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Geldanlage Warum die Risiken für Anleger nicht nur von Trump herrühren

Sorgenvolle Blicke: Die Risiken für die Finanzmärkte sind in diesem Jahr gewachsen
Sorgenvolle Blicke: Die Risiken für die Finanzmärkte sind in diesem Jahr gewachsen
© dpa
Die US-Zölle müssen als Begründung für die Unruhe an den Finanzmärkten herhalten. Wer aber den US-Präsidenten als den Alleinschuldigen ausmacht, ist auf dem Holzweg. Daniel Saurenz über die Risiken für deutsche Anleger

Donald Trump ist für jeden Psychologen ein Erklärungsobjekt für Einsteiger. Der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg hat ebenso wie Tiger Woods in einem Interview beschrieben wie Trump beim Golfspielen schlimmer mogelt als Auric Goldfinger im gleichnamigen James-Bond-Film. Im Zollstreit möchte Trump einfach nur einen symbolischen Sieg erringen.

Damit trüben sich die Perspektiven für die US- und die Weltwirtschaft dummerweise weiter ein, worunter der Dax mit seinen zahlreichen Zyklikern, also Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren, und exportabhängigen Firmen besonders stark leidet. „Mit großer Sorge haben Investoren auf die Vorlage der Strafzölle der US-Regierung gewartet“, sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker Activtrades.

Das 44-seitige Papier beinhaltet Zölle auf rund 1300 Produkte mit einem Einfuhrwert von rund 50 Mrd. Dollar für das Kalenderjahr 2018. So werden Strafzölle von 25 Prozent auf Güter wie Fernseher, Telekomausrüstung, Computer, Spielsachen, Möbel, Autoteile, Koffer und Lampen erhoben. Betroffen sind zudem Rohstoffe und Zutaten für Medikamente und Insulin, oder Maschinen, wie Spritzgießer für die Herstellung von Schuhen.

Ein kleiner Mosaikstein

Vor diesem Hintergrund dürften sich viele Unternehmen bereits auf höhere Kosten einstellen, die sie anschließend an die Verbraucher weitergeben. Daher dürfte die Inflation von zuletzt 2,2 Prozent steigen und damit viele Amerikaner, die mit ihrem Einkommen ohnehin kaum über die Runden kommen, schwer treffen.

„Laut Trump seien die Zölle angemessen, weil sich allein der Diebstahl geistigen Eigentums auf rund 200 bis 300 Mrd. Dollar pro Jahr belaufe“, sagt Activtrades-Experte De Casa. „Vielmehr verfolgt der Präsident damit ein strategisches Ziel, wie Trumps Handelsberater Peter Navarro zuletzt einmal mehr offen gesagt hat“, betont Mati Greenspan, Senior Market Analyst bei der Social-Trading-Plattform Etoro.

Der zweite Stein

Zur gesamten Wahrheit am Finanzmarkt gehört jedoch auch, dass die Börsen ebenso wie die Immobilienmärkte in Großbritannien oder den USA in einer späten Phase des Zyklus angekommen sind. Auch der Ifo-Index in Deutschland erinnert an die Übergangsphase vom Boom bis 2007 hin zum Absturz 2008. Dazu klettern die Zinsen in den USA schon seit Monaten, sie hatten bei 1,5 Prozent für zehnjährige Bonds einen Boden gebildet. Mittlerweile liegen sie bei drei Prozent und die Zinswende zumindest in den USA ist längst ins Rollen gekommen. Trumps Zölle beeinflussen daher primär die Psychologie der Marktteilnehmer und kommen einfach zu einem ohnehin typischen Wendepunkt an den Märkten.

Was zu tun ist

Die Sorglosigkeit im VDax und VIX Anfang 2018, die auch Broker wie Degiro in der Positionierung der Kunden ablesen konnten, war ein weiteres Warnsignal. Ein neuer Lehman-Schock dürfte den Märkten zwar nicht drohen, doch ein Abschwung der Wirtschaft, selbst eine kurze Rezession in manchen Teilen der Welt kann nach den langen Boomjahren seit 2009 niemanden überraschen.

„Die US-Börsen sind allein seit Anfang 2016 um 35 Prozent gestiegen. Der Dow Jones lag 2009 im Tief bei 6700 Zählern, aktuell bei rund 24.000 Punkten“, führt Dirk Hess von der Citigroup vor Augen. Absicherungen der Aktiendepots mit Put-Scheinen wie der MF404S auf den Dax und der CQ3RAF auf den Dow Jones sind als Beimischung im Frühsommer 2018 fast schon Pflicht. Für Anleger aus Deutschland interessant: Die Börse Stuttgart hat ihre Handelszeiten verlängert und daher können Papiere von Morgan Stanley dort nun von 8 bis 22 Uhr gehandelt werden.

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