Burkhard Wagner ist Vorstand der Partners VermögensManagement AG in München
Für Investoren, die nach Anlagemöglichkeiten suchen, sind Wandelanleihen aufgrund ihrer aktuell günstigen Bewertungen eine attraktive und sinnvolle Anlageklasse. Wunderdinge sollten Anleger nicht erwarten, jedoch bieten Wandler für mittelfristig anlegende Investoren ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Historisch betrachtet schwankt ihr Wert geringer als die traditionellen Aktien- und Anleihenmärkte. Und sie sind in der Regel weniger anfällig bei Zinsveränderungen als normale Bonds. Dadurch eignen sich Wandelanleihen bestens zur Diversifizierung eines Portfolios.
Wandelanleihen, im Fachjargon auch Convertibles genannt, sind eine Spielart der Unternehmensanleihen und weisen aufgrund ihrer Zwitterstellung Merkmale von Fremd- und Eigenkapital auf: Anleger bekommen eine feste Verzinsung und gleichzeitig die Möglichkeit (Option), die Papiere in Aktien des emittierenden Unternehmens zu wandeln. Diese Wandlungsmöglichkeit bietet die Chance, indirekt an künftig steigenden Aktienkursen zu partizipieren. Anleger profitieren in diesem Fall von steigenden Märkten, weil der Wert der Option mit den Aktienkursen zulegt. Fallen die Aktiennotierungen, bietet der entsprechende Zinscoupon eine Art „Puffer“, da die jeweilige Anleihe einen festen Zins sowie die Rückzahlung am Ende der Laufzeit garantiert.
Puffer wird zum Püfferchen
Aktuell sind die Zinscoupons der Zwitterpapiere nicht so attraktiv wie die klassischer Unternehmensanleihen. Vereinzelt wurden in jüngerer Vergangenheit schon Wandelanleihen als Null-Prozent-Bond emittiert. Somit entpuppt sich die Pufferfunktion zusehends als „Püfferchen“. Das führt zu einer tendenziell ansteigenden Volatilität. Trotz dieser aktuell erhöhten Schwankungen sind Wandelanleihen für Investoren aber ein attraktiver Anlagebaustein.
Denn langfristig gilt die „goldene“ Wandler-Regel, wonach Wandelanleihen etwa zwei Drittel einer Aufwärtsentwicklung bei Aktien nachvollziehen, jedoch nur zu einem Drittel einem Abwärtstrend folgen. Leider gilt diese Regel nicht immer und nicht in allen Marktsituationen. In der Finanzkrise 2008/2009 etwa fielen die Kurse von Wandelanleihen überdurchschnittlich. Der Grund lag darin, dass Hedgefonds-Manager, die über Wandelanleihen versucht hatten, günstiger an Aktien zu gelangen, ihre Convertibles zu jedem Preis verkauften. Da die Wandler-Märkte sehr eng und speziell sind, führte das zu überdurchschnittlichen Kursverlusten.
Privatanleger sollten Fonds wählen
Abweichungen gab es auch in der jüngeren Vergangenheit, jedoch eher in positiver Richtung. Vereinzelt konnten Anleger mit Wandlern höhere Gewinne erzielen als mit Aktien. Diese Übertreibung relativierte sich etwas durch die Entwicklung der vergangenen Wochen. Somit bietet das aktuelle Kursniveau interessante Einstiegschancen.
Die Krux bei Wandelanleihen ist die oftmals recht komplexe Ausgestaltung der einzelnen Papiere. Vorzeitige Kündigungsmöglichkeiten, komplizierte Anleihen-Details und häufig Mindestanlagen von 100.000 Euro stellen für private Investoren hohe Hürden dar. Daher sollten Anleger den Weg über gemanagte Fonds wählen. Als Alternative dazu bietet sich ein Indefonds an (siehe Capital-Tipp unten).
Ausgesuchte global anlegende Wandler-Fonds erwirtschafteten in den vergangenen fünf Jahren Renditen zwischen 28 und 60 Prozent, und das bei relativ geringeren Schwankungen.
Capital-Tipp:
Der Vermögensverwalter State Street Global Advisors legte vor kurzem den ersten ETF für globale Wandelanleihen auf. Der Global Convertible Bond UCITS ETF ist auf Xetra an der Deutschen Börse gelistet und bietet Anlegern die Möglichkeit, kostengünstig und transparent in diese Anlageklasse mit ihren spezifischen Risiko-Ertrags-Profil zu investieren. Der ETF bildet den Thomson Reuters Qualified Global Convertible Index nach, der auf diverse Währungen lautende Wandelanleihen unterschiedlicher Emittenten weltweit enthält.