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5 Minuten Geldanlage Höhere Dividenden, höhere Risiken

Die Zeit der einfachen Gewinne ist vorbei. Vermögensverwalter Arne Sand über die schwierige Suche nach den Ertragsperlen.
Hohe Dividende sind Anlegern oft lieber als Kurssteigerungen
Hohe Dividende sind Anlegern oft lieber als Kurssteigerungen

Arne Sand ist geschäftsführender Gesellschafter der Stuttgarter Vermögensverwaltungs- und Fondsgesellschaft Smart Invest

Capital: „Dividenden sind die besseren Zinsen“ lautet das neue Motto der Geldanlage, seit Anleihen keine Verzinsung mehr bieten. Wo, Herr Sand, gibt es denn noch Aktien, die neben einer attraktiven Dividende auch noch eine günstige Bewertung aufweisen?

Sand: Günstige Dividendenwerte sind im Wesentlichen noch in rohstoffreichen Ländern wie Norwegen und Kanada sowie in den südeuropäischen Krisenstaaten Griechenland, Spanien und Portugal zu finden. Hier lassen sich Dividendenrenditen von über drei Prozent erzielen. Günstig ist allerdings nur Norwegen mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,2.

Aber gehen Anleger in Ländern wie Griechenland oder Spanien nicht beträchtliche Risiken ein?

In der Tat ist die schwache Konjunktur in den Mittelmeerstaaten ein Risiko, das Anleger bei ihrer Investitionsentscheidung bedenken sollten.

Und in Kanada und Norwegen leiden die Märkte unter den fallenden Ölpreisen?

Richtig, in Norwegen und Kanada kommen viele Unternehmen aus den Bereichen Ölförderung und Oil Services. Beide Branchen haben zuletzt unter dem Preisverfall beim Öl gelitten. Ein weiter sinkender Ölpreis wird die Margen der Unternehmen zusätzlich belasten.

Und was ist mit Ländern wie der Schweiz und Großbritannien, die seit jeher zu den Dividenden-Klassikern, ist da nichts zu holen?

Bei Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich wird derzeit eine Dividendenrendite von 2,6 Prozent bei einem KGV von 18,7 erreicht. Ähnlich ist das Bild für die Schweiz mit einer Dividendenrendite von 2,7 Prozent und einem KGV von 18,8. Damit liegen beide Länder gerade einmal knapp über dem Durchschnitt. Auch die Bewertung ist im Schnitt nicht mehr allzu attraktiv.

Das hört sich mit Blick auf 2015 nicht gerade optimistisch an. Wie sieht es denn in einzelnen Branchen aus?

Auf der Sektorenebene haben wir eine ähnliche Situation: Hier bieten der Telekom- und der Finanzsektor die höchste Dividendenrendite. Unternehmen aus der Finanzbranche sind mit einem KGV von durchschnittlich 15,5 sogar die günstigste Branche, die zudem eine attraktive Dividendenrendite von knapp 3,1 Prozent aufweist. Aber bei den meisten Unternehmen ist die Ausschüttung nur so hoch, weil aufgrund der Regulierung der Anreiz fehlt, in Wachstum zu investieren. Das ist zwar für den Moment aus Investorensicht gut, doch langfristig erwachsen daraus Risiken.

Eine Kombination aus „guter Dividendenrendite“ und „günstig“ ist am ehesten im Bereich Energie zu finden. Die Branche weist eine Dividendenrendite von 4,28 Prozent und ein KGV von 16,4 auf. Allerdings schlägt sich hier der jüngste Preisverfall beim Öl nieder. Für 2015 wäre eine direkte Empfehlung für diesen Sektor daher zu undifferenziert. Angesichts des aktuellen Angebotsüberschusses auf dem Ölmarkt bei gleichzeitig stagnierender Nachfrage kann der Ölpreis auch länger auf dem niedrigen Niveau bleiben oder sogar weiter fallen. Dann hilft auch die günstige Bewertung wenig. Es kommt hier also darauf an, die Chancen wie zum Beispiel attraktive Bewertung und Dividendenrendite, den Risiken, die sich aus der aktuellen Situation ergeben, gegenüberzustellen und abzuwägen.

Smart-invest gilt als Spezialist für Absolute-Return- und Dividendenstrategien. Da werden Sie uns doch sicher eine oder zwei Ertragsperlen nennen können?

Es gibt noch die Ertragsperlen, aber sie sind schwieriger zu finden – die Zeit der einfachen Gewinne ist vorbei. Deshalb sollten Anleger ihre Titel noch genauer auf Basis solider Bilanzen und eines erfolgreichen Geschäftsmodells auswählen.

Und was halten Sie von Fonds, die an Dividendenstrategien ausgerichtet sind?

Der Markt hält eine Vielzahl von Produkten vor. Bei der Auswahl sollte jedoch eines bedacht werden: Eine unerlässliche Komponente jedes dauerhaft erfolgreichen Fonds ist und bleibt ein aktives Risikomanagement. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass auch Dividenden-Stars drastisch an Wert verlieren können.

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