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Aktien Brasilien ist Börsen-Champion 2016

Brasilien kämpft mit großen Problemen, aber der Aktienmarkt lief prächtig. Eine Anlageempfehlung ist er trotzdem nicht. Von Julia Groth

Brasilien hatte im ablaufenden Jahr mit vielen Problemen zu kämpfen. Die bisherige Staatspräsidentin Dilma Rousseff wurde erst suspendiert und dann ihres Amtes enthoben, Vizepräsident Michel Temer übernahm die Staatsgeschäfte. Die brasilianische Wirtschaft schwächelt, das Bruttoinlandsprodukt schrumpft. Das Parlament hat den Staatsetat für die kommenden 20 Jahre eingefroren, um das massive Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen.

Für Anleger war das südamerikanische Land zuletzt trotzdem ein spannendes Terrain. Der brasilianische Aktienmarkt schnitt im laufenden Jahr nämlich besonders gut ab, zeigen Zahlen des US-Indexanbieters S&P Dow Jones Indices. Zwischen Anfang Januar und Ende November 2016 ist er – in US-Dollar gerechnet – um 65,4 Prozent gestiegen.

Ein Investment in einzelne Länder kann eine lohnenswerte Beimischung für ein breit gestreutes Portfolio sein. Die Zahlen von S&P zeigen allerdings, dass es nicht einfach ist, die Chancen und Risiken regionaler Aktienmärkte abzuschätzen. Erstens entwickeln sich Aktienkurse nicht immer so, wie man es angesichts der Fundamentaldaten erwarten würde – auch das belegen die Zahlen aus Brasilien. Zweitens bieten Daten aus der Vergangenheit keine Hilfestellung. Auf Sicht von drei Jahren hat der brasilianische Aktienmarkt zum Beispiel deutlich verloren.

Russische Aktien schwanken stark

Auf Platz zwei der stärksten regionalen Aktienmärkte steht 2016 Peru, mit einem Plus von 53,7 Prozent. Hier steht auf Sicht von drei Jahren ein Plus von insgesamt 8,6 Prozent zu Buche. Für Privatanleger sind peruanische Aktien trotzdem nicht zu empfehlen: Der Markt ist klein und sehr speziell, die Risiken sind hoch. Beim Drittplatzierten, Russland, sprechen andere Argumente gegen ein Investment. Der russische Aktienmarkt konnte zwar im laufenden Jahr einen Teil seiner vorangegangenen Verluste gutmachen. Insgesamt ist er seit Januar um 38,5 Prozent gestiegen. Russische Aktien schwanken aber stark und gehörten in früheren Zeiten oft zu den Verlierern.

Auch auf Platz vier steht ein Schwellenland: Ungarn, mit einem Plus von 26 Prozent seit Jahresbeginn. Hier sind es vor allem politische Risiken, die Anlegern ihr Investment vergällen können. Erst beim Fünftplatzierten können Privatinvestoren ohne derart hohe Risiken investieren. Der kanadische Aktienmarkt hat im laufenden Jahr um 23,7 Prozent zugelegt. Die robuste Wirtschaftslage deutet darauf hin, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzen könnte. Das Ringen um das Freihandelsabkommen CETA bleibt allerdings ein Unsicherheitsfaktor.

Zwölf Prozent Minus in Ägypten

Wenig Freude hatten Anleger im laufenden Jahr mit ägyptischen Aktien. Der ägyptische Aktienmarkt, der in früheren Jahren phasenweise stark gestiegen war, hat seit Januar um rund 25 Prozent nachgegeben. Das zeigt, dass interessierte Anleger trotz zwischenzeitlicher Rallys vorsichtig sein sollten. Auch in Italien, Dänemark und Israel hatten Aktienanleger 2016 nicht viel zu lachen. Aktien dieser drei Länder dürften in den Portfolios deutscher Privatanleger aber kaum eine Rolle spielen.

Chinesische Aktien, die in Renminbi notiert sind und an den Börsen in Shanghai und Shenzhen gehandelt werden, waren im laufenden Jahr ebenfalls kein gutes Investment. Sie fielen im Schnitt um rund zwölf Prozent. Bislang waren diese sogenannten A-Aktien für ausländische Investoren nur schwer erhältlich. Nach dem Willen der chinesischen Regierung soll sich das ändern. Künftig dürfte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dadurch in internationalen Portfolios ein deutlich größeres Gewicht haben als bisher. Es lohnt sich für Investoren, die Entwicklung von A-Aktien im Blick zu behalten.

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