Der Fonds
Der DWS Vermögensbildungsfonds I gilt als Klassiker unter den globalen Aktienfonds, navigierte aber in den ersten drei Jahrzehnten seit seiner Auflage 1970 unter dem Radar der meisten Anleger und Beobachter. Nach vielen hervorragenden Jahren unter der Verantwortung des DWS-Urgesteins Klaus Kaldemorgen stiegen die verwalteten Mittel von gerade einmal 60 Mio. Euro im Jahr 1999 auf über 5 Mrd. Euro 2001. Während das Volumen stieg, ging die Leistung zurück.
Kaldemorgen misstraute vor allem der Lage nach der Finanzkrise, agierte defensiv, setzte zu früh auf Japan, hinkte dem Weltaktienindex MSCI World stark hinterher – und musste die Verwaltung des Fonds vor knapp zwei Jahren Jahren an Andre Köttner abgeben, der vom Rivalen Union Investment kam. Die absolute Leistung des Fonds war für geduldige Anleger indes langfristig immer zufriedenstellend: Rund 5,5 Prozent Rendite pro Jahr in den letzten zehn Jahren und 8,5 Prozent pro Jahr seit Auflage können sich sehen lassen.
Stärken
Der Managementwechsel zeigt Wirkung: Seit der Übernahme im Februar 2013 hat der DWS Vermögensbildungsfonds I ist die Leistung nach Kosten wieder auf Augenhöhe mit dem Vergleichsindex MSCI World, auf Jahressicht per Mitte November 2015 sogar knapp vier Prozentpunkte besser – eine für Köttners Stil typische Überrendite: unspektakulär, aber konstant. Der neue Mann an der Spitze krempelte den Fonds grundlegend um. Die Investitionsquote stieg, als defensiv geltende Aktien von Versorgern und Telekommunikationsfirmen mied er ebenso wie Schwellenländerwerte, hingegen erhöhte er den Anteil von US-Aktien und Technologietiteln.
Schwächen
Der Fonds kann aufgrund seines Volumens von aktuell rund 7,2 Mrd. Euro kaum in kleine und mittelgroße Werte investieren. Die Zusammensetzung des Portfolios weicht deutlich von der des Vergleichsindex ab. Das heißt: Für die entrichteten Gebühren setzt der Manager tatsächlich eine eigene Meinung um, anstatt bloß den Index nachzubauen. Da 99 Prozent des Fondsvermögens in Aktien investiert sind, werden dennoch die großen, strukturellen Trends an den globalen Kapitalmärkten wertbestimmend sein, weniger die individuelle Branchen- und Titelauswahl.
Portfolio
Bedeutendste Branche ist der Finanzsektor, gefolgt von den im Vergleich zum Index übergewichteten IT- und Gesundheitssektoren. Google, Nestlé, Apple und Roche machen die wichtigsten Einzeltitel aus, unter den zehn größten Werten tauchen mit dem Biotechwert Celgene, Japan Tobacco sowie der US-Apothekenkette CVS Health gleich drei Werte auf, deutlich machen, dass der Fonds nicht extrem indexnah verwaltet wird wie viele globale Aktienfonds. Den Schwellenländern misstraut das Management derzeit hingegen, Titel aus Korea und Taiwan sind lediglich eine kleine Beimischung.
Fazit
Mit der deutlich verbesserten Kursentwicklung qualifiziert sich der internationale Aktienfonds wieder als Basisanlage – auch dank der im Branchenvergleich erfreulich niedrigen Kosten von zuletzt 1,45 Prozent und dem Verzicht auf Performancegebühren.
Der Text erschien zuerst in Capital 09/2015. Der Text wurde aktualisiert. Interesse an Capital? Hier können Sie sich die iPad-Ausgabe der neuen Capital herunterladen. Hier geht es zum Abo-Shop, wenn Sie die Print-Ausgabe bestellen möchten