Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben
Gefangenendilemma, Basarspielchen und weitere spieltheoretische Ansätze – so geht es zwischen der EU und den Griechen zu, so verhandelt man im Winter 2015 um das Schicksal des . Die Aktienmärkte stört die Unsicherheit kaum, der Dax schnellt mal eben auf 11.000 Punkte und auch die Sorglosigkeit ist erstaunlich groß. Doch nicht alle sind so entspannt wie es die Aktienkurse glauben machen. Denn dem Absatz bei Goldhändlern tut der positive Aktienmarkt keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Rally ist wesentlich auf die tönernen Füße der neuen EZB im Frankfurter Osten gebaut und basiert auf Mario Draghis Hoffnungen und Versprechen.
Fast scheint es, als trauten manche professionelle Investoren ebenso wie private Anleger den Worten der Notenbanker nicht mehr obwohl der Dax haussiert. Denn beispielsweise der Goldanbieter Ophirum meldet merklich steigende Absatzzahlen seit dem Jahreswechsel, die Rally betrifft aber nicht nur Gold. Während 2014 Palladium lange Zeit der im wahrsten Wortsinne strahlende Sieger war, entdecken Anleger auch Silber neu. Momentan sieht es so aus, als sei das Mehrjahrestief Ende November 2014 das Startsignal zum Comeback gewesen – und das hat Gründe.
Bei der Kursentwicklung liegt der „kleine Bruder“ von Gold seit Jahresanfang jedenfalls vorne. Zudem gibt es noch eine weitere Rangliste, die Silber ebenfalls anführt. Denn seit Jahresanfang hat die US-Münzprägeanstalt für mehr als sieben Millionen Unzen American Eagle Silbermünzen verkauft. Das liegt über dem Vergleichswert des Vorjahres, als bis Mitte Februar für 6,5 Millionen Unzen Münzen veräußert worden waren. Die Nachfrage nach Silbermünzen ist derzeit sogar stärker als jene nach Gold. Gemessen an den durchschnittlichen Silberpreisen hat die US-Münzprägeanstalt seit Anfang 2015 für 128,5 Mio. Dollar American Eagle Silbermünzen veräußert. Bei den gleichnamigen Goldmünzen stehen „nur“ 112,6 Mio. Dollar zu Buche.
Damit setzt sich der Trend des Gesamtjahres 2014 fort. Damals haben Anleger für 839,6 Mio. Dollar Silbermünzen, aber lediglich für 664,2 Mio. Goldmünzen geordert. Die Silbernachfrage in Indien war ebenfalls stark. Laut einer Studie von GFMS Thomson Reuters sollen die Silbereinführen des Landes im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 212 Mio. Unzen geklettert sein.
Mittelfristig bleibt Silber aussichtsreich
Die Nachfrage nach Silbermünzen ist umso beeindruckender, ist doch der Preis wesentlich volatiler als der von Gold. Nach der Korrektur sollte die Silbernotierung wieder nach oben drehen. Wer ein Gefühl für den Preis haben möchte – ein 100-Gramm-Goldbarren kostet bei Händlern wie Ophirum momentan rund 3500 Euro, ein 100-Gramm-Silberbarren rund 73 Euro – 48-mal so viel. Verwechseln darf man dies jedoch nicht mit dem klassischen Gold-Silber-Ratio, das simpel berechnet wird aus Goldpreis geteilt durch Silberpreis in Dollar. Dies notiert momentan mit 73 auf historisch sehr hohem Niveau und Rekordhoch der letzten fünf Jahre. Nur Ende 2008 zur Lehman-Krise war es noch einen Tick höher.
Zurück zum Fundamentalen: Die jüngsten Konjunkturdaten aus der Eurozone zeigen, dass die Wirtschaft etwas stärker wächst als bislang erwartet. Das stützt die Nachfrage nach Silber, kommt doch die Hälfte der weltweiten Nachfrage aus Industrieanwendungen. Rückenwind für die Silbernotierung ebenso wie für Gold könnte es zudem allmählich aus dem Investmentbereich geben. Sollte die Serie schwacher US-Konjunkturdaten anhalten, könnten sich die für Mitte 2015 erwarteten Zinserhöhungen in den USA weiter nach hinten verschieben. Etliche Investoren spekulieren bereits, dass das schlechte Wetter die Wirtschaft im ersten Quartal erheblich gedämpft hat. Mittel- und langfristig dürfte sich der Markt für Papier-Silber kaum von der anhaltend starken Nachfrage nach dem physischen Edelmetall abkoppeln können.