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Daniel Saurenz Wo bleibt die Korrektur? Bei Aktien laufen viele nur noch hinterher

Händler an der New Yorker Börse
Händler an der New Yorker Börse
© John Angelillo/UPI Photo via Newscom / Picture Alliance
SAP dominiert den Dax und in den USA geht ohne Nvidia gar nichts. Daniel Saurenz über die Gründe, warum die Aktienmärkte einfach immer weiter steigen

Kurz vor der US-Wahl fragt man sich, was Dax oder S&P 500 nachhaltig zu einer Korrektur bewegen könnte. Miese Konjunkturdaten aus Deutschland sind es nicht, zumal der Dax mit der industriellen Entwicklung in Deutschland ohnehin nur begrenzt zu tun hat. „Wer in Deutschland investiert ist, sollte zunächst einmal SAP im Depot haben“, findet Vanyo Walter vom Broker Robomarkets und spielt damit auf ein bekanntes Problem an. Im Dax macht SAP mittlerweile 15 Prozent aus und es wäre sogar noch etwas mehr, gäbe es nicht an jener Stelle eine Kappungsgrenze. „Wobei die 15 Prozent alle drei Monate festgezurrt werden, zwischendurch darf es sogar Ausschläge bis 20 Prozent Gewichtung geben“, sagt Experte Walter. 

So oder so – der Dax und aktive Fondsmanager sind von SAP abhängig. Haben sie aus irgendeinem Grund die Walldorfer gemieden, ist es unfassbar schwierig, die Benchmark zu schlagen. In den USA mussten Anleger Nvidia ebenso im Portfolio haben wie Netflix oder Meta, sonst sieht es düster aus gegen die Nasdaq-Indizes oder den S&P 500. 

Hartes Rennen

Die Realität zeigt auch im Oktober 2024, dass es kaum ein Fondsmanager schafft in diesem Jahr, mit dem Markt gleichzuziehen. Wer gehofft hatte, dass die Kurse in den Spätsommerwochen wie so oft zu einer längeren Korrektur ansetzen, sah sich getäuscht. Hohe Bewertungen, eine sich in Teilen abkühlende Konjunktur, geopolitische Risiken, geldpolitische Überraschungen und saisonale Belastungsfaktoren erwiesen sich nicht als Belastungsfaktoren. „Deshalb wird jede noch so kleine Korrektur gekauft, um den Performance-Rückstand aufzuholen“, sagt Stefan Riße von Acatis. Für ihn ist es kein Wunder, „dass die Cash-Quote der reinen Aktienfondsmanager inzwischen unter vier Prozent gesunken ist“. Normalerweise bewegt sich der Wert zwischen vier und sechs Prozent. Aber wer soll noch kaufen, wenn zumindest die Profis fast voll investiert sind?

Die amerikanische Berichtssaison hat mit den Banken und später auch Tesla stark begonnen. Zudem haben die US-Konjunkturdaten im dritten Quartal fast durchweg positiv überrascht, vor allem der Arbeitsmarkt brummt. Vergessen sind die im Sommer immer wieder aufkeimenden Rezessionsängste und Sorgen, die Fed habe die Zinsen zu lange hochgehalten und einen geldpolitischen Fehler begangen. Die Prognosen für das dritte Quartal deuten auf ein US-Wachstum von aufs Jahr hochgerechnet gut drei Prozent hin. „Zusammen mit der höheren Wahrscheinlichkeit eines Trump-Sieges eskalierte der Dollar jüngst förmlich von 1,12 auf 1,078 zum Euro“, so Vanyo Walter. 

Erwartungsmanagement

Ein weiterer Faktor spielt den Unternehmen in die Hände: Zwischen Ende Juni und Ende September sanken die Gewinnschätzungen der Wall-Street-Experten für die Mitglieder des S&P 500 um rund vier Prozentpunkte. „Der Rückgang im dritten Quartal war stärker als im Durchschnitt der vergangenen 10 und 15 Jahre“, so die Experten vom Lynx-Broker. Verbesserte Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft treffen also auf überdurchschnittlich stark reduzierte Analystenschätzungen. Dies sollte die Unternehmen in die Lage versetzen, die Prognosen deutlich zu übertreffen.

Bleiben zuletzt die US-Präsidentenwahl. Vor gut zwei Monaten blickten einige Unternehmen vor allem wegen des ungewissen Ausgangs eher vorsichtig in die Zukunft. Auch jetzt ist das Rennen um den Chefsessel im Weißen Haus noch offen, wobei Trump zumindest derzeit das Momentum auf seiner Seite hat. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich die Unternehmen erneut mit konkreten Ausblicken zurückhalten. 

Auf der anderen Seite sind die Kurse seit dem Höhepunkt der letzten Berichtssaison weiter gestiegen. Nach den Zahlen von Apple notierte der S&P 500 bei rund 5350 Punkten und kletterte seitdem um fast neun Prozent. Damit hat der Markt das oben skizzierte Gewinnwachstum von rund zehn Prozent schon fast eingepreist. Weiter steigende Kurse führen entweder zu einer Bewertungsausweitung oder könnten mit höheren Gewinnschätzungen begründet werden. Für 2024 dürfte es für aktive Fondsmanager also kompliziert bleiben. 2025 dann werden die Karten gemischt und womöglich treffen sehr hohe Kurslevels dann auf das erste Jahr einer Trump-Präsidentschaft mit Zöllen und anderen Nettigkeiten.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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