Nach dem aufwendigen Ausfüllen der neuen Formulare für die Grundsteuer ist der Ärger für Immobilienbesitzer nicht vorüber. Die Grundsteuer steigt in vielen Kommunen stark an. Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY verzeichnete in einer Analyse für 2022 bundesweit ein Plus von fast fünf Prozentpunkten. Das war der stärkste Anstieg seit sechs Jahren. Demnach hat jede achte Kommune die Grundsteuer erhöht.
Grundsteuer im Vergleich
Laut EY haben 2022 bundesweit 16 Gemeinden einen Hebesatz zur Grundsteuer B von null Prozent erhoben. Sie verteilten sich auf lediglich drei Bundesländer. Baden-Württemberg war mit einer Gemeinde vertreten: Büsingen am Hochrhein.
Die größte Zahl von Gemeinden mit einem Hebesteuersatz von null Prozent fanden die Prüfer in Schleswig-Holstein. Lediglich den Steuermessbetrag zahlten demnach Menschen in acht Gemeinden: Friedrichsgraben, Hedwigenkoog, Hillgroven, Norderfriedrichskoog, Oesterwurth, Strübbel, Südermarsch und Wesselburener Deichhausen. Ein ganz anderes Bild ergab sich in den Gemeinden mit der teuersten Grundsteuer.
In 13 Prozent der Kommunen ist laut EY die Grundsteuer 2022 bundesweit gestiegen. Auf einen doppelt so hohen Anteil kam der Auswertung zufolge Nordrhein-Westfalen. Das bevölkerungsreichste Bundesland war damit in dieser Hinsicht der Spitzenreiter und auch beim höchsten Durchschnittshebesatz aller Bundesländer (565). NRW stellte allerdings nicht die deutschlandweit teuerste Kommune bei der Grundsteuer. Den achten Platz des Rankings teilten sich drei NRW-Kommunen mit je 910 Prozent: Altena (Foto), Nörvenich und Witten.
Als „sehr hoch“ stuften die Analysten einen Grundsteuerhebesatz ab 400 ein. In diese Kategorie fielen laut EY 2022 bereits 39 Prozent der Gemeinden. „Zum Vergleich: 2005 waren es fünf Prozent“, teilte das Unternehmen mit. Auf fast den zweieinhalbfachen Wert kamen mit jeweils 950 Prozent die Gemeinden Bad Emstal (Foto) in Hessen und Hürtgenwald, Nordrhein-Westfalen.
Nicht etwa in den Stadtstaaten oder großen Landeshauptstädten fanden sich laut EY die höchsten durchschnittlichen Hebesätze zur Grundsteuer B. Auf Platz vier kam stattdessen die kleine Kurstadt Bad Karlshafen. Die nördlichste Gemeinde Hessens mit weniger als 4000 Einwohnern verlangte demnach einen Hebensatz von 951.
Nordrhein-Westfalen mag insgesamt das teuerste Bundesland bei der Grundsteuer gewesen sein. Die Top 10 der Gemeinden mit den höchsten durchschnittlichen Hebesätzen wurde hingegen von Hessen dominiert. Dort lagen auch die beiden Zweitplatzierten, Nauheim und Ringgau (Foto; jeweils 960). Eine einzige Gemeinde stieß bundesweit in den vierstelligen Bereich vor.
Die Gemeinde mit der mit Abstand höchsten Grundsteuer in Deutschland war laut EY 2022 Lorch in Hessen. Die Stadt im Rheingau lässt sich Grundstücke teuer bezahlen. Der durchschnittliche Hebesatz belief sich dem Ranking zufolge auf 1050 Prozent.