloomberg“ an.
Dieser Artikel ist zuerst auf n-tv.de erschienen.