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Aktien Solider Aktien-Mittelbau

Bei der Geldanlage denken viele nur an die Dax-Konzerne. Dabei bringen die mittelgroßen Firmen des MDax die beste Rendite. Von Nadine Oberhuber
Auch Dax-Konzerne bieten keine garantierte Sicherheit (Foto: Deutsche Börse AG)
Nebenwerte sind häufig die Hidden Champions an der Börse
Aktien: Solider Aktien-Mittelbau

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

Wenn man die jüngsten Meldungen liest, drängt sich der Eindruck auf, als würden die mittelgroßen deutschen Firmen Sorgen bereiten. Jedenfalls diejenigen, die an der Börse notiert sind: „Kaum Bewegung beim MDax“, lautete jüngst ein Marktkommentar, „MDax kommt nicht voran“, war eine andere, er „trübt sich ein“. Tatsächlich sackte das Börsenbarometer der Mittelgroßen in der vergangenen Woche ab. Von 21.800 Punkten auf 21.000 Punkte ein, das sind vier Prozent. Wenn man den Index auf Jahressicht betrachtet, hat er sich vorwiegend seitwärts bewegt und ist mit großen Ausschlägen um die 20.000-er-Marke herum oszilliert. Wie steht es also um den MDax? Muss man sich wirklich Sorgen machen?

Es kommt wie immer auf die Entfernung an, aus der man die Börsenbewegungen betrachtet. Aus der Nähe gesehen ist die Kursbilanz der mittelgroßen Unternehmen derzeit negativ und ihre Kurstabellen sind rot gefärbt. Dennoch haben sie es auf Jahressicht – trotz der starken Schwankungen nach oben und unten – von anfänglich 19.500 Punkten auf 21.000 geschafft. Das ist ein Zugewinn von immerhin acht Prozent. Und das schaffte kein anderer deutscher Index außer ihnen: Der SDax kam im gleichen Zeitraum auf einen Zugewinn von 6,3 Prozent, der Dax legte „nur“ fünf Prozent zu und der TecDax sogar nur mäßige zwei Prozent, damit war er der schlechteste im Bunde. Die kleinen und mittleren Werte dagegen liefen zuletzt also deutlich besser als der Gesamtmarkt und die großen Börsenschwergewichte.

Auf lange Sicht unschlagbar

Schaut man zeitlich noch ein wenig länger zurück, ändert sich das Bild ein bisschen: Auf Dreijahressicht hatte ausgerechnet der TecDax von allen die Nase vorn und zwar sehr deutlich. Er legte 60 Prozent zu, während M- und SDax nur auf 40 bis 50 Prozent Performance kamen und der Dax mit 25 Prozent hinterherhinkte. Auf Fünf- und auch auf Zehnjahressicht machten MDax und TecDax das Rennen mit einem Kursplus von rund 150 Prozent, also satten 15 Prozent pro Jahr. Der Dax kam im gleichen Zeitraum nur auf neun Prozent jährlich. Und zumindest für den Fall des MDax scheint dieser Zuwachs auch kein purer Zufall und keine Ausnahmesituation gewesen zu sein. Denn schaut man noch länger zurück, dann überflügelte der MDax alle: Seit 1989 hat er eine Kursperformance von sagenhaften 2000 Prozent hingelegt. Da konnte keiner mithalten, der Dax als bester Verfolger kam gerade mal auf 1000 Prozent.

Was lernen Anleger daraus? Dass es vielleicht augenblicklich so ist, dass der Index der Mittelgroßen nicht recht vom Fleck kommt, aber dass sich ein Investment in diese Firmen auf lange Sicht ganz gehörig auszahlt. Mehr noch als das Anlegen in die ganz großen Dax-Unternehmen. Und warum ist das so? Es lässt sich ganz einfach dadurch erklären, dass es eben nicht die allergrößten Firmen sind, die über die Jahre am stärksten wachsen. Sie sind ja meist schon so stark und präsent am Markt, dass gar nicht mehr viel Wachstum möglich ist. Sondern es sind gerade die etwas kleineren Unternehmen, die noch viele neue Geschäftsfelder und neue Märkte erschließen, oder andere Firmen zukaufen und sich dadurch rasant entwickeln.

