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Aktien Warum im Herbst die Kurse klettern könnten

Wird das letzte Quartal des Jahres das Beste für Börsianer? Es wäre der Klassiker. Von Nadine Oberhuber
Aktien: Warum im Herbst die Kurse klettern könnten

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

Er ist der ungemütlichste Teil des Jahres. Zumindest meteorologisch gesehen schneiden die letzten Wochen vor dem Jahresende üblicherweise schlecht ab: Die Temperaturwerte rauschen in den Keller, es wird nass und grau. An den Börsen dagegen hellt sich die Stimmung der Anleger mit Beginn der kalten Jahreszeit meist merklich auf. Man kann rechnen, wie man will: Wenn es eine Phase im Börsenjahr gibt, die Anlegern den meisten Gewinn verspricht, dann sind es die Wochen von Oktober bis Ende Dezember. Da setzen die Kurse gewöhnlich zur großen Herbstrallye an und versprechen Anlegern im Schnitt sehr gute Renditen. Also Rückenwind fürs Depot.

Immer – also auch in diesem Jahr? Nein, natürlich nicht immer, aber doch recht zuverlässig. Oder, um es in handfesten Wahrscheinlichkeiten auszudrücken: Die Erfolgsaussichten für einen goldenen Herbst stehen an der Börse bei 85 Prozent. Normalerweise legen die Kurse schon im Oktober um ein Prozent zu und steigern sich dann bis Ende Dezember auf ein Plus von zehn Prozent. Würde man also, so rechnen Finanzexperten vor, am ersten Handelstag im Oktober eine größere Summe zum Beispiel auf einen Dax-Indexfonds setzen, diesen bis Silvester behalten und ihn dann wieder verkaufen, ergäbe das eine lohnenswerte Wertsteigerung. Im Mittel über alle guten und schlechten Jahresendphasen kam nämlich in den vergangenen 28 Jahren eine Rendite von 7,2 Prozent dabei heraus. Also durchaus genau die Rendite, die langfristig als klassische Aktienmarktrendite gilt.

Extra-Schub für die Kurse

Nur, dass man sich dafür das ganze große Auf und Ab der Kurse in den restlichen Wochen des Jahres gemütlich erspart hätte, weil man nur für ein Viertel der Zeit überhaupt investiert war. Man hätte also mit diesen wenigen Wochen aus einer Anfangsinvestition von 10.000 Euro ein Endkapital von rund 70.000 Euro gemacht. Deshalb ergibt diese Anlagestrategie in den Augen mancher Finanzexperten richtig Sinn. Auch in diesem Jahr.

Im laufenden Jahr kommen aber noch zwei Faktoren dazu, die Börsianer hoffen lassen, dass es sogar einen Extra-Schub für die Kurse geben könnte: Die Präsidentschaftswahl in den USA findet am 8. November statt und traditionell sind Wahljahre nicht nur gute Börsenjahre, sondern auch Garanten für einen heißen Herbst, in dem die Kurse steigen. Im Schnitt legt der Dow Jones in Wahljahren gute 9,5 Prozent zu, haben Statistiker errechnet. Dabei war es in den 27 Zyklen vergangener Präsidentschaftswahlen oft so, dass nach einer Sommerrallye in Amerika klassischerweise eine Korrektur bis Oktober erfolgte. Danach kletterten die Kurse nicht nur bis zum Wahltag kräftig an, sondern auch darüber hinaus noch, bis zum Jahresende. Die klassische Wahlrallye lässt sich ebenfalls über sehr lange Zeiträume beobachten, bereits seit dem Jahr 1900 nämlich.

Auch in diesem Jahr gab es kleinere Börseneinbrüche beim Dow Jones im Juli und im September, die den Dow von gut 18.600 Punkten nochmals auf 18.000 herunter bremsten. Seit Anfang September pendelt er nur noch seitwärts. Doch nun dürfte er klarmachen zum Durchstarten. Üblicherweise startet die Wahlrallye rund um den 20. Oktober. Und im Schlepptau des amerikanischen Index wird sich dann vermutlich auch der Dax wieder aufschwingen. Der dümpelt gerade um die 10.500er-Marke herum, ebenfalls bereits seit längerer Zeit. Er liegt allerdings auch seit Juli wieder gut oberhalb der 200-Tage-Linie, das ist eher ein gutes Zeichen.

DAX Index

DAX Index Chart
Kursanbieter: L&S RT

Gute Quartalszahlen

Dazu kommt, dass im Herbst noch die Erntesaison bei vielen Aktiengesellschaften beginnt. Viele Quartalszahlen tickern bereits jetzt herein, dazu werden noch einige Zahlen derjenigen Firmen kommen, die zum 30. September ihr Geschäftsjahr abschließen. Und die meisten dieser Zahlen sehen für europäische und amerikanische Unternehmen gut aus. Die Wirtschaft läuft also. Selbst für die Deutsche Bank gibt es gute Nachrichten. Ihr Kurs berappelte sich vergangene Woche wieder etwas, nachdem es erste Anzeichen gab, dass US-Behörden sich vermutlich auf weniger hohe Strafzahlungen mit den Deutschbankern einigen könnten.

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Eines erschreckte die Anleger in den vergangenen Tagen aber doch: Es waren die Zeichen und Spekulationen, dass die EZB ihr umfangreiches Anleihenkaufprogramm möglicherweise doch früher beenden will. Das bedeutet, sie könnte damit aufhören, weiter im großen Stil Liquidität in die Märkte zu pumpen. Das würde die Aktienmärkte natürlich bremsen und wäre nicht gut für die Renditen. Auch die US- Notenbank Fed wird sich im Herbst noch zweimal zusammensetzen und über die amerikanische Zinspolitik entscheiden: am 20. Oktober und 8. Dezember. Auch von der Fed erwarten Marktbeobachter, dass sie die Zinsschraube anziehen wird. Zum Teil sind die Befürchtungen über steigende Zinsen jedoch schon in den Kursen eingepreist, sie werden also nicht voll durchschlagen.

Besser jetzt investieren als später

Es könnte also dennoch ein wenig stürmisch bleiben diesen Herbst und der Wind kann dabei durchaus auch mal von vorne wehen. Doch auf einen goldenen Jahresabschluss dürfen Anleger wohl trotzdem hoffen. Es spricht jedenfalls kaum etwas dagegen. Wer also derzeit mit dem Gedanken spielt, kurzfristig Geld in Aktien zu investieren, der sollte das besser eher als später tun. Wenn ihm die Märkte dann nicht geheuer sind, sollte er notfalls die Strategie verfolgen, die sich seit 28 Jahren als gewinnbringend herausgestellt hat: Abwarten, bis ihn die Börsen zu Weihnachten reich bescheren und dann rechtzeitig vor Beginn des neuen Jahres wieder alle Papiere verkaufen. Und das Ganze dann einfach jedes Jahr wiederholen, bis zum Jahr 2044 für die angepeilten 7,2 Prozent Rendite.

Es geht allerdings auch einfacher: Wer ganz simpel auf einen Indexfonds setzt und ihn nicht nur das ganze Jahr über hält, sondern gleich ein paar Jahre am Stück, egal, woher der Wind weht, der fährt mit einer fast an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit dieselbe Jahresrendite ein – und das schon nach zwölf Jahren. Nicht erst nach 28.

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