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Claudia Müller Stimmlose ETF-Anbieter? Von wegen

Finanz-Expertin Claudia Müller hat Tipps und Tricks für eine generationenübergreifende Finanzplanung.
Finanz-Expertin Claudia Müller hat Tipps und Tricks für eine generationenübergreifende Finanzplanung.
© Businessfotografie Frau Winkelmann
ETFs sind zwar passiv – das heißt aber nicht, dass Blackrock, Vanguard & Co. keine Meinung haben. Davon profitieren auch Anleger

Das Jahr 2023 war für nachhaltige Investorinnen und Investoren äußerst erfreulich: Der MSCI World SRI (Socially Responsible Investing) erzielte eine Rendite von beeindruckenden 25 Prozent, während der traditionelle MSCI World mit einer Rendite von „nur“ 22 Prozent zurückblieb. Diese Zahlen verdeutlichen: Nachhaltigkeit kann sich auszahlen. Doch was geschieht mit den Stimmrechten der Anlegerinnen und Anleger, wenn sie in (nachhaltige) Fonds oder ETFs investieren?

Fehlende Stimmrechte = fehlender Impact?

ETFs sind zweifelsohne ein beliebtes Anlageprodukt. Sie sind einfach, bequem und erfordern nach der ersten Investition oder dem Einrichten des Sparplans kaum noch Aufmerksamkeit – quadratisch, praktisch, gut! Doch wenn es um Nachhaltigkeit geht, befinden sie sich oft nur im mittleren Spektrum. Die meisten ETFs setzen auf den Ausschluss bestimmter Branchen und begnügen sich mit einer relativ geringen Nachhaltigkeitsausrichtung. 

Dabei könnten Investorinnen und Investoren durch aktives Engagement mit Unternehmen mehr bewirken – eine Möglichkeit, die sich jedoch nur bei direktem Aktienbesitz ergibt. Bei Investitionen in Fonds (sowohl klassischen Aktienfonds als auch ETFs) übertragen Investorinnen und Investoren ihre Stimmrechte an die Fondsgesellschaft oder den ETF-Anbieter. Doch wie setzen diese Anbieter Ihre Stimmrechte ein?

Entgegen mancher Erwartungen engagieren sich die vermeintlich „schweigsamen“ ETF-Anbieter wie BlackRock (iShares-ETFs) und Vanguard vermehrt im Dialog mit Unternehmen und nutzen die Stimmrechte ihrer Fonds stärker als je zuvor. Dies widerspricht zwar dem Bild des „passiven“ ETFs, sagt jedoch noch nichts darüber aus, welche Anliegen die ETF-Gesellschaft vertritt. Als Investorin oder Investor überlassen Sie Ihre Stimmrechte dem ETF-Anbieter, der in Ihrem Namen mittels „proxy voting“ (Stimmabgabe in Vertretung) abstimmt – hoffentlich im Einklang mit Ihren Zielen.

Ein paar Beispiele: BlackRock, ein Schwergewicht in der Branche, trat 2022 in 4.000 Dialoge mit über 2.600 Unternehmen ein. Auch das Thema Nachhaltigkeit war gelegentlich dabei, obwohl einige Investoren der Meinung sind, dass mehr Nachhaltigkeit nicht zwangsläufig mit höherer Rentabilität einhergeht. Laut ShareAction unterstützte BlackRock im Jahr 2023 nur 8 Prozent der nachhaltigen Anträge, verglichen mit 40 Prozent im Jahr 2021. Die DWS, die Investmenttochter der Deutschen Bank und Anbieter von Xtrackers-ETFs, setzt sich ebenfalls für Nachhaltigkeit ein, indem sie sich für ESG-Engagement einsetzt. Im Jahr 2022 nahm die DWS an über 2.800 Abstimmungen teil, führte über 500 Gespräche mit Unternehmen. Außerdem stellte sich der Anbieter mehr als 700-mal gegen das Management.

Europa liegt bei Nachhaltigkeit vorne

Investoren und ETF-Anbieter nutzen ihre Stimmrechte in vielerlei Hinsicht. Doch der Haken? Eine klare Definition, was als Engagement gilt, steht noch aus. Eine einfache Anfrage kann bereits ausreichen, um „in den Dialog“ mit Unternehmen zu treten. Das allein bewirkt jedoch noch keine Veränderung. Dennoch nutzen viele Fondsgesellschaften ihre Stimmrechte und können so zum Zünglein an der Waage werden.

ShareAction bewertet regelmäßig das Proxy-Voting-Verhalten von 69 Indexanbietern in ihrer Studie „Voting Matters 2023“. BlackRock schneidet 2023 mit Platz 63 nicht besonders gut ab, während sich DWS auf Platz 25 befindet. Von den großen ETF-Anbietern liegen BNP Paribas und Amundi in Bezug auf die Stimmrechtsnutzung weit vorn. Interessanterweise agieren vor allem europäische Fondsgesellschaften nachhaltiger, während US-amerikanische Gesellschaften tendenziell in ihrer Nachhaltigkeitsorientierung stagnieren. Dies führt ShareAction auf die strengeren EU-Richtlinien für Nachhaltigkeit zurück.

Geld regiert die Welt

Es lohnt sich also, in nachhaltigere Alternativen zu investieren – nicht nur finanziell, sondern auch als Zeichen für eine verantwortungsvolle Anlagepraxis. Obwohl viele ETF-Anbieter von ihren Stimmrechten Gebrauch machen, können Sie wenig tun, wenn sie nicht in Ihrem Sinne handeln. Achten Sie daher nicht nur auf die Wahl des Index, sondern auch auf den Anbieter. Und denken Sie daran: Letztendlich haben Sie den größten Einfluss durch Ihre täglichen Konsumentscheidungen und Ihre Lebensgestaltung.

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