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Nikkei-Rekord Yen-Aufwertung macht Japan-Aktien attraktiv

Ein Mann betrachtet in Tokio einen Bildschirm auf dem Aktienkurse zu sehen
Am Donnerstag sprang der Nikkei-Index erstmals über die Marke von 35.000 Punkten
© The Yomiuri Shimbun via AP Images / Picture Alliance
Der japanische Leitindex Nikkei schafft zum ersten Mal nach mehr als 30 Jahren den Sprung über 35.000 Punkte. Euro-Anleger aus Deutschland können von einer Yen-Aufwertung profitieren und über einen ETF in Japan investieren

Große Zahlen beeindrucken Menschen immer, im Guten wie im Schlechten. Mit Blick auf Japan sagen die jüngsten Zahlen eine für Anleger positive Entwicklung vorher: Zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren schafft der japanische Leitindex Nikkei 225 wieder den Sprung über die Marke von 35.000 Punkten. Mit 35.072 Punkten notierte der 225 japanische Aktien umfassende Index am Donnerstag so hoch wie seit dem Februar 1990 nicht mehr – es war die Zeit, als aus der japanischen Immobilien- und Aktienmarktblase bereits die Luft entwich. Zum Allzeithoch vom 29. Dezember 1989 sind es damit nur noch knapp 4000 Punkte und damit rund elf Prozent.

Allein in den vergangenen fünf Jahren hat der Nikkei gut 75 Prozent an Wert zugelegt, zumindest in der Landeswährung Yen gerechnet. Euro-Investoren haben von der Rally erst einmal weniger. Denn in Euro umgerechnet sinkt das Plus über fünf Jahre auf 34 Prozent zusammen. Das sind weniger als jene rund 50 Prozent beim deutschen Dax, der auch nicht gerade als besonders renditestarker Aktienindex gilt. Der Grund dafür ist der schwache Yen: Er hat während der vergangenen fünf Jahre rund 30 Prozent an Wert gegenüber dem Euro eingebüßt.

Früher war Japan Schwergewicht im MSCI World

Die Entwicklung des Nikkei 225 in den vergangenen Jahren ist also aus Euro-Sicht vor allem ein Spiegelbild der internationalen Geldpolitik und der Kursentwicklung des japanischen Yen. Um das zu verstehen, muss man tatsächlich mehr als 30 Jahre zurückgehen, als sich in Japan infolge einer zu lockeren Geldpolitik eine mächtige Blase bildete. Banken aus dem asiatischen Land waren in den späten 1980er-Jahren die wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt und japanische Aktien ein Schwergewicht im Industrieländerindex MSCI World mit einem Anteil von rund 40 Prozent. Nach dem Platzen der Blase folgte eine lange Phase der wirtschaftlichen Stagnation, gegen die daraus resultierende Deflation kämpft die Notenbank Bank of Japan (BoJ) seit Langem mit einer ultralockeren Geldpolitik an. Das war – relativ betrachtet – kein Problem, solange die Federal Reserve (Fed) in den USA und die Europäische Zentralbank (EZB) ebenfalls ihre Geldpolitik sehr locker gestalteten. 

Doch mit der Zinswende in USA und der Eurozone in den Jahren 2021 bis 2023 änderte sich dies grundlegend. Die BoJ beließ es unterdessen bis auf wenige Korrekturen bei ihrer lockeren Geldpolitik. Sie deckelt über Anleihekäufe weiterhin die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen. Offiziell lautet das Ziel eine Rendite von null Prozent und eine Schwankungsbreite von 0,5 Prozentpunkten. Inoffiziell toleriert die BoJ inzwischen aber wohl Renditen bis ein Prozent. Aktuell liegt die Zehnjahresrendite bei rund 0,6 Prozent.

Keine schnelle Normalisierung

Erwartungen an die Geldpolitik waren es auch, die am Donnerstag den Nikkei 225 über die Marke von 35.000 Punkten trieben. „Das schwere Erdbeben der vergangenen Woche und die schwachen Daten zum Lohnwachstum zwingen die Marktteilnehmer zu einer Neubewertung, wann die BoJ ihre Geldpolitik normalisieren wird“, sagte Tony Sycamore, Marktanalyst bei IG. Die Reallöhne in Japan fielen im November den 20. Monat in Folge, was den Druck, die Zinsen zu erhöhen, wieder deutlich gesenkt hat. „Dies (die Lohndaten) hat dem Nikkei eine Rechtfertigung gegeben, sich der Marke von 35.000 Punkten zu nähern“, sagte Sycamore und fügte hinzu, dass der Nikkei „wahrscheinlich weiterhin gute Gewinne erzielen kann, während wir versuchen herauszufinden, wann die BoJ ihren nächsten Schritt machen kann.“

Die Folge der geldpolitischen Divergenz ist eine deutliche Abwertung des Yen gegen Euro und Dollar gewesen. Dies sei „vor allem auf die Renditedifferenzen gegenüber dem US-Dollar und dem Euro zurückzuführen“, sagt Joel Le Saux, Fondsmanager des Eurizon Fund Sustainable Japan Equity. Je schwächer der Yen ist, desto wettbewerbsfähiger sind japanische Anbieter auf dem Weltmarkt und desto mehr sind in ihre Einnahmen in Euro oder Dollar zu Hause wert. 

Aktuell werden am Devisenmarkt rund 160 Yen für einen Euro gezahlt, vor fünf Jahren waren es nur rund 125 Yen. Das bedeutet: In Dollar und Euro umgerechnet sind alle Werte aus Japan deutlich weniger wert. Das gilt für die Wirtschaftsleistung, weshalb Deutschland Japan in Dollar betrachtet kürzlich als drittgrößte Wirtschaftsnation hinter USA und China abgelöst hat. 

Immer mehr Vermögensverwalter kaufen japanische Aktien

Die jüngsten Daten vom japanischen Arbeitsmarkt haben Spekulationen auf eine Straffung der Geldpolitik in Japan schwinden lassen. Doch mit der Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA und Europa im Lauf des Jahres wird sich dennoch die Renditedifferenz zu Japan verringern, was wiederum dem Yen Auftrieb geben könnte. Euro-Anlegerinnen und Anleger können deshalb – selbst wenn sich der Nikkei 225 seitwärts bewegen würde – auf Währungsgewinne hoffen. Wertet die japanische Währung auf, gibt es für jeden Yen mehr Euro. Folglich wäre die Performance in Euro höher als in Yen. 

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass eine wachsende Zahl von Vermögensverwaltern auf Japan setzt, so wie etwa Taunus Trust oder Pictet. „Wir bleiben in japanischen Aktien übergewichtet“, heißt es bei Pictet. Hier setzt man offenbar darauf, dass die Inflation wieder sinkt und es keine Zinserhöhungen in Japan gibt. „Die starke Performance der japanischen Aktien in diesem Jahr bedeutet, dass der Markt weniger Wert bietet als früher, aber im Moment bleibt der strukturelle Rückenwind durch den Ausbruch aus der Deflation und die starke Reformagenda der Unternehmen unterstützend.“ Die Fondsgesellschaft Nikko Asset Management verweist zudem auf Strukturreformen und eine bessere Rentabilität der Unternehmen.

Anleger können in Japan-ETF investieren

Sollten die Prognosen zutreffen, würden sich japanische Aktien als Outperformer unter den Werten aus Industrieländern erweisen. Wer in das Thema investieren möchte, kann dies mit einem ETF auf japanische Aktien tun. Am günstigsten mit einer Gesamtkostenquote von 0,05 Prozent ist der Amundi Prime Japan ETF, den es in einer ausschüttenden (ISIN: LU1931974775) und thesaurierenden Variante (ISIN: LU2089238385) gibt. Beide ETFs bilden den Solactive GBS Japan Large & Mid Cap-Index ab, der 329 Werte enthält und damit noch etwas breiter streut als der Nikkei 225. Beide ETF sind in Yen gerechnet, haben also eine offene Währungsposition und damit das Potenzial von einer Yen-Aufwertung zu profitieren.

Wer als Anlegerin oder Anleger einen ETF auf den Industrieländer-Index MSCI World besitzt, investiert ohnehin in Japan. Sie nehmen automatisch daran teil, wenn der japanische Aktienmarkt besser als etwa der in New York oder Frankfurt läuft. In diesem Fall würde sich das Japan-Gewicht erhöhen, das derzeit bei rund sechs Prozent liegt und damit immerhin das zweitgrößte Länder-Gewicht nach dem dominierenden US-Markt bildet, der fast auf 70 Prozent kommt. Wer als MSCI-World-Investor also im Sinne von Pictet Japan übergewichten möchte, kann einen ETF auf den Aktienmarkt des japanischen Landes kaufen. Die Makrolage spricht dafür, ganz unabhängig von den mächtig wirkenden 35.000 Indexpunkten.  

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