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Vorsorge Private Rentenversicherung für Kinder: Top oder Flop?

Ein Junge leert ein Sparschwein, um das Geld darin zu zählen
Für seine Kinder sollte man früh finanziell vorsorgen. Aber sind Kinderrenten-Policen die richtige Wahl?
© Jose Carlos Ichiro / picture alliance/Westend61
Mit Kinderrenten-Policen lässt sich die Altersvorsorge für den Nachwuchs langfristig planen. Doch Experten warnen vor hohen Kosten. Darauf sollten Verbraucher achten

Eltern sollten sich rechtzeitig um die finanzielle Absicherung ihrer Kinder sorgen – gerade in Zeiten zunehmender Altersarmut. Ein entsprechendes Angebot gibt es vonseiten der Assekuranz mit sogenannten Kinderrenten-Policen. Das ist eine Kombination aus Versicherungs- und Anlageprodukt: Zunächst zahlen Eltern oder Verwandte laufende Beiträge ein, die der Versicherer einerseits in Fonds und andererseits in das Sicherungsvermögen anlegt. Ist das Kind einmal volljährig, kann es den Vertrag selbst weiterführen. Bei Renteneintritt zahlt der Versicherer schließlich das angesparte Kapital entweder als Einmalbetrag oder als lebenslange monatliche Rente aus.

Ein solches Produkt ist etwa die „KinderPolice“ der Allianz. Die private Rentenversicherung kann ab der Geburt des Kindes bis zu seinem 16. Lebensjahr abgeschlossen werden. Die Anleger entscheiden selbst, ob sie einen höheren Wert auf Renditechancen oder Sicherheit legen. Dementsprechend legt der Versicherer einen größeren oder kleineren Teil des Geldes in risikoreichere Fonds an. Die Kosten für das Produkt: Etwa 1,5 Prozent pro Jahr plus eine Abschlussgebühr sowie Gebühren für Geldentnahme oder Geldzuschuss. Kommen Zusatzleistungen wie Pflege- oder Berufsunfähigkeitsvorsorge hinzu, steigen die Kosten weiter.

Die Nürnberger Versicherung sowie Die Stuttgarter bieten vergleichbare Produkte an. Auch hier können die Kunden selbst zwischen Renditechancen und Sicherheit abwägen und diverse Zusatzbausteine wählen. Hier bewegen sich die Kosten zwischen jährlich 1,0 und 2,7 Prozent plus Kosten für Zusatzleistungen.

Hohe Kosten

Detlef Lülsdorf vom Bundesverband der Rentenberater kritisiert derartige Angebote: „Wir raten prinzipiell von einer Kombination von Spar- und Versicherungsprodukten ab“, sagt der Experte. „Durch die Kombination sind sie oft intransparent gestaltet und es warten hohe Kosten.“ Ein weiteres Problem solcher Produkte ist die lange Laufzeit. Um sich die „KinderPolice“ der Allianz ausbezahlen zu lassen, muss der Versicherte mindestens 55 Jahre alt sein. Wer den Vertrag frühzeitig kündigt, verliert viel Geld. Unter diesen Bedingungen erzielen die Versicherer Laufzeiten von über 40, teils auch über 50 Jahren. Auf dem Papier klingt das gut, denn bei langer Laufzeit wirkt der Zinseszinseffekt besonders stark. Doch bei hohen Kosten lohnt sich die Laufzeit vor allem für eine Seite: „Diese langen Bindefristen sind lediglich für die Versicherer optimal“, meint Lülsdorf. „Ob das Kind sich freut, für Jahrzehnte in die Versicherung einzahlen zu müssen, sollte man infrage stellen.“

Zugleich haben private (Kinder-)Rentenversicherungen durchaus einen Vorteil: Steuervergünstigungen. Wer eine lebenslange Rente erhält, der versteuert nur den sogenannten Ertragsanteil. Dieser ist vom Alter bei Rentenbeginn abhängig und beträgt bei 60 Jahren 22 Prozent. Auch wer das Kapital einmalig ausbezahlt haben möchte, versteuert nur die Hälfte des etwaigen Ertrags. Doch Rentenberater Lülsdorf bleibt bei seiner Kritik: „Die Steuervorteile solcher Angebote wiegen die höheren Kosten gegenüber alternativen Geldanlagen nicht auf.“

Alternative ETF-Sparplan

Eine solche kostengünstige Alternative ist ein ETF-Sparplan. Börsengehandelte Indexfonds kosten jährlich gerade einmal zwischen 0,1 und 0,5 Prozent. Darüber hinaus können Anleger jederzeit auf ihr angespartes Kapital zugreifen. Wenn das Kind später einmal beispielsweise Geld für den Führerschein entnehmen möchte, so gelingt das mit einem ETF deutlich günstiger als bei den Versicherungen. Und sollte sich das Kind dazu entschließen, den gesamten Sparplan aufzulösen, dann ist auch das ohne Abstriche möglich.

Natürlich setzt das voraus, dass sich Eltern oder Verwandte zu Beginn mit der Materie auseinandersetzen. Außerdem bieten ETF-Sparpläne im Gegensatz zu manchen Kinderrenten-Policen keine Garantien für eine lebenslange Rente. Damit das angesparte Kapital nicht frühzeitig aufgebraucht wird, müssen die Anleger einen soliden Entnahmeplan aufstellen. Wer also selbstständig mit ETFs vorsorgen möchte, hat im Vergleich zum Kauf eines Kombi-Produkts einen höheren Aufwand. Am Ende sind Kinderrenten-Policen dennoch nur in den seltensten Fällen die bessere Wahl. Ihre hohen Kosten nagen am angesparten Kapital und garantieren dadurch lediglich eine Mini-Rente. Für Lülsdorf ist klar: Eltern sollten Geldanlage und Versicherungen nicht miteinander kombinieren.

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