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„Bambusdiplomatie“ Thailand wollte flexibel sein – jetzt ist es tief gespalten

Tourismus wie hier auf dem schwimmenden Damnoen Saduak-Markt sind eine der Haupterlösquellen in Thailand
Tourismus wie hier auf dem schwimmenden Damnoen Saduak-Markt sind eine der Haupterlösquellen in Thailand
© Cavan Images / IMAGO
Thailand ist das Land des Lächelns, doch die Gesellschaft ist tief gespalten. Das schlägt auch durch auf die Wirtschaft. Kann sie Kurs halten? Und welche Rolle spielen dabei deutsche Unternehmen?

Wirtschaftlich ist Thailand so viel mehr als ein Touristenziel: Das südostasiatische Land ist ein wichtiger Automobilproduzent. Vor allem für japanische Hersteller ist Thailand ein wichtiger Standort. Aber auch einige deutsche Autobauer sind dort mit CKD-Fertigung vertreten. Daniel Marek ist Wirtschaftsexperte für die ASEAN-Länder und kennt das Geschäft: „Man liefert Autoteile dorthin und setzt sie in Thailand zusammen“, erklärt Marek im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“. Ziel davon ist, Zollschranken aus dem Weg zu gehen. 

Für Thailand ist Deutschland der wichtigste Handelspartner in der EU. Im vergangenen Jahr lag das bilaterale Handelsvolumen bei rund 14 Milliarden Euro. Wir importieren Elektronik-Vorprodukte genauso wie Meeresfrüchte. Andersrum liefert Deutschland vor allem Maschinen, um Thailands „ja doch recht diversifizierte Volkswirtschaft weiter aufzubauen und auszubauen“, erklärt Marek. Für den Wirtschaftsexperten steht Thailand dabei in starkem Konkurrenzkampf mit seinen Nachbarländern. Zugleich ist das Land gesellschaftlich tief gespalten.

Diese Spaltung zeigt sich in vielen Bereichen: Die wirtschaftliche Entwicklung etwa konzentriert sich auf bestimmte Regionen und lässt andere zurück. Konservative Kräfte beschränken die Demokratiebewegung, und Kritik am Königshaus wird als Majestätsbeleidigung geahndet. Gerade erst wurde die progressive Move-Forward-Partei durch das thailändische Verfassungsgericht verboten. Vanessa Steinmetz hat Thailand für die Friedrich-Naumann-Stiftung im Blick: „Es müsste sich einiges verändern, um diesen Zirkel zu durchbrechen“, sagt Steinmetz. Und sie schildert ihre Hoffnungen im Podcast so: „Ich wünsche den Menschen hier, dass die progressiven Kräfte, wenn sie die Unterstützung der Mehrheit bekommen, dann auch wirklich etwas ändern können.“

Flexibel zu allen Seiten

Mit Paetongtarn Shinawatra hat Thailand jedoch gerade erst eine neue konservative Premierministerin bekommen. Wofür genau steht sie? Wo lässt sich Thailand eigentlich im Spannungsfeld zwischen China und den USA positionieren? Das Land ist, wie Steinmetz erklärt, bekannt für seine sogenannte „Bambusdiplomatie“. Statt klar Position zu beziehen, bleibt es lieber zu allen Seiten flexibel und hält sich verschiedene Optionen offen. Dabei hat die thailändische Außenpolitik auch wirtschaftliche Aspekte im Sinn. 

All das ist Thema der neuen Podcast-Folge, in der Host Andrea Sellmann Daniel Marek und Vanessa Steinmetz zu Gast hat. Daniel Marek ist Regionalmanager ASEAN beim Ostasiatischen Verein OAV - German Asia-Pacific Business Association. Er beobachtet Thailand von Hamburg aus. Und Vanessa Steinmetz arbeitet für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Sie ist Projektleiterin für Thailand, Myanmar und Vietnam.

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