Die Deutsche-Bank-Tochter DB X-Trackers machte den Anfang. Zu Jahresbeginn senkte der Anbieter börsengehandelter Indexfonds (ETFs) die Gebühren mehrerer Produkte auf 0,09 Prozent pro Jahr. Zuvor hatten Anleger für die ETFs bis zu 0,3 Prozent jährlich gezahlt. Im Mai zog der französische Anbieter Amundi nach und senkte die Gebühren mehrerer Indexfonds um mehr als die Hälfte. Kurz danach schloss sich die Blackrock-Tochter iShares an, mehr als ein Dutzend seiner Indexfonds kosten nun zum Teil ebenfalls nur noch halb so viel wie zuvor. Für einen ETF auf den US-Aktienindex S&P 500 etwa werden statt 0,15 Prozent nur noch 0,07 Prozent pro Jahr fällig. Ende Juni senkte dann der Anbieter Source die Managementgebühr eines ETF auf den S&P 500 auf 0,05 Prozent pro Jahr.
Auf dem ETF-Markt ist ein Preiskampf entbrannt. Solche Schlachten haben bei den Anbietern Tradition: In den vergangenen Jahren preschte immer wieder das eine oder andere ETF-Haus vor und senkte die Gebühren für einzelne Produkte, in der Regel zogen andere Anbieter nach. „In den vergangenen sechs Monaten scheinen Gebührensenkungen allerdings Programm geworden zu sein“, stellt Gordon Rose fest, Indexfonds-Spezialist der Fondsratingagentur Morningstar.
Noch nie so günstig wie heute
Die meisten Preissenkungen der vergangenen Monate betrafen sogenannte Core-ETFs. Diese bilden breite, geläufige Indizes wie zum Beispiel den Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets nach. Die Fonds sollen Investoren als Kerninvestment dienen, das nach Belieben um Anlagen ergänzt werden kann, die potenziell höhere Renditen bringen, aber auch höhere Risiken bergen. Ein Basisportfolio aus ETFs auf breite Marktindizes sei für Privatanleger sinnvoll, sagen Verbraucherschützer. Investoren können sich also über den Konkurrenzkampf unter den Indexfonds-Anbietern freuen: So günstig wie heute hat sich die sogenannte Core-Satellite-Strategie mit ETFs noch nie umsetzen lassen.
Die Anbieter wollen mit ihren Preisoffensiven nach eigenen Angaben neue Kunden gewinnen. Die Welle der Gebührensenkungen könnte allerdings auch mit Vanguard zu tun haben: Die US-Gesellschaft wirbt in den USA und in Europa mit Dumpingpreisen. Vanguard-ETFs seien im Schnitt um 75 Prozent günstiger als die der Konkurrenz, behauptet der Anbieter. Vor zwei Jahren warb das Unternehmen noch damit, dass seine Fonds durchschnittlich 82 Prozent weniger kosten als Konkurrenzprodukte – ein Zeichen dafür, dass viele Indexfondshäuser die Herausforderung zum Preiskampf angenommen haben. Die niedrigen Kosten bei Vanguard dürften unter anderem dadurch zustande kommen, dass das Unternehmen seit 2012 als Grundlage für viele seiner ETFs eigene Indizes berechnen lässt. Das sei für das Unternehmen günstiger, als Marktbarometer bekannter Indexanbieter zu nutzen, sagen Analysten. Indexanbieter verlangen nämlich zum Teil hohe Lizenzgebühren.
Die nächste Preisrunde kommt bestimmt
Vanguard macht sogar dem Marktführer iShares zu schaffen. Unter den zehn ETFs, die seit Jahresbeginn die höchsten Kapitalzuflüsse verzeichnen, finden sich laut aktuellem Marktüberblick der Blackrock-Tochter nur zwei iShares-Fonds – aber sechs von Vanguard. Bei den Fonds mit den höchsten Abflüssen seit Jahresbeginn ist es umgekehrt: Dort finden sich vier iShares-ETFs und nur ein Vanguard-Produkt. Unterm Strich konnte Vanguard im ersten Halbjahr 2014 mehr Anlegergeld einsammeln als iShares, und baut seinen Marktanteil im laufenden Jahr wahrscheinlich weiter aus.
Der Preiskampf könnte also bald in die nächste Runde gehen. Lassen sich die Gebühren von Core-ETFs nicht mehr weiter senken, gibt es genügend andere Fonds da, die auf der Kostenseite noch Luft nach unten haben. Aktiv verwaltete ETFs etwa, die bei Anbietern und Investoren immer beliebter werden, sind noch vergleichsweise teuer. Anleger sollten allerdings bei der Wahl eines Indexfonds nicht allein auf die Gebühren schauen. Sie sollten auch darauf achten, auf welche Art ein ETF seinen zugrundeliegenden Index nachbildet, ob er Swaps oder Wertpapierleihe betreibt, wie liquide er ist, wie stark er von seinem Basis-Index abweicht und welche Informationen der Anbieter bereitstellt.
Die Anlegerlieblinge 2014
Bei den ETFs mit den höchsten Zuflüssen seit Jahresbeginn liegen Aktienprodukte klar vorn.