Umsatz rauf, Gewinn runter: Das vergangene Jahr war für die Deutsche Post durchwachsen. Der Konzern legte am Donnerstag seinen Bericht für das Jahr 2018 vor. Demnach stieg der Umsatz um sechs Prozent auf fast 62 Mrd. Euro, während das operative Ergebnis von 3,7 auf 3,2 Mrd. Euro zurückging. Zwar transportierte die Deutsche Post im Jahr 2018 so viele Pakete wie nie. Umbauten im kriselnden deutschen Post- und Paketgeschäft drückten aber auf das Ergebnis.
Mit ihren Ertragsproblemen steht die Deutsche Post exemplarisch für einen Großteil der Logistikbranche: Die Transportvolumina nehmen zu, die Erträge hinken hinterher. In den Jahren 1996 bis 2016 wuchs der Markt für Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) im Schnitt um rund fünf Prozent pro Jahr, zeigt eine Studie im Auftrag der Bundesnetzagentur. Zu verdanken war das nicht zuletzt dem Onlinehandel, der das Geschäft der Paketdienstleister ankurbelte. Zugleich sorgte die Digitalisierung im Kurier-Segment für schlechtere Geschäfte, weil Kunden dazu übergingen, wichtige Dokumente über das Internet zu verschicken. Zusätzlich drückten in den vergangenen Jahren Wirtschaftskrisen und Handelskonflikte auf die Geschäfte von Logistikdienstleistern.
Das Geschäft von Logistikdienstleistern hängt stark von der Konjunktur ab, schwankt saisonal und wird immer wieder durch Störfeuer im Welthandel belastet. Logistikaktien sind also keine Selbstläufer. Das mussten Anleger kurz nach der Jahrtausendwende erfahren, als kurzzeitig ein Hype um die Papiere losbrach – der angesichts schwacher Ergebnisse schon bald wieder versandete. Viele Fondsanbieter brachten damals Logistik-Aktienfonds auf den Markt, beworben als Zukunftsinvestment mit besten Renditechancen. Losgetreten wurde der Boom zum einen vom Börsengang der Deutschen Post im Jahr 2000, zum anderen vom Onlinehandel, der kräftig an Fahrt aufnahm. Die „Aktie Gelb“ legte allerdings keine so starke Kursentwicklung hin wie erwartet. Und der scharfe Wettbewerb zwischen den Dienstleistern drückte auf die Preise und damit auch auf die Erträge und letztlich auf die Aktienkurse. In der Folge verschwanden Logistikfonds sang- und klanglos wieder vom Markt.
Die Branche arbeitet an Innovationen
Heute spielen Logistikaktien in den Portfolios der meisten Anleger keine große Rolle. Dabei könnten sie auf lange Sicht ein lohnendes Investment sein. Die Branche ist nämlich in Bewegung, und einige Entwicklungen sind durchaus vielversprechend für Anleger. So ist in Deutschland eine Debatte über die miesen Arbeitsbedingungen der Paketzusteller entbrannt. In der Konsequenz werden Stimmen lauter, die fordern, dass Paketzustellungen mehr kosten sollten. Für Kunden von Deutscher Post und Co. wäre das unerfreulich – für die Margen der Paketdienstleister dagegen ein Segen.
Nicht nur die Preise auf dem Logistikmarkt geraten allmählich in Bewegung. Logistikunternehmen tüfteln auch daran, die Lieferprozesse selbst fit für die Zukunft zu machen. So testet zum Beispiel die Deutsche Post mit dem „PostBOT“ einen Begleitroboter für Postzusteller. Fedex arbeitet gemeinsam mit Autoherstellern an selbstfahrenden Lkw. Überall in der Branche wird an Innovationen gearbeitet, die die Kosten senken und die Erträge steigern sollen.
Kurioserweise stehen Anleger bei den als so langweilig geltenden Logistikfirmen damit vor einer Frage, die sich sonst eher bei Tech-Start-ups stellt: Wer macht das Rennen? Schon ein einziger großer Wurf bei Lieferprozedere oder Verpackungstechnik könnte einem Unternehmen einen deutlichen Ertragsvorsprung verschaffen. Analysten trauen unter anderem der Deutschen Post einiges zu. Im Licht des jüngsten Jahresabschlusses haben viele Analysten die Aktie des Logistikkonzerns auf „Kaufen“ gesetzt, darunter Experten von UBS, Goldman Sachs und Baader Bank. Dabei variiert das Kursziel zwischen 33 und 46 Euro. Momentan steht der Aktienkurs der Deutschen Post bei 27,50 Euro.