
Richard Zellmann ist Geschäftsführer der Investmentboutique First Private
Capital: In den vergangenen Jahren hatten Multi-Asset-Fonds hohe Zuflüsse. Wird sich dieser Trend 2015 fortsetzen?
Zellmann: Ich denke, es wird noch eine Zeitlang so weitergehen. Ich halte diesen Trend allerdings für gefährlich. Viele Fonds, die zuletzt starke Zuflüsse verzeichneten, haben ihre Renditen bisher mit lang laufenden Staatsanleihen erwirtschaftet. Das wird in Zukunft schwieriger. Beim ersten Anzeichen einer Zinswende werden die Fonds Probleme bekommen. Anleger, die in einen Multi-Asset-Fonds investieren wollen, sollten sich deshalb genau anschauen, wo dessen Performance zuletzt herkam. Und sie sollten darauf achten, dass ein Fonds nicht nur verschiedene Anlageklassen, sondern auch unterschiedliche Strategien vereint.
Viele Multi-Asset-Fonds verlangen hohe Verwaltungsgebühren. Warum lassen sich Anleger davon nicht abschrecken?
Die Fonds sind eben zurzeit in Mode. Die Kosten spielen für viele Anleger offenbar keine Rolle bei der Investmententscheidung.
Sind die hohen Verwaltungsgebühren überhaupt gerechtfertigt? Anleger können sich heute doch ein breit gestreutes Portfolio aus günstigen Indexfonds zusammenstellen.
Mit einem passiven Mix aus Aktien und Renten hat man aber in Jahren, in denen beide Anlageklassen abstürzen, keine Absicherung. Die Gebühren von Multi-Asset-Fonds sind differenzierter zu sehen. Wenn nach Kosten eine ordentliche Rendite bleibt, sind die Gebühren nicht ungerechtfertigt. Teuer werden Multi-Asset-Fonds erst dann, wenn die Performance nicht stimmt.
In den vergangenen Jahren wurden viele neue Multi-Asset-Fonds aufgelegt. Muss sich die Spreu vom Weizen trennen?
Eine Konsolidierungswelle wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Viele der Fonds sind für ihre Anbieter nicht profitabel, weil sie zu klein sind. Einige Multi-Asset-Fonds verwalten weniger als 10 Mio. Euro. Das lohnt sich nicht. Viele Produkte sind im Jahr 2008 aus steuerlichen Gründen aufgelegt worden, oft von kleinen Vermögensverwaltungen. Sie sind entweder nicht gut gelaufen, oder es fehlte den Anbietern an funktionierenden Vertriebskanälen. Der Großteil der Nachfrage in den vergangenen Jahren hat sich auf einige wenige Fonds konzentriert.
Gerade kleine, unabhängige Anbieter haben zuletzt neue Multi-Asset-Fonds auf den Markt gebracht. Wollen Sie diesen Gesellschaften pauschal absprechen, mit ihren Produkten erfolgreich sein zu können?
Kleinere Anbieter können durchaus Erfolg haben und viel Anlegergeld einsammeln. Dazu benötigen sie aber einen bekannten Namen im Hintergrund, oder eine sehr gute Performance. Nur ein kleiner Teil von ihnen wird es schaffen. Man darf die Arbeit, die es macht, einen Fonds aufzulegen, nicht unterschätzen. Wir bei First Private haben unseren Multi-Asset-Fonds drei Jahre lang mit unserem eigenen Geld und dem Geld von Freunden und Bekannten getestet, bevor wir ihn öffentlich angeboten haben.
Sollten Anleger also besser Produkte großer Gesellschaften kaufen?
Nicht unbedingt. Um Multi-Asset-Fonds erfolgreich zu managen, braucht es eine Kultur der Unabhängigkeit. Die sehe ich bei Fondsgesellschaften, die zu Banken oder Versicherern gehören, weniger. Die großen Häuser sind beim Portfoliomanagement oft etwas zu ängstlich. Man muss sich etwas trauen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Fondsmanager von Boutiquen haben oft einen unternehmerischen Blick auf ihre Produkte. Würden wir unsere wenigen Fonds nicht hegen und pflegen, hätten wir schließlich kein Geschäftsmodell mehr.