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Aktien Ende des Tech-Booms in Sicht

Die Aussichten für Tech-Aktien trüben sich ein. Investoren halten schon Ausschau nach Überfliegern für den nächsten Boom. Von Julia Groth

Der US-Technologieindex Nasdaq Composite hat es geschafft, die höchste Hürde zu nehmen: Er schlug sein bisheriges Allzeithoch aus dem Jahr 2000. Auf dem Höhepunkt des Internet-Hypes vor 15 Jahren war der Aktienindex, der rund 3000 Unternehmen aus der Technologiebranche umfasst, auf 5132 Zähler geklettert. Mitte Juni dieses Jahres stand er bei 5164 Zählern. Seitdem ist das Marktbarometer leicht gefallen, präsentiert aber nach wie vor starke Zahlen.

Wie es im Jahr 2000 weiterging, ist bekannt. Die Dotcom-Blase platzte, die Kurse von Technologie-Aktien brachen ein. Eine vergleichbare Marktkatastrophe ist zurzeit nicht in Sicht. Der jahrelange Höhenflug der Tech-Werte könnte aber trotzdem bald ein Ende finden. Der Grund: Die Technologie-Branche ist mittlerweile ein reifer Markt, viele etablierte Produkte nähern sich ihrer Sättigungsgrenze. Die jüngsten Technologien taugen wiederum noch nicht für den Massenvertrieb.

„schwierige Aussichten für die Technologie-Branche“

Die weltweiten Computerverkäufe sind im zweiten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahresquartal um 11,8 Prozent gesunken, meldet das Research-Unternehmen IDC. Damit setzte sich ein Trend fort, der bereits seit einiger Zeit zu beobachten ist. Auch die Verkäufe von Tablets schwächelten zuletzt: Im ersten Quartal dieses Jahres sanken sie im Nahen Osten und Afrika gegenüber dem Vorjahresquartal um 5,8 Prozent – der erste Rückgang überhaupt. In den kommenden Jahren werde der Tablet-Markt weltweit deutlich langsamer wachsen als bisher angenommen, prophezeien die IDC-Experten. Auch bei Smartphones flacht die Wachstumskurve ab, was IDC vor allem auf die sinkende Nachfrage in China zurückführt.

Als die PC-Verkäufe vor drei Jahren zu fallen begannen, sei es für einen Abgesang auf die Technologiebranche zu früh gewesen, sagt Robert Rethfeld, Charttechniker und Herausgeber des Börsenbriefs „Wellenreiter-Invest“. Das Geschäft mit Tablets und Smartphones habe das Geschäft befeuert. „Ein rückläufiger PC-Markt, stagnierende Tablet-Verkäufe sowie das Erreichen einer Sättigungsgrenze im Verkauf von Smartphones in China ergeben in der Kombination aber vergleichsweise schwierige Aussichten für die Technologie-Branche“, sagt er.

Produkte, die auf virtuelle Realitäten setzen oder Nutzern bei der Selbstoptimierung helfen, wie spezielle Fitness-Apps, könnten der Branche neuen Rückenwind verschaffen. Viele dieser Produkte stecken allerdings noch in den Kinderschuhen. Auf absehbare Zeit dürfte es ihnen deshalb nicht gelingen, den Rückgang im traditionellen Geschäft zu kompensieren, schätzt Rethfeld. „Bis sich die nächsten Technologien in Verkäufe umsetzen lassen, könnten Tech-Werte daher durchhängen.“

Warten auf das nächste große Ding

Anleger, die gezielt in Technologie-Aktien investieren, sehen sich einer schwierigen Aufgabe gegenüber: Sie müssen herausfinden, welche Unternehmen nach der Flaute zu den Gewinnern gehören könnten. Branchenriesen wie Google scheinen für die Zukunft gut gerüstet. Mit Projekten wie dem fahrerlosen Auto hat sich der US-Konzern in den vergangenen Jahren breiter aufgestellt. Auch der Software-Gigant Microsoft bereitet sich mit Produkten wie der „HoloLens“, einer Augmented-Reality-Brille, auf die Zukunft vor.

Die Aktien beider Unternehmen sind vergleichsweise teuer. Der Preis der Google-Aktie etwa hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht. Sollten die Aktienkurse in der kommenden Zeit schwächeln, wäre das eine gute Einstiegsgelegenheit für Investoren. Ein anderer Weg wäre, nach Start-ups zu suchen, die in den kommenden Jahren durchstarten könnten. Um geeignete Kandidaten zu finden, sollten sich Anleger aber in der Branche sehr gut auskennen und Verluste verkraften können, wenn die Unternehmen letztlich doch nicht auf der Gewinnerseite stehen.

Google C Aktie

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