Anlegern steht aller Wahrscheinlichkeit nach ein turbulenter Sommer bevor. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Aktienmärkte in den kommenden Monaten stark schwanken werden. Das Votum der Briten für den EU-Austritt hat Analysten und Investoren kalt erwischt und sorgt an den Märkten nachhaltig für Unsicherheit. Darüber hinaus stehen weitere wichtige Termine an, etwa die Präsidentschaftswahl in den USA. Nach dem Brexit-Schock dürfen sich Anleger dabei nicht mehr darauf verlassen, dass das Worst-Case-Szenario knapp abgewendet wird.
In diesem Umfeld sind Aktien aus defensiven Branchen für vorsichtige Anleger eine gute Wahl. Fondsanbieter nennen derzeit vor allem Pharma-Titel als interessante Investment-Kandidaten. Tatsächlich sprechen mehrere Argumente dafür, dass es sich lohnen kann, jetzt in Pharma-Aktien zu investieren.
Pharma-Aktien sind günstig bewertet
In den vergangenen Jahren sind die Kurse von Aktien aus der Gesundheitsbranche stetig gestiegen. Zwischen März 2009 und August 2015 legte der Branchen-Aktienindex MSCI World/Health Care um rund 190 Prozent zu. Danach ging es abwärts – und das verschafft nun Kaufgelegenheiten. Zwei Kursstürze im Sommer vergangenen Jahres und zu Beginn des laufenden Jahres haben dafür gesorgt, dass Pharma-Aktien derzeit so günstig bewertet sind wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Sie sind zudem deutlich billiger zu haben als Aktien aus vielen anderen Sektoren.
Für Marktbeobachter kam diese Entwicklung nicht überraschend. Die Korrektur sei zu erwarten gewesen, sagt Mirjam Heeb, Portfoliomanagerin beim Fondsanbieter GAM. „Der Transfer von Mittel aus dem Pharmabereich in Aktien aus risikoärmeren Sektoren nahm seinen Anfang, als Hillary Clinton Mitte September einen Tweet absetzte, in dem sie den Pharmaunternehmen vorwarf, Preiswucher zu betreiben“, erklärt sie. „Im ersten Quartal dieses Jahres hat sich der Verkaufsdruck dann erhöht. Wir halten die Kurskorrekturen aber für eine gesunde Entwicklung.“
In der zweiten Jahreshälfte könnte es bei Pharma-Aktien bereits wieder aufwärts gehen, sagt Heeb. Mehrere Unternehmen stünden kurz davor, klinische Daten zu veröffentlichen, die Entwicklungsfortschritte bei Medikamenten oder Therapien dokumentieren. Darüber hinaus stehen in der Branche diverse M&A-Deals in Aussicht. „Allergan und Pfizer könnten zum Beispiel Geschäftsfelder abstoßen, die sich mit der Produktion von Generika befassen“, sagt die Fondsmanagerin.
Starke Verluste bei Biotechnologie-Fonds
Ein Unsicherheitsfaktor bleibt der Wahlkampf in den USA, einem der weltweit größten Märkte für die Gesundheitsbranche. Gesundheitsversorgung und Medikamentenpreise sind dort beliebte Wahlkampfthemen. In den vergangenen Jahrzehnten schnitten Pharma-Aktien in US-Wahljahren meist schlechter ab als der breite Markt. Das liege vor allem daran, dass Anleger dann wegen der Unsicherheit Investitionen in die wachstumsstarke Biotechnologie-Sparte mieden, sagt Heeb. Biotechnologie macht einen bedeutenden Teil des Gesundheitssektors aus.
Wer jetzt in Pharma-Aktien investieren will, sollte in jedem Fall differenzieren. Nicht alle Titel schneiden in schwankungsreichen Marktphasen gut ab. Das zeigt sich in der Performance von Branchenfonds. Biotechnologie-Fonds haben seit Jahresbeginn im Schnitt rund 26 Prozent an Wert verloren, zeigen Zahlen der Fondsratingagentur Morningstar. Health-Care-Fonds dagegen verzeichneten seit Januar nur rund neun Prozent Minus.