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Fonds ETF-Anbieter auf Kundenjagd

Die Indexfonds-Branche wächst ungebrochen. Anbieter gehen mit speziellen Produkten und niedrigen Gebühren auf Kundenfang

Börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) eilen von Rekord zu Rekord. Im März steckte so viel Anlegergeld in den Fonds wie nie zuvor, weltweit verwalteten sie rund 2300 Mrd. US-Dollar. Das meiste Geld floss in Aktien-ETFs, auch Rohstofffonds konnten zulegen. Aus Renten-ETFs zogen Anleger dagegen Geld ab. Vor allem in den USA griffen Anleger zu Aktienprodukten. In Europa war es umgekehrt: Hier kauften Investoren im März Renten-ETFs und verkauften Aktien-ETFs.

Während aktiv verwaltete Fonds immer hartnäckiger um neue Anleger werben müssen, wächst die ETF-Industrie ungebrochen. Der Indexfonds-Markt wird erwachsen. Deutlichstes Zeichen dafür: Anbieter bringen immer speziellere Fonds auf den Markt, um sich von Konkurrenten abzusetzen und auch noch die abseitigsten Investorenbedürfnisse zu befriedigen. Vor einigen Jahren waren ETFs eine Seltenheit, die Leitindizes einzelner Schwellenländer nachbauen. Heute müssen deutlich abseitigere Produkte her.

Indexfonds mit dreifachem Hebel

Trotz Kritik von Verbraucherschützern wächst die Zahl der sogenannten gehebelten ETFs, die die Bewegungen ihres zugrundeliegenden Index doppelt oder dreimal so stark nachvollziehen. Der britische Anbieter ETF Securities etwa hat kürzlich vier Indexfonds mit dreifachem Hebel auf die Aktienindizes Dax und Euro Stoxx 50 aufgelegt. Auch das Angebot an Short-ETFs, die auf fallende Kurse setzen, nimmt zu. Das französische Investmenthaus Lyxor beispielsweise hat Anfang März drei Short-ETFs auf japanische, britische und amerikanische Anleihen aufgelegt. Anleger sollen mit Short- und Hebel-ETFs gezielt taktisch investieren können. Für Privatinvestoren sind sie allerdings kaum geeignet. Solche Produkte seien nur etwas für Anleger, die nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, wetterte Ende vergangenen Jahres Wall-Street-Legende und Indexfonds-Pionier John Bogle, Gründer der Investmentgesellschaft Vanguard.

Ein weiterer Trend: Immer mehr Indexfondshäuser bringen ETF-basierte Produkte auf den Markt, die Anlegern die Asset-Allokation abnehmen sollen. Markus Kaiser, der im Jahr 2007 den ersten ETF-Dachfonds für deutsche Investoren aufgelegt hat, brachte Ende vergangenen Jahres mit der Gesellschaft Star Capital drei neue Dachfonds heraus, die mit einem vermögensverwaltenden Ansatz in ETFs investieren. „Ich kombiniere die Stärken der passiven Welt mit einem aktiven Investmentansatz“, sagt er. Brancheninsider gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren viele neue ETF-Dachfonds auf den Markt kommen werden.

Anleger profitieren von Kampfpreisen

Auf der einen Seite werden für neue, komplexe ETFs meist höhere Gebühren fällig als für Fonds auf gängige Indizes wie den Dax oder den MSCI World. Auf der anderen Seite ist der Preiskampf unter den ETF-Anbietern noch immer in vollem Gange. Seit Jahren preschen immer wieder einzelne Gesellschaften vor und senken auf einen Schlag die Gebühren vieler Produkte. Anleger können sich über die Kampfpreise freuen.

Zu Beginn dieses Jahres eröffnete DB X-Trackers eine neue Runde: Die Deutsche-Bank-Tochter senkte die jährliche Gesamtkostenquote physisch replizierender ETFs auf den Dax und den britischen Aktienindex FTSE 100 auf 0,09 Prozent. Zuvor hatten deren Kosten bei 0,15 beziehungsweise 0,3 Prozent pro Jahr gelegen. Kurz darauf drückte der Anbieter auch die Jahresgebühr für einen ETF auf den Index Euro Stoxx 50 auf 0,09 Prozent. Ein Indexfonds auf das Aktienbarometer MSCI USA soll bald zum selben Niedrigpreis auf den Markt kommen. Investoren sollen die verbilligten ETFs als Basisinvestment nutzen, heißt es von DB X-Trackers. Der Anbieter will mit dieser Strategie explizit neue Kunden gewinnen. Investoren sollten allerdings nicht nur auf die Verwaltungsgebühren von Indexfonds achten, sondern auch darauf, mit welchen Mitteln und wie genau die Fonds ihren zugrundeliegenden Index abbilden und welche Gegenparteirisiken sie eingehen.

In Zukunft dürfte der Wettbewerb in der Branche noch härter werden. Trotz des neuen Rekords im März: Unterm Strich investierten Anleger in diesem Monat weniger Geld in ETFs als im Vormonat. Im Februar hatte die Branche global Nettozuflüsse in Höhe von 27 Mrd. Dollar verzeichnet, im März waren es nur noch 11 Mrd. Dollar. Diese Zahlen sind zwar nur eine Momentaufnahme. Langfristig muss die ETF-Industrie nach Einschätzung von Branchenkennern aber in großem Stil Privatinvestoren für sich gewinnen, um weiter wachsen zu können.

Höher, schneller, weiter

Indexfonds verwalten immer mehr Geld. In Europa stecken mittlerweile rund 300 Mrd. Euro in ETFs

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Quelle: Deutsche Bank; Stand: März 2014

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