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Aktien Schwellenländer - nur für ganz Mutige

Bei einer Zinsanhebung drohen Turbulenzen in den Schwellenländern. Vorsichtige Anleger sollten Emerging-Markets-Anleihen meiden.

Seit Jahren heißt es immer wieder, dass die Zinsen in den USA bald steigen könnten. Nun steht der lang erwartete Schritt wohl tatsächlich an: Das Gros der Volkswirte und Analysten geht davon aus, dass die US-Notenbank Fed im September die erste Zinsanhebung seit Jahren wagen wird. Schwellenländer-Investoren dürften darüber nicht erfreut sein. Denn immer, wenn sich in den vergangenen Jahren Anzeichen für steigende US-Zinsen zeigten, gab es in den Emerging Markets Turbulenzen. Die Währungen vieler Schwellenländer sackten ab, die Aktien- und vor allem die Rentenmärkte gerieten unter Druck.

Anleger befürchten offenbar, dass es auch diesmal so kommen wird. Darauf deuten Zahlen des Fondsanbieters NN Investment Partners hin. Zwischen Juli 2014 und Ende März 2015 zogen Investoren rund 600 Mrd. Dollar aus den 15 größten Schwellenländern ab. Das ist mehr als während der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009. Damals summierten sich die Kapitalabflüsse auf rund 545 Mrd. Dollar. „Steigt die Unsicherheit über die Zinsentwicklung in den USA, sieht man das meist unmittelbar an Kapitalabflüssen in den Schwellenländern“, sagt Jonas David, Schwellenländeranalyst der UBS.

Wie heftig die Turbulenzen im Zuge der Zinserhöhung tatsächlich ausfallen werden, ist unklar. Die Fed habe aus ihren Fehlern gelernt, ist Robert Reichle überzeugt, Fondsmanager beim Investmenthaus Berenberg. „Die Verantwortlichen sind sich bewusst, wie sich eine zu aggressive Vorgehensweise auf die Finanzmärkte, die am US-Zins hängen, auswirken könnte“, sagt er. Ein Ausverkauf wie im Juni 2013, als die Fed ihren Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik ankündigte, sei an den Schwellenmärkten deshalb nicht zu erwarten.

Lieber abwarten

Andere Investment-Profis sind pessimistischer. „Wir haben gegenüber den Emerging Markets zuletzt eine vorsichtigere Haltung eingenommen, da viele dieser Länder mit erheblichen wirtschaftlichen und finanziellen Problemen zu kämpfen haben“, sagt Ariel Bezazel, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management. Vor allem an den Anleihemärkten in Ländern wie Brasilien, Südafrika oder der Türkei habe Anlegern in den vergangenen Monaten eine toxische Kombination aus starkem US-Dollar, niedrigen Rohstoffpreisen und hoher Verschuldung zu schaffen gemacht. Höhere Zinsen in den USA könnten die Lage noch verschärfen.

Viele aufstrebende Volkswirtschaften wachsen zudem nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Das Wachstumsplus der Schwellenländer gegenüber den entwickelten Märkten befinde sich auf dem niedrigsten Stand seit 2001, sagt UBS-Analyst David. Das zeige, dass es sich nicht um eine zyklische Schwäche handele, sondern um ein strukturelles Problem.

Für risikoscheue Anleger sind Anleihen aus Emerging Markets zurzeit kein gutes Investment. Auch mutige Investoren sollten abwarten, bis die Unsicherheiten rund um die US-Zinsen geklärt sind. Wenn sich die Lage wieder stabilisiert, empfehlen Fondsmanager ein selektives Vorgehen: Während manche Schwellenländer unter dem starken US-Dollar und den niedrigen Rohstoffpreisen litten, profitierten andere sogar davon.

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