Mitunter nehmen die Mängel bei Chips absurde Formen an. So hört man aus der Lkw-Branche, das Hersteller Chips aus neuen Sony Playstations ausbauen, um sie für ihre Trucks zu nutzen. Kampf um Bauteile, denn ohne Halbleiter geht inzwischen kaum noch etwas.
An der Börse sieht das nicht viel anders aus. Die Auswertung der meistgehandelten Aktien bei Smartbroker in Deutschland zeigt, dass Anleger Nvidia oder Infineon mittlerweile als Basisinvestment ansehen. Chips sind ein wesentlicher Baustein in zahlreichen Produkten, die unser Leben einfacher machen sollen. Angefangen von Handys über Staubsauger-Roboter und Haushaltsgeräte bis hin zu modernen Elektroautos. Halbleiterhersteller wie Intel, NXP Semiconductor, Infineon und Taiwan Semiconductor (TSCM) sind die Gewinner dieser Entwicklung.
Kaum eine Branche ist aber zugleich auch so abhängig von der Konjunktur. Obwohl die Firmen zuletzt ihre Produktionskapazitäten ausgeweitet haben und eine Rekordzahl an Chips auslieferten, konnte die boomende Nachfrage nicht befriedigt werden. Der Mangel dürfte bis weit in das kommende Jahr anhalten.
Besonders hart betroffen ist nach wie vor die Automobilindustrie. Toyota musste die Produktion im September aufgrund der Chipknappheit gegenüber dem Plan im Juli um 40 Prozent reduzieren. Auch andere Hersteller wie Ford und General Motors haben ihre Produktion gedrosselt, bei Ford in Köln wurde die Fiesta-Produktion wieder zurückgefahren, kurz nachdem sie neu angelaufen war.
Mit dem zunehmenden Trend hin zu Elektrofahrzeugen sowie immer komplexeren Bordcomputern mit Funktionen wie dem autonomen Fahren werden viel mehr Chips benötigt als bei älteren Modellen. So dürfte sich mancher die Augen reiben, der am Börsenplatz Gettex einmal in die Basisdaten der Nvidia-Aktie schaut. Nicht nur der Chart überzeugt, sondern die Marktkapitalisierung spuckt mehr als eine halbe Billion US-Dollar aus. Dagegen wirkt Infineon mit einem Zehntel davon wie ein Zwerg.
Automobilchips immer wichtiger
Prognosen zufolge kletterte der Anteil der elektronischen Bauteile an den Produktionskosten eines Autos von gut 20 Prozent zur Jahrtausendwende auf 35 Prozent im Jahr 2010 und dürfte aktuell bei etwa 40 Prozent liegen. Ende dieses Jahrzehnts könnten es rund 50 Prozent sein. Intels neuer Chef Pat Gelsinger geht davon aus, dass sich der Markt für Auto-Chips bis 2030 auf 115 Mrd. Dollar verdoppeln wird.
„Da sich die Störungen in den Lieferketten in viele Bereiche auswirken und sogar die Wachstumsprognosen beeinflussen können, könnten Länder ihre Bestrebungen verstärken, eine sichere Versorgung mit Chips sicherzustellen“, meint Thomas Meyer zu Drewer, Leiter öffentlicher Vertrieb bei Lyxor ETF Deutschland. Besonders Europa hat viel Nachholbedarf: Weniger als zehn Prozent der globalen Halbleiterproduktion ist auf dem alten Kontinent angesiedelt, die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern ist entsprechend hoch.
Investmentalternativen
Für Anleger ist die Halbleiterbranche daher spannend. Der Bedarf an Chips in Fahrzeugen zieht an, unabhängig davon, welche Antriebsform sich durchsetzen wird. Natürlich gibt es Risiken: Der Konkurrenzkampf ist hart, immer kleinere und energieeffizientere Chips sind gefragt.
Im Branchenvergleich noch günstig bewertet ist Intel. Nach zahlreichen Wechseln im Top-Management geht der US-Chipriese in die Offensive. Die kürzlich vorgestellten Expansionspläne sind Teil einer größeren Umstrukturierung, mit der sich Intel für die Zukunft positioniert. Investitionen in Milliardenhöhe für den Ausbau seiner Produktionskapazitäten in Europa stehen weit oben auf der Agenda. An der Börse sind Investoren aber noch vorsichtig: Ausgehend vom Jahreshoch im April steht der Kurs rund 20 Prozent tiefer. Als Aktienersatz kaufen Anleger auf diesem Niveau ein moderat gehebeltes Turbo-Bull-Papier, das von steigenden Intel-Aktienkursen profitiert. Der Hebel bei dem ausgewählten Papier mit der WKN UE1EGL von der Schweizer UBS liegt bei 2.
Infineon gut positioniert
Infineon zählt hingegen zu den Gewinnern und zeigt relative Stärke im Branchenvergleich. Die Münchner treffen mit ihren energieeffizienten Chips, mit denen bis zu 25 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs eingespart werden, den Nerv der Zeit. Der Auftragsbestand liegt auf Rekordniveau und deckt mehr als zwei Jahre ab. Weitere Margenverbesserungen zeichnen sich ab, der verbesserte Produktmix und mögliche Preiserhöhungen bilden ein gutes Fundament. Daher bietet sich auf Infineon als Aktienersatz ebenfalls ein Turbo-Long-Papier zweifach gehebelt von der Citigroup mit der WKN KB3CYP an.
Daniel Saurenzbetreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter Info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com