Uber-Börsengang Warum Tech-IPOs mit Problemen kämpfen

Uber-Börsengang: Von Euphorie war an der Wall Street nichts zu spüren
Uber-Börsengang: Von Euphorie war an der Wall Street nichts zu spüren
© dpa
Immer mehr Tech-Unternehmen wollen an die Börse – doch die IPOs im Jahr 2019 stehen bisher unter keinem guten Stern. Nina Bärschneider erklärt, was das für Anleger bedeutet

Auf diesen Moment hatte die Börsenwelt lange gewartet. Der US-amerikanische Fahrdienst Uber war am vergangenen Freitag an die New Yorker Börse gegangen – das größte sogenannte Initial Public Offering (IPO) an der Wall Street seit dem Börsengang des chinesischen Onlinehändlers Alibaba im Jahr 2014. Doch anders als erhofft konnte Uber an seinem ersten Handelstag nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Lag der Ausgabepreis einer Uber-Aktie bei 45 US-Dollar, war sie am Freitagabend nur noch etwas mehr als 41 US-Dollar wert – ein Verlust von mehr als acht Prozent innerhalb des ersten Tages auf dem Börsenparkett. Selbst der vorher festgelegte Ausgabepreis war bereits verhalten, hatte Uber doch sogar bis zu 50 US-Dollar pro Aktie angepeilt.

Dabei sollte es ein gutes Jahr für Tech-IPOs werden. Nachdem die Aktien der sonst so beliebten Technologie-Konzerne wie Facebook, Apple und Google im Jahr 2018 einige Verluste hinnehmen mussten, schaut die Börsenwelt in diesem Jahr gespannt auf die neuen Hoffnungsträger, die sich an die Börse wagen wollen: neben Uber etwa auch dessen Erzkonkurrent Lyft, das Bildernetzwerk Pinterest, der Wohnungsvermittler Airbnb und der Messenger-Dienst Slack. Nach einem Siegeszug der Tech-IPOs sieht es bisher aber noch nicht aus. Das zeigt das Beispiel Uber, aber auch der rasante Kurssturz der Lyft-Aktie: Ende März hatte der US-Fahrdienst die Glocke an der Tech-Börse Nasdaq geläutet, mit einem Aktienpreis von 72 US-Dollar. Seitdem sank der Wert pro Aktie um mehr als 20 Prozent.


Lyft A Aktie


Lyft A Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Dem Börsengang von Uber hat diese Entwicklung einen kräftigen Dämpfer verpasst. Dazu kam die generell gedrückte Stimmung an den Märkten, nachdem US-Präsident Donald Trump kurz zuvor eine Kehrtwende im Handelskonflikt mit China vollzogen und höhere Strafzölle angekündigt hatte – von zehn auf 25 Prozent. Eine denkbar ungünstige Umgebung für einen erfolgreichen Start an der Börse. Zumal Uber schon vor seinem IPO nicht profitabel war. Im ersten Quartal 2019 hat das Unternehmen mehr als 1 Mrd. US-Dollar Verluste gemacht. Sein Börsenwert liegt aktuell bei 82 Mrd. US-Dollar, berichtet der IPO-Spezialist Renaissance Capital – erwartet waren vor dem IPO bis zu 120 Milliarden. Die Situation wird sich auch künftig so schnell nicht ändern: Uber warnte Börsenteilnehmer davor, dass es womöglich niemals profitabel sein wird. Das liegt auch daran, dass das Unternehmen in sein neues Geschäft mit elektrischen Fahrrädern und Tretrollern investieren will, etwa für die neue Lieferplattform Uber Eats. Tatsächlich sind die meisten Tech-Unternehmen, die dieses Jahr an die Börse streben, nicht profitabel.

Eine Ausnahme ist der Videotechnologie-Anbieter Zoom Video Communications . Er ging Ende April an die Börse und steigerte seinen Aktienwert schon am ersten Handelstag um 72 Prozent: von 36 auf 62 US-Dollar. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Zoom 7,6 Mio. US-Dollar Gewinn gemacht. Punkten konnte auch die Online-Bilderplattform Pinterest von Anfang an. An ihrem ersten Handelstag an der New York Stock Exchange (NYSE) stieg ihr Aktienwert um fast 30 Prozent im Vergleich zum Ausgabepreis. Und auch angesichts der schlechten Startbedingungen für Uber und Lyft sollten Anleger nicht sofort verzweifeln: Schließlich hatte auch Facebook nach seinem IPO 2012 ein Jahr gebraucht, um das Niveau seines Ausgabepreises wiederzufinden – seitdem konnte das Soziale Netzwerk seinen Aktienwert um mehr als 500 Prozent steigern.

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