Die sich immer stärker ausbreitende Coronavirus-Epidemie hat die Aktienmärkte abstürzen lassen. Sichere Anlagehäfen wie etwa US-Staatsanleihen waren dagegen gesucht. Die Anleihenrenditen sinken auf Rekordtiefs. Der Absturz ruft aber auch Schnäppchenjäger auf den Plan, vor allem bei Aktien von Marktführern aus der zweiten Reihe.
Die Weltwirtschaft schwächelte bereits im Vorjahr, bedingt durch die nicht enden wollenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Nun breitet sich von China aus eine Pandemie auf der Welt aus. Die Zahl der Infizierten mit dem Coronavirus wächst täglich. „Globale Sektoren mit Exposure in Bezug auf das chinesische Binnenwachstum bleiben gefährdet“, schreiben daher die Analysten des ETF-Anbieters Lyxor. Viele Unternehmen mussten vorübergehend aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen schließen. Soweit ist es in Europa nicht, obwohl die europäischen Aktien sogar deutlich stärker verloren haben als viele chinesische Titel.
Die Sorge vor einem Angebotsschock treibt Anleger in den USA und Europa um, denn gegen einen Produktionsausfall in China und anderswo wäre auch eine expansive Notenbankpolitik machtlos, die vor allem die Nachfrage beflügeln kann. Wenn aber weniger produziert wird, hilft auch eine Nachfragestärkung wenig. Der schnellste Absturz um zehn Prozent in der US-Börsenhistorie ist ein Beleg für die Machtlosigkeit der Notenbanken, die in der Vergangenheit durch ihre expansive Geldpolitik den Aktienmarkt immer wieder gestützt haben.
Varta Schlusslicht im MDax
In einem solchen Umfeld, das zahlreiche Aktien in den Abwärtsstrudel gerissen hat, lohnt es sich genau hinzuschauen – und zwar bei den Marktführern in ihrem jeweiligen Sektor. Besonders viel verloren haben dabei Nebenwerte wie Varta oder Bertrandt. Der Batteriehersteller Varta ist mit einem Minus von 40 Prozent seit Jahresbeginn Schlusslicht im MDax und im SDax liegt der Autozulieferer Bertrandt mit einem Verlust von mehr als 20 Prozent auf den hinteren Performancerängen.
Mutige Anleger greifen daher zu, eine Möglichkeit neben dem Aktienkauf sind Turbo-Bull-Papiere mit einem moderaten Hebel. Auf Varta ist das Papier mit der WKN MC2SPP (Morgan Stanley) attraktiv, auf Bertrandt der Turbo mit der WKN DF3EUB (DZ Bank). Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass Bertrandt seit Jahresbeginn in etwa genau soviel verloren hat wie der große Dax-Wert Daimler. Häufig verlieren Nebenwerte in einem fallenden Markt stärker als Standardtitel.
Elektromobilität bietet Chancen für Bertrandt
Ähnlich wie Daimler hat das Ergebnis von Bertrandt unter einer schwächelnden Autoindustrie gelitten. Der Vor- und Nachsteuergewinn brach zuletzt kräftig ein. Für die Zukunft sieht sich einer der weltweit führenden IT-Entwickler in der Automobilindustrie aber gut gerüstet, denn der Wandel zur Elektromobilität biete Chancen, die man für sich nutzen wolle, ließ Bertrandt verlauten.
Varta, der Weltmarktführer bei Batterien für kabellose Kopfhörer, hat seine eigene Gewinnprognose 2019 übertroffen, obwohl sie zuvor drei Mal angehoben wurde. Allerdings nimmt die chinesische Konkurrenz in diesem Markt zu, was neben der jüngsten Aktienmarktentwicklung zu dem Kurssturz 2020 beigetragen hat. Dennoch bleibt Varta optimistisch. Finanzchef Steffen Munz erwartet, dass sich aufgrund des hohen Auftragsbestands das hohe Umsatz- und Gewinnwachstum in diesem Jahr noch einmal beschleunigen wird. Am 31. März will das Unternehmen seine Ziele für 2020 konkretisieren. Dann wird sich zeigen, ob diesmal tatsächlich alles anders ist, was übrigens schon oft einer der teuersten Ratschläge in der Börsengeschichte war.
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