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Bank of Japan Ein Zinsschock wie zu Weihnachten 1989

Der Gouverneur der Bank of Japan Haruhiko Kuroda spricht auf einer Pressekonferenz
Der Gouverneur der Bank of Japan Haruhiko Kuroda hat sich einen Ruf erworben: Er ist immer für eine Überraschung gut
© IMAGO / Kyodo News
Die Bank of Japan war die weltweit letzte Zentralbank, die mit einer ultralockeren Geldpolitik auf Niedrigzinsen setzte. Mit einem Schwenk schockt sie nun die Finanzmärkte – wie schon Weihnachten 1989

Wieder einmal hat die Bank of Japan (BOJ) mit einer geldpolitischen Entscheidung für Aufregung an den Kapitalmärkten gesorgt. Die Zentralbank zementiert damit ihren Ruf: Sie nutzt das Überraschungsmoment, um ihre strategischen Ziele zu erreichen.

Die Entscheidung von BOJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda, die Handelsspanne für zehnjährige Staatsanleihen auszuweiten, führte zu einem sprunghaften Anstieg des Yen und erschütterte die Märkte weltweit. Dieser Schritt traf die Investoren ebenso unerwartet wie Kurodas Entscheidung, die Anleihekäufe 2014 auszuweiten, und Japans Zinserhöhung in der Weihnachtszeit 1989.

„Es war ungefähr um diese Zeit vor 33 Jahren, als die BOJ aus Unzufriedenheit mit dem Dollar-Yen-Kurs, den Zinssatz am Weihnachtstag um 25 Basispunkte auf 4,5 Prozent anhob“, schrieb Martin Whetton, Leiter der Renten- und Währungsstrategie bei der Commonwealth Bank of Australia, in einer Notiz.

Für Überraschungen gut

Die Breite und das Ausmaß der Marktreaktion unterstreicht, dass die BOJ für Überraschungen gut ist – und das in einer Zeit, in der wichtige Konkurrenten wie die USA versuchen, sich von der Forward Guidance zu lösen. Die Karriere Kurodas ist reich an plötzlichen Wendungen und längeren Ruhephasen, was darauf hindeutet, dass er dies für den effektivsten Ansatz hält.

Bank of Japan: Ein Zinsschock wie zu Weihnachten 1989
© Bloomberg

„Ein interessantes Merkmal der Bank von Japan ist, dass sie im Gegensatz zu anderen Zentralbanken die Märkte gerne überrascht“, sagt Omar Slim vom Vermögensverwalter Pinebridge Investments in Singapur. „Für sie ist es ein geldpolitisches Instrument mit einer ganz anderen Philosophie. Sie sehen darin eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, im Gegensatz zu anderen Zentralbanken, die nur telegrafisch kommunizieren.“

Spekulationen über einen irgendwie gearteten Kurswechsel machten am Montag an den Märkten die Runde, nachdem Kyodo berichtet hatte, die Regierung plane ihre Inflationsvereinbarung mit der BOJ zu überarbeiten. Noch vor wenigen Wochen hatte Kuroda betont, dass Japans Inflation zwar steige, aber weit von einem nachhaltigen Anstieg entfernt sei, der eine Änderung der Politik rechtfertigen könnte.

„Wir betrachten diese Entscheidung als eine große Überraschung, da wir erwartet haben, dass eine Ausweitung der tolerierbaren Bandbreite unter der neuen BOJ-Führung ab Frühjahr nächsten Jahres erfolgen würde“, schrieb Naohiko Baba, Japan-Chefvolkswirt bei Goldman Sachs. Der Chef der BoJ wird im April aus dem Amt scheiden, wenn seine zweite Amtszeit ausläuft. Dann werden die Märkte den Ausgang des jahrzehntelangen Experiments mit niedrigsten Zinssätzen bewerten. 

Der politische Kurswechsel könnte die Märkte in den kommenden Tagen weiter beschäftigen, wenngleich einige Analysten darauf hinweisen, dass der Schritt möglicherweise nicht so gravierend ist, wie von den Marktteilnehmern befürchtet. Alle 47 von Bloomberg befragten Wirtschaftsexperten hatten für die Sitzung am Dienstag keine Änderung der Politik erwartet.

Bisher war der größte Schock, den die BOJ in den letzten Jahren ausgelöst hat, wahrscheinlich die Ausweitung ihres Lockerungsprogramms am 31. Oktober 2014. Dieser Schritt war damals nur von drei von 32 befragten Volkswirten vorhergesagt worden.

© 2022 Bloomberg L.P.

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