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Fonds Steuervorteile bei ETFs nicht verschenken

Weil ETF-Anbieter ihr Angebot umstellen, müssen Anleger auf einen Steuerspareffekt verzichten.

Für die einen sind sie nichts anderes als der kreativlose Nachbau von Marktindizes, andere sehen in ihnen eine preiswerte und bequeme Alternative zu herkömmlichen Fonds. Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) erfreuen sich bei Anlegern nach wie vor großer Beliebtheit. Der Marktanteil der Indextracker ist zwar noch recht überschaubar. 27.400 Mrd. Euro liegen derzeit weltweit in Fonds. ETFs kommen auf einen Anteil von gerademal sieben Prozent.

Doch sind Indexfonds das am schnellsten wachsende Geschäft in der Vermögensverwaltung. Nach Angaben des ETF-Anbieters Lyxor investierten Anleger allein im ersten Halbjahr 2014 am europäischen ETF-Markt rund 23 Mrd. Euro. Die Netto-Mittelzuflüsse übertrafen damit bereits das Gesamtjahr 2013 (16,7 Mrd. Euro) deutlich.

Handfeste Nachteile für Anleger

Die Berliner Quirin Bank macht jetzt auf eine Entwicklung aufmerksam, über deren Auswirkungen viele Anleger immer noch nur unzureichend informiert sind. Es geht um die Umstellung sogenannter synthetischer ETFs auf physisch replizierende ETFs. Bei synthetischen ETFs wird ein Index künstlich über Derivate abgebildet, bei physisch replizierenden Indexfonds kauft der Emittent hingegen Wertpapiere entsprechend der Gewichtung des Index. Mit DB X-Trackers, der ETF-Sparte der Deutschen Bank, hat bereits ein großer Anbieter von Indexfonds seine ETF-Palette umgestellt. Auch Lyxor hat einige seiner Produkte neu ausgerichtet.

Aus Anlegersicht hat die Umstellung handfeste Nachteile, gibt Kai Hattwich, Portfoliomanager der Quirin Bank, zu Bedenken. Etwa bei der steuerlichen Behandlung der Fonds. Bisher hätten Anleger bei vielen ETFs davon profitiert, dass Dividenden durch Swaps, das sind die Derivate in synthetischen ETFs, nicht als Dividenden anfielen, sondern als Kursgewinne.

Misstrauen gegen Derivate

Diese Kursgewinne würden steuerlich anders behandelt als Dividenden, denn sie müssten nicht jährlich versteuert werden, sondern erst, wenn der Fonds veräußert würde. „Viele Privatanleger nutzten dadurch einen Steuerstundungseffekt, solange sie den Fonds hielten. Bei einer Haltedauer über mehrere Jahre konnten sie so gegenüber einem direkt replizierenden ETF einen Vorteil in Form einer höheren Rendite erzielen“, so Hattwich. Dieser Vorteil werde durch eine automatische Umstellung von synthetischen auf physisch replizierende ETFs künftig wegfallen.

Hattwich bewertet den Trend weg von synthetischen hin zu physisch replizierenden ETFs insgesamt kritisch. Für ihn basiert die Nachfrage nach physischen Indexfonds auf einem Missverständnis: „Direkt replizierende ETFs erscheinen vielen Privatanlegern als intuitiv verständlich, das Misstrauen der Deutschen gegen einen Einsatz von Derivaten dagegen ist seit der Finanzkrise groß.“ Genau genommen seien Swaps aber nichts anderes als Tauschgeschäfte zwischen Fonds und Bank. „Es handelt sich also um einfache Derivate und nicht um komplexe, unübersichtliche Konstruktionen“, sagt Hattwich. Der Portfoliomanager betont: „Sowohl zur Abbildung breiter Indizes als auch zur Abbildung von Rohstoffmärkten sind die synthetischen Produkte weiterhin interessant und sollten daher nicht pauschal ausgeschlossen werden. Hattwich rät Anlegern die steuerrechtlichen Aspekte mit einem Steuerberater zu klären.

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