Einst gingen Söhne aus gutem Hause auf Grand Tour, um fremde Länder und die Wurzeln der europäischen Zivilisation zu erkunden. Solche Bildungsreisen gehören zwar der Vergangenheit an. Aber auch heute noch lebt der europäische Gedanke im Bildungswesen fort.
Bestes Beispiel ist das Erasmus-Programm der Europäischen Union, das seit 1987 Studenten Auslandsaufenthalte ermöglicht. Die Stipendiaten erweitern damit nicht nur ihren fachlichen Horizont. Sie erleben, wie die europäische Idee konkret Leben verändern kann.
Die Uni-Szene in der EU ist sehr international geprägt. 8,1 Prozent aller eingeschriebenen Studenten im tertiären Bildungsbereich kamen 2017 aus dem Ausland, wie die Statistikbehörde Eurostat im Sommer 2019 mitteilte. Allerdings ist das Gefälle unter den Mitgliedsstaaten enorm. Der Anteil ausländischer Studenten (aus der EU und aus Drittländern) lag laut Eurostat zwischen 3 und 47 Prozent.
Die Gründe sind vielfältig. Wie attraktiv eine Hochschule für ausländische Studierende ist, liegt unter anderem an Faktoren wie Prestige, Studiengebühren, multilingualen Angeboten, aber auch an der Lebensqualität und der wirtschaftlichen Lage des Gastlandes.
Dies sind die beliebtesten Uni-Länder für ausländische Studenten
Dies sind die beliebtesten EU-Länder für ausländische Studenten
Belgien belegt Platz zehn in der Rangliste von Eurostat. Die Universitäten des Landes kamen demnach 2017 auf durchschnittlich 8,5 Prozent ausländische Studenten. Viele von ihnen dürften vom Status Belgiens als Hauptsitz der Europäischen Union und der NATO angezogen worden sein.
Irland gehört spätestens seit Heinrich Bölls „Irischem Tagebuch“ zu den Sehnsuchtszielen von Studenten aus Deutschland. Die lernen dann etwa am Trinity College im Herzen von Dublin an einem altehrwürdigen Ort, der sonst nur als Tourist besucht werden kann. Lediglich die hohen Mieten in Dublin machen Erasmus-Studenten zu schaffen. Irland belegt mit 8,9 Prozent ausländischen Studenten Platz neun der Rangliste.
Frankreich hätte man durchaus eine bessere Platzierung zugetraut, nicht zuletzt wegen der globalen Vernetzung der einstigen Kolonialmacht. Mit 10,2 Prozent reicht es für unseren Nachbarn und Elite-Universitäten wie die Sorbonne aber nur zu Platz sieben.
Nur wenige Länder in der EU ziehen mehr ausländische Studierende an als die Niederlande. Hochschulen mit internationalem Ruf wie die Universität Utrecht und die Universität Amsterdam sorgen mit dafür, dass 2017 elf Prozent aller Studenten des Landes aus dem Ausland kamen.
Zahlen für das Vereinigte Königreich lagen Eurostat nicht vor. Die UNESCO bezifferte den Anteil ausländischer Studenten zuletzt auf 17,9 Prozent. Damit sicherten Eliteunis wie die University of Oxford oder das Imperial College dem Vereinigten Königreich Platz drei in diesem Ranking.
Ein hoher Anteil an ausländischen Studenten kommt natürlich schneller an kleinen Universitäten zustande. In Zypern stammte 2017 laut Eurostat fast jeder vierte Studierende (23,1 Prozent) nicht von der Mittelmeerinsel. An der 1989 gegründeten Universität Zypern, der größten Hochschule des Landes, sind rund 3500 Studenten eingeschrieben.
Die Universität Luxemburg zählte zuletzt 6423 Studenten. Zum Vergleich: Das gesamte Großherzogtum kommt auf knapp 614.000 Einwohner. Fast jeder zweite von ihnen stammt aus dem Ausland. Diese Internationalität spiegelt sich auch bei den Studierenden wider. 46,7 Prozent stammten 2017 aus Ländern außerhalb von Luxemburg. An der Universität Luxemburg wird grundsätzlich zweisprachig unterrichtet (Französisch/Englisch oder Französisch/Deutsch). Deutschland belegt mit 8,4 Prozent EU-weit den elften Rang. Am niedrigsten war der Anteil ausländischer Studenten in Kroatien, Spanien und Griechenland (jeweils drei Prozent).