Wo lässt es sich im Ruhestand gut leben?
Neuseeland ist eines der Länder mit den besten Lebensbedingungen für Ruheständler, zeigt der neue Global Retirement Index der französischen Investmentfirma Natixis Investment Managers. Jedes Jahr untersucht er anhand von 18 Faktoren in den Bereichen Gesundheit, materielles Wohlbefinden, allgemeine Lebensqualität und Finanzen, wie gut es sich in 44 Ländern weltweit im Alter leben lässt.
Acht der Länder in den Top Ten liegen in Europa. Als eins von zwei Ländern außerhalb landete Neuseeland auf dem zehnten Platz und punktete vor allem bei Finanzen und allgemeiner Lebensqualität. Dabei belegte der Inselstaat sogar Platz sechs und sieben. Beim materiellen Wohlbefinden rutschte Neuseeland jedoch im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze ab auf Rang 20.
Nirgendwo ist die Lebensqualität für Ruheständler laut Natixis-Index so gut wie in Dänemark. Zur Lebensqulität zählen Umweltfaktoren, wie die Luftqualität und die Zufriedenheit der Menschen. Dänemark konnte sich vor allem dank besserer Werte bei Umwelt und Zufriedenheit an die Spitze schieben. Außerdem verzeichnete das Land mit einem Plus von drei Prozentpunkten die stärksten Zuwächse bei der Lebenserwartung. Insgesamt landet das deutsche Nachbarland auf Platz neun und ist – man kann es sich denken – nicht das einzige Land aus Skandinavien, das es im Ranking weit nach vorne geschafft hat. Als einziges Land unter den Top-Zehn schneidet Dänemark aber im Bereich Finanzen schlechter ab als Deutschland.
Insgesamt verbessert sich Deutschland in diesem Jahr von Rang neun auf Rang acht, was vor allem an guten Ergebnissen in den Bereichen Gesundheit, materieller Wohlstand und allgemeine Lebensqualität liegt. Bei „Finanzen im Ruhestand“ steht Deutschland allerdings unter den ersten zehn Ländern weniger gut da. Faktoren sind hier zum Beispiel Kredite, Steuerdruck und Staatsverschuldung. In Deutschland wirkten sich der Auswertung zufolge vor allem der Druck auf das Rentensystem und die vergleichsweise hohe Steuerbelastung negativ aus. „Das insgesamt gute Abschneiden Deutschlands sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit Blick auf die finanzielle Sicherheit der Ruheständler hierzulande noch einiges zu tun ist”, sagt Patrick Sobotta von Natixis. Besonders die Säule der privaten Altersvorsorge müsse gestärkt werden.
Die höchste Platzierung eines außereuropäischen Landes erreicht Australien. Der Index betrachtet Mitgliedsländer der OECD und des Internationalen Währungsfonds sowie die sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Unter die besten 25 schafften es außer Neuseeland nur Israel, Südkorea, die USA, Japan und Singapur. Australien schnitt vor allem bei der Gesundheitsversorgung gut ab und punktete auch bei der Lebensqualität. Im Unterindex für Lebensqualität konnte das Land sich sogar um zwei Plätze verbessern, weil die Zufriedenheit der Menschen gestiegen ist. Mit Platz sieben insgesamt bleibt Australien stabil. In den vergangenen zehn Jahren rutschte es nie aus den Top Ten heraus.
Luxemburg fällt im diesjährigen Natixis-Ranking aus den besten fünf Ländern für Ruheständler heraus. Dabei schneidet kein anderes Land im Bereich Gesundheit, wozu auch die Gesundheitsausgaben pro Kopf zählen, so gut ab wie Luxemburg: Die Lebenserwartung nahm dort zu und liegt jetzt zwei Jahre über dem europäischen Durchschnitt. Beim materiellen Wohlstand und bei Finanzen verschlechterte sich Luxemburg allerdings, was vor allem auf schlechtere Werte bei Bankkrediten und Steuerdruck zurückzuführen ist.
Die Niederlande verbessern sich im Bereich Gesundheit in allen Unterpunkten: bei der Lebenserwartung, den Gesundheitsausgaben pro Kopf und den versicherten Gesundheitsausgaben. Insgesamt schnitt das Land drei Prozentpunkte besser ab als im Vorjahr und sogar zehn Prozentpunkte besser als vor zehn Jahren. Bei Lebensqualität, materiellem Wohlbefinden und Finanzen bleiben die Werte stabil.
Irland sichert sich im Gesamtindex den vierten Platz und den ersten Platz im Unterindex „Finanzen im Ruhestand“. Besonders gut entwickelt hat sich Irland Natixis zufolge bei der Staatsverschuldung: Seit Erreichen des Höchststands im Jahr 2013 reduzierte Irland seine Staatsverschuldung jedes Jahr kontinuierlich und konnte seinen Wert nun um zehn Prozentpunkte verbessern. Auch bei der Lebensqualität rückte Irland im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz nach oben.
Island hat es wie schon im vergangenen Jahr aufs Siegertreppchen im Natixis-Index geschafft – und nicht nur das: Bei den meisten Indikatoren ist Island unter den besten Zehn und teilweise sogar noch weiter vorne. In Sachen Luftqualität sowie Wasser- und Sanitärversorgung ist Island Spitzenreiter. Bei der Zufriedenheit der Menschen landet es auf Platz 3 von 44. Nach unten ging es für Island nur im Bereich materieller Wohlstand, worunter etwa die Arbeitslosenquote fällt. Sie ist im vergangenen Jahr leicht angestiegen.
Im vergangenen Jahr war Norwegen noch Spitzenreiter, jetzt belegt das skandinavische Land Platz zwei. Grund für die Verschlechterung sind vor allem schlechtere Noten in den Bereichen materieller Wohlstand und Gesundheit. Trotzdem hat sich Norwegen innerhalb von zehn Jahren insgesamt nicht verschlechtert. Besonders die Lebensqualität ist nach wie vor hoch: Die Umweltfaktoren und Zufriedenheit der Menschen entwickelten sich sogar nochmal positiv.
Gewinner des Rankings ist in diesem Jahr zum wiederholten Mal die Schweiz. Im Gegensatz zu anderen Ländern konnte sie sich bei Arbeitslosigkeit und Einkommensgleichheit verbessern. Dazu stieg die Lebenserwartung der Einwohner um beeindruckende sieben Prozentpunkte. Damit ist sie in der Lebenserwartungs-Rangliste vom sechsten auf den zweiten Platz geklettert. Dafür fällt die Schweiz aber bei Finanzen vom ersten Platz auf den zweiten Platz zurück. Natixis zufolge liegt das an schlechteren Werten beim Zinssatz und Steuerdruck.
Schlusslichter im Gesamtranking sind die BRIC-Staaten sowie die Türkei und Spanien.