Es sind viele exportstarke Mittelständler unter den MDax-Firmen. Und alle MDax-Unternehmen insgesamt brachten es im vergangenen Jahr auf Unternehmenszukäufe im Wert von über 7 Mrd. Dollar. In ihnen steckt also noch viel Potenzial auch für Investoren. Während in den Großkonzernen eher sehr viel Stabilität und Konstanz steckt, die ebenfalls nicht zu verachten ist, aber eben zu geringeren Wachstumsraten führt.

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In Sachen „Laufruhe an der Börse“ schneiden die Mittelgroßen in der Regel auch besser ab als die ganz großen Konzerne. Denn ihre Aktien werden nicht so häufig und zahlreich gehandelt wie die der Dax-Unternehmen. Bei MDax-Werten sind die Fundamentaldaten häufiger der entscheidende Kauffaktor, weniger die Spekulationen und Gerüchte des Marktes. Das schützt sie aber natürlich nicht vor Übertreibungen in Extremsituationen. Gerade bei schlechten Nachrichten kommt es oft zu unvermittelten Kursrutschen. Denn gerade wegen der geringeren Handelbarkeit können Anleger ihre Aktien in solchen Situationen schlechter verkaufen, also oft nur zu erheblich niedrigeren Preisen. Auch während der Finanzkrise 2008/2009 gab der MDax innerhalb kürzester Zeit von 11.400 Punkten auf 4400 Punkte nach und drittelte sich fast. Der Dax verlor nur gut die Hälfte seiner Punkte und fiel von 8100 auf 3660. Aber grundsätzlich, so kann man sagen, laufen die Kurse der mittelgroßen Firmen meist ruhiger.

Einige Werte haben noch Potenzial

Aber wo laufen die Kurse nun demnächst hin? Geht es weiter bergauf oder trübt sich die Stimmung wirklich ein? Das ist die entscheidende Frage für Anleger, davon hängt nämlich auch ab, ob sie zu den jetzigen Kursen einsteigen sollen. Denn die sind bereits recht hoch. Immerhin ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis der MDax-Werte für 2017 mit 15,5 recht hoch. Es liegt über dem langjährigen MDax-Mittel von 13,8 und auch über dem aktuellen KGV des Dax, das bei 13,6 liegt. Eine Reihe von MDax-Aktien ist sogar richtig teuer und kommt auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 30, Spitzenreiter Zalando bringt es sogar auf 67. Hier noch einzusteigen wäre supermutig. Es gibt aber auch einige mittelgroße Firmen, deren Aktien extrem billig zu haben sind und deren KGV bei 7 bis 11 liegt. Etwa die Papiere der Aareal Bank oder von Talanx, Leoni, Schaeffler, und oder der Hannover Rück. Die Chancen stehen gut, dass besonders ihre Kurse künftig wieder steigen.

Einige Marktbeobachter räumen dem gesamten MDax durchaus noch weiteres Kurssteigerungspotenzial in der nächsten Zeit ein. Man muss allerdings auch sagen: Gerade die Tatsache, dass der TecDax in den vergangenen Jahren so gut gelaufen ist, aber seit etwa einem Jahr der MDax und SDax deutlich besser laufen als der TecDax, könnte auch ein Warnsignal sein. Denn es könnte auf einen beginnenden Abschwung sowohl beim Konjunktur- als auch wenig später beim Börsenzyklus hindeuten. Üblicherweise laufen die Technologiewerte nämlich gerade in den Aufschwungphasen dem Markt vorneweg, büßen aber spätestens in den Abschwungphasen deutlich ein. Ob so eine Phase dem Gesamtmarkt bevorsteht, wagt niemand so recht zu prognostizieren.

Doch einerlei, müsste man beim Blick auf die langjährige Performance der mittelgroßen Werte sagen. Selbst wer im Mai 2007 – kurz vor der Finanzkrise – bei 11.000 Punkten in den MDax eingestiegen ist und den Absturz auf 4400 Punkte miterlebte, der hat sein Anfangskapital dennoch inzwischen verdoppelt. Auf jeden Fall scheint das mit den Mittelgroßen erheblich schneller zu gehen, als mit anderen Investments in Dax und Co. Warum also nicht einmal einen Indexfonds auf den MDax kaufen?

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