Der britische Fondsmanager Richard Woolnough der Prudential-Tochter M&G Investments findet das Mandat der Europäischen Zentralbank (EZB) irritierend, das allein auf die Inflation abhebt statt auf Wirtschaftswachstum und Inflation gleichermaßen, wie es etwa bei der US Notenbank der Fall ist. „Ich glaube nicht, dass eine Notenbank Blasen und Rezessionen auslösen sollte, nur um die Geldwertstabilität zu sichern“, sagte Woolnough im Capital-Interview.
Er verstehe nicht, warum man der EZB nicht offiziell die Möglichkeit gibt, sowohl die Teuerung als auch das wirtschaftliche Wachstum bei der Geldpolitik zu berücksichtigen. In einem Umfeld strukturell niedriger Inflation muss eine Notenbank flexibel handeln können, statt sklavisch auf die Höhe der Inflation zu starren und nicht an den Zinsen zu rühren.
Der Anleihen-Experte kritisierte im Capital-Interview auch die negative Vorprägung der Deflations-Debatte mit ihrer grob vereinfachten Darstellung. „Es gibt diesen Automatismus einfach nicht: Deflation gleich sinkende Preise gleich Rezession.“ Vielmehr hätten die Globalisierung, flexiblere Arbeitsmärkte und der technologische Fortschritt die Teuerung unter die historisch üblichen Niveaus gedrückt. „Das hat aber nichts mit einer Deflationsspirale zu tun,“ erklärte Woolnough.
Den privaten Sparern empfahl der Fondsmanager in Zeiten des Niedrigzinses immer die reale, also inflationsbereinigte Rendite nach Steuern als Maßstab zu nehmen und nicht den nominalen Zins. Real und nach Steuern könnten Anleger heute auch nicht weniger verdienen als über weite Strecken der Vergangenheit. Außerdem verwies er darauf, dass der Anleger, der „überhaupt kein Risiko eingeht, kein Grundrecht auf nominelle Erträge hat, wie er sie früher gewohnt war“.
Das vollständige Interview lesen Sie in der neuen Capital, die am 24. Juli in den Handel kommt. Hier können Sie sich die iPad-Ausgabe herunterladen. Hier geht es zum Abo-Shop, wenn Sie die Print-Ausgabe bestellen möchten